Lokal-Augenschein

Arbeitslose hoffen auf Chance

Salzburg
05.05.2015 18:24
"Ich bin seit mehr als zwei Jahren auf der Suche nach einer Arbeit. Trotz einer guten Ausbildung und viel Berufserfahrung will mich einfach keiner nehmen", ist Brigitte (54) verzweifelt. Mit Mitte 50 gilt sie als schwer vermittelbar. "Ich würde fast jeden Job annehmen. Aber ich werde nicht einmal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen." So wie Brigitte geht es derzeit vielen Salzburgern.

Mehr als 20.000 Arbeitslose in Salzburg und dementsprechend betrübte Stimmung bereits am Eingang des AMS: Denn kaum jemand verlässt das Arbeitsamt im Andräviertel mit einer guten Nachricht. "Es ist ja nicht so, dass sich die Mitarbeiter nicht bemühen würden, aber es gibt einfach keine Jobs für uns", sagt der 51-jährige Roland aus Salzburg. Mit "uns" meint er jene Arbeitsuchenden, die älter als 45 sind. Denn für sie ist die Jobsuche besonders schwer. Die 54-jährige Brigitte kam erst vor einem Jahr nach Salzburg. "Davor habe ich aber schon in Tirol ein Jahr nach einer neuen Arbeit gesucht." Sie ist sich sicher, dass das Problem bei der Politik zu suchen ist: "Es kann doch nicht sein, dass die kleinen Betriebe, die regional Menschen beschäftigen, keine Förderungen bekommen. Vielleicht sollten sich die Damen und Herren in der Regierung mal ein bisschen mit dem wahren Leben beschäftigen."

Schlechte Ausbildung und große Konkurrenz
Ein weiteres Problem: Knapp die Hälfte aller Arbeitslosen im Land hat keine Ausbildung. Selbst Hilfsarbeiten und Jobs, die kaum Vorkenntnisse erfordern, werden somit zur Mangelware. Qualifizierte Zuwanderer aus der östlichen EU tragen ebenfalls zum Jobmangel bei. "Mir wurde vor kurzem erklärt, dass ich zu alt sei und der Job an einen jungen Ungar vergeben wird. Denn der ist gut ausgebildet, schnell und billig", erzählt Franziska (42), die trotz einer Gastronomie-Ausbildung keinen neuen Job findet. "Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich zwei kleine Kinder habe. Viele Arbeitgeber befürchten, dass Frauen mit Kindern schlechter oder weniger arbeiten." Wer seine Ausbildung nachholen will, wird vertröstet oder an andere Einrichtungen verwiesen.

Junge Menschen fürchten um Zukunft
Wie auch im Fall der 24-jährigen Melanie. Die junge Mutter ist auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: "Durch die Schwangerschaft musste ich die Koch-Lehre abbrechen. Jetzt will ich sie abschließen, bekomme aber keinen Ausbildungsplatz." Vom AMS wird sie an andere Stellen verwiesen – man fühle sich hier nicht zuständig. Ein herber Rückschlag für die junge Mutter, die ihrem Kind so gerne mehr bieten möchte. Was ihnen bleibt: "Die Hoffnung, dass es wieder bergauf geht. Anders steht man diese Situation nur schwer durch", sagt Roland. "Denn wir haben alle etwas im Kopf und hoffen auf eine Chance, dass wir das zeigen können", ergänzt Franziska.

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