Krone KulTOUR

Ein Raubtier und kleines Mädchen

Salzburg
14.07.2017 19:51

Athina Rachel Tsangari inszeniert Wedekinds "Lulu" und verrät, was es mit der magischen Zahl 3 auf sich hat . . .

Wenn Athina Rachel Tsangari über die Pernerinsel von einem eigenen kleinen Land, mit einem ganz speziellem Ambiente und einer familiären Atmosphäre unter den Darstellern aber auch mit den Technikern schwärmt, wechselt die gebürtige Griechin sogar kurz vom Englischen ins Deutsche, um es mit den Worten "It’s very gemütlich" auf den Punkt zu bringen.

Alles andere als gemütlich ist allerdings die Aufgabe, die sich die erfolgreiche Filmemacherin und Regisseurin (u.a. "Attenberg", "Chevalier") für ihr erstes Theaterprojekt ausgesucht hat.

Mit Frank Wedekinds "Lulu" inszeniert Tsangari bei den Salzburger Festspielen nämlich wahrlich eine "Monstertragödie", an der selbst der Autor nahezu 30 Jahre lang arbeitete, und die alle, die sich ihr bis dato angenommen haben, vor extreme Herausforderungen stellte.

Tsangari geht es nicht anders: "Es ist eine fantastische, gleichzeitig aber auch eine nervenaufreibende Erfahrung. Der Text ist schwierig und sperrig und fordert das ganze Ensemble enorm. Wir sind gerade dabei ihn zu entdecken und einen roten Faden zu finden. Nachdem Wedekind kein Interesse hatte, auch nur eine seiner Figuren Preis zu geben, sind sie alle sehr komplex und bergen, wie das Stück, etwas Geheimnisvolles, Mystisches in sich. Dieses Mystische möchte ich auf die Bühne der Pernerinsel bringen", verrät sie beim Terrassen-Talk mit Schauspiel-Direktorin Bettina Hering.

Auch die konfliktgeladenen Beziehungen zwischen Lulu und ihren Ehemännern, Liebhabern und der lesbischen Verehrerin Gräfin Geschwitz geben Rätsel auf. "Ich glaube nicht, dass es überhaupt um das gegenseitige Begehren der einzelnen Figuren geht, vielmehr ist die Selbstzerstörung, der Tod das einzige Objekt der Begierde."

Außerdem ist Lulu für die Regisseurin nicht bloß eine Femme fatale, die Männer verschlingt und sich am Ende selbst umbringt, wie sie in Filmen, Theaterstücken oder der Oper oft dargestellt wurde. "Das ist eine altmodische Ansichtsweise. Ich betrachte diese intelligente Frau, die sehr strategisch vorgeht, aus einem ganz anderen Blickwinkel. Für mich hat sie viele Facetten. Sie ist Raubtier und zugleich ein kleines Mädchen, das schlicht und einfach geliebt werden möchte. Was allerdings in der Gesellschaft zu Wedekinds Zeit aber auch heute ein Ding der Unmöglichkeit ist."

Um die unterschiedlichen Facetten darstellen zu können, werden in Tsangaris Inszenierung gleich drei Lulus in Erscheinung treten!

"Drei ist die magische Zahl in diesem Stück. Denn es geht nie nur um die Liebe zwischen zwei Menschen, vielmehr ist immer ein dritter Protagonist involviert", betont Tsangari.

"Außerdem bringt jede Darstellerinnen eine unterschiedliche Energie, verschiedene Stile und Hintergründe mit. Meine Aufgabe ist es, diese Zutaten wie ein Koch zu einem hoffentlich schmackhaften Gericht zusammen zu führen!"

Wie dieses letztendlich ab 17. August angerichtet wird, wollte sie gestern beim Talk noch nicht verraten. "Ich will das Publikum noch etwas auf die Folter spannen. Aber eines kann ich schon sagen, die Lulus werden nicht strukturiert, sondern durchaus auch miteinander auf der Bühne stehen."

Apropos Darsteller: Martin Wuttke musste aus gesundheitlichen Gründen absagen. "Mit Steven Scharf, der u.a. in Martin Kuejs "Hexenjagd" mitwirkte, haben wir aber für die Rolle des Dr. Franz Schöning einen tollen Ersatz gefunden", versichert die Schauspielchefin.

Tina Laske, Kronen Zeitung

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