Krisen-Telefonate

Beim Bahnhof werden grüne Weichen gestellt

Salzburg
19.05.2017 06:43

Für Salzburgs Grünen-Chefin Astrid Rössler war dieser 18. Mai "kein angenehmer Tag": Gleich nach dem Aufwachen erfuhr sie vom Rücktritt ihrer Parteifreundin Eva Glawischnig, zwei Stunden später Krisen-Telefonkonferenz mit der Parteispitze. Es ging auch um die Frage, ob sie sich die Nachfolge vorstellen kann.

Über eine Stunde dauerte am Donnerstag morgen die für acht Uhr blitzartig einberufene Telefon-Konferenz der Grünen. Am Hörer die Parteichefin, der Bundesvorstand und die Sprecher der Länder: Thema war der Rückzug von Eva Glawischnig und die große Frage: Wer folgt nach? Alles war anders gekommen, denn geplant war laut Infos der "Krone", dass Glawischnig ihren Rücktritt am heutigen Freitag beim Bundesvorstand in Salzburg verkündet. Doch diese Nachricht gelangte über die deutsche Zeitung "Die Zeit" bereits in der Nacht zum Donnerstag an die Öffentlichkeit - und erwischte viele Grüne eiskalt. Astrid Rössler soll sich am Donnerstag "Bedenkzeit" erbeten haben: Offiziell schweigt sie aber zu einer möglichen Übersiedlung an die Parteispitze in Wien. Es hat auch organisatorische Gründe, warum die Salzburgerin als eine von drei Favoriten gehandelt wird: Der Klub ist personell gut aufgestellt, die Grünen haben drei Regierungsmitglieder. Rösslers Wechsel könnte daher ohne größere Reibungsverluste ablaufen. Sie selbst aber soll zum jetzigen Zeitpunkt weniger interessiert sein und würde ihrer Tiroler Kollegin Ingrid Felipe gerne den Vortritt lassen. Oder doch nicht?

Aus Parteikreisen heißt es, dass dieses Aus für Glawischnig schon länger absehbar war. Auslöser: Interne Streitigkeiten nach dem umstrittenen Parteiausschluss der Jungen Grünen um Flora Petrik. Mehrere Länder-Organisationen und der Klubchef der Tiroler Grünen haben die Entscheidung kritisiert. Rössler selbst hatte sich immer hinter Glawischnig gestellt - beide Frauen verbindet eine jahrelange Freundschaft. Aber innerhalb der Salzburger Grünen wurde der Schritt dennoch höchst kontrovers diskutiert. Salzburgs Junge Grüne jedenfalls zeigten sich damals solidarisch mit den ausgeschlossenen Funktionären. Sie traten damit faktisch aus der Bewegung aus. "Wir wählen in Kürze eine neue Leitung", erklärte der Landesvorstand der Jungen Grünen, Mario Steinwender. Mit dem spektakulären Rücktritt von Eva Glawischnig werde aus seiner Sicht der Weg zurück zur Partei geebnet. "Das war es einfach nicht wert, so einen Ärger in Kauf zu nehmen, nur wegen einer ÖH-Wahl an der Universität", zeigte sich eine Rössler-Vertraute gegenüber der "Krone" verärgert. Erschwerend: So wie Rössler erfuhr der Großteil der grünen Funktionäre in Salzburg vom Rücktritt erst Donnerstag früh. Das sorgte für Unmut.

Grünes Gipfeltreffen im Parkhotel Brunauer
Rössler selbst, mit ihrem bekannten grünen Fahrrad gekommen, äußerte sich am Vormittag nach der Bilanz-Pressekonferenz der Landesregierung (mit Wilfried Haslauer und Hans Mayr) im Innenhof der Neuen Residenz nur zurückhaltend: "Ich bedauere das sehr, habe aber großen Respekt vor ihrer Entscheidung." Unter Glawischnig habe die Partei ihre größten Erfolge erzielt. Rund 30 Mitglieder aus den Ländern, der Parteispitze und dem Nationalrat werden heute ab 10.30 Uhr im Vier-Sterne-Parkhotel Brunauer - eigentlich ein traditionell "roter" Treffpunkt, vor allem der Gewerkschafter - erwartet. Im Bahnhofsviertel sollen die grünen Weichen gestellt werden: Die Nachfolgerin wird interimistisch eingesetzt. Die endgültige Wahl erfolgt beim Bundeskongress am 25. Juni in Linz.

Anna Dobler, Kronen Zeitung

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