18 Jahre Stadtchef

“Aus und vorbei!”

Salzburg
28.07.2017 23:30

Aus und vorbei: Heinz Schaden ist nach 18 Jahren als Bürgermeister durch ein (nicht rechtskräftiges) Urteil aus dem Amt gehoben worden. Auch wenn er in die Berufung geht, auch wenn er über das Wochenende nachdenkt und es Montag offiziell wird: Die Ära ist zu Ende. Im Herbst kommen Neuwahlen. Eine Analyse seiner Amtszeit, in der es gewaltige Erfolge für die Stadt gab.

Es war ein langer Weg, bevor der frühere Pressereferent der Arbeiterkammer, Dr. Heinz Schaden, gelernter Diplomat, geboren 1954 in Graz, Bürgermeister von Salzburg werden konnte.

Wie er Bürgermeister wurde

Dramatische Stunden am 4. Oktober 1992: Siegessicher spaziert an diesem Sonntag Amtsinhaber Harald Lettner, ein sympathischer Rechtsanwalt, zu seinem Wahllokal in Morzg.

Wie er "seine"  Stadt entschuldet hat

In dem schönen Salzburger Stadtteil ist alles in Ordnung, doch überall sonst kocht die Volksseele: Der Vize des SPÖ-Stadtchefs, Herbert Fartacek, hat mit seiner linksextremen Politik breite Schichten vergrämt. Und überdies begann der Professor einen "Medien-Krieg" mit der "Krone": Es ging um Subventionen für ein Punkerhaus.

Erdrutsch. Aus. Vorbei.

Lettners SPÖ verliert gleich neun Mandate.

Der linke Führer Fartacek will an die Macht, die SPÖ schwört sich auf Schaden ein, der ist allerdings auf einem hinteren Platz gereiht.

Wie er dem Tod entkam

So müssen einige verzichten. Druck wird ausgeübt. Diese Informationen verbreiten sich und lösen Unruhe bei Funktionären aus.

Die ÖVP will Josef Dechant zum Bürgermeister machen. Sie braucht eine Mehrheit und findet sie in der Fartacek-Gruppe. Mit drei Getreuen ist der Professor am Morgen aus der Partei ausgetreten - und wählt am Vormittag Josef Dechant zum zweiten "schwarzen" Bürgermeister in der Stadtgeschichte (nach Josef Preis, dem sogar eine Allee gewidmet wurde).

Dechant ist lieb und nett und geht gern ins Kaffeehaus. Als 1999 wieder gewählt werden soll, kauft er ein Grundstück in Elsbethen - 50 Meter über der Stadtgrenze. Es bleibt nicht geheim und löst Emotionen aus: Nach der Verfassung muss nämlich der Bürgermeister innerhalb der Stadtgrenzen wohnen.

Landesparteichef Franz Schausberger zieht die Reißleine, zaubert den jungen Energie-Manager Karl Gollegger aus dem Hut und lässt Dechant auslaufen.

Ein Fehler, denn der Amtierende hätte die Wahl trotz allem glatt gewonnen.

Gollegger kommt im ersten Durchgang nahe an Schaden heran, schlägt bei einer TV-Diskussion allen Ernstes vor, 400 Magistratler zu kündigen und so siegt bei der Stichwahl Schaden.

Seit 1999 ist er Bürgermeister. Immer und überall mit dem Radl da.

Hektisch oft: Viele Termine an einem Abend, im Theater geht er oft nach der Pause, Touren auf seinen geliebten Gaisberg und weite Reisen sind sein Hobby.

Eine Kreuzfahrt mit der Costa Concordia. Das Schiff geht unter. Er habe viele Tote gesehen und nicht gewusst, ob er die Nacht überleben werde. Todesangst.

Seine chinesische Frau Jianzhen liebt er über alles: Mit ihr reist er nach Istanbul und beschließt, vor einem Besuch der Einkaufsstraße Istikbal noch eine Kaffeepause einzulegen.

Minuten später detoniert dort eine gewaltige Bombe.

Schaden hat wieder einmal überlebt.

Die Stadt machte er schuldenfrei und so kann er seine Bauprojekte verwirklichen. Die meisten Termine für die Fertigstellung sind für 2018 programmiert.

Als Bürgermeister wird Heinz Schaden dies nicht mehr erleben. Das abrupte Ende eines Lebenswerks.

Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

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