Oster-Wunder

Am Großvenediger vermisste Deutsche lebend geborgen

Salzburg
06.04.2010 09:46
Man kann es durchaus als Oster-Wunder bezeichnen: Jene vier deutschen Schneeschuhwanderer, die seit Samstag im Großvenediger-Gebiet verschollen waren, sind wohlauf. Das Quartett hatte in einer Schneehöhle mit Biwaksäcken (siehe Bild) ausgeharrt und wurde nach einer groß angelegten Suchaktion Dienstag früh mit Wärmebildkameras unter der Venediger Scharte im Grenzgebiet zwischen Salzburg und Osttirol gefunden.

Die vier Männer wurden bereits ins Matreier Tauernhaus nach Osttirol geflogen, sie seien in einem "sensationellen" Zustand, sagte ein Notarzt. Vor allem wenn man bedenke, welche schwierige Wetterbedingungen (Neuschnee, starker Wind und eisige Kälte) vorherrschten, betonte der Arzt. Die Wanderer im Alter zwischen 40 und 50 Jahren, unter ihnen der Bürgermeister der "Goldstadt" Pforzheim, waren seit Samstag im Gebiet des Großvenedigers in den Hohen Tauern vermisst worden.

"Sie haben sich hervorragend verhalten und ihr Not-Biwakquartier aufgestellt - da dürfte ihnen ihre Bergerfahrung sehr zu gute gekommen sein", sagte Bergretter Estolf Müller. Auch die Bergausrüstung sei sehr gut gewesen, denn ansonsten hätten sie bei diesen Wetterverhältnissen nicht so gut überlebt. Außer ein paar Erfrierungen seien sie nicht verletzt, so Müller.

Bergsteiger-Können auf "oberem Niveau"
Die Männer waren sehr erleichtert, als der Polizei-Hubschrauber "Libelle FLIR" der Flugeinsatzstelle Klagenfurt sie in den frühen Morgenstunden entdeckte. Die Bergsteiger, die sich in einer Seehöhe von rund 3.500 Metern befanden, hätten vor ihrer Biwakhöhle Winkzeichen gegeben, so die Alpinpolizei. Die Bergung erfolgte dann auch mit einem Rettungshubschrauber des ÖAMTC.

Es handle sich um eine "unglaublich spaltenreiches Gebiet", in dem es in den vergangenen beiden Tagen mindestens 50 Zentimeter Neuschnee gegeben habe, berichtete der Einsatzleiter der Bergrettung Matrei, Peter Ladstätter. Der Schnee habe sich aber durch Windverfrachtungen ungleich höher aufgetürmt. Dass ihnen das Überleben unter diesen Bedingungen gelungen sei, zeuge von bergsteigerischem Können auf "oberem Niveau". Die vier gruben sich eine Schneehöhle und rückten eng zusammen, was dazu führte, dass man minimalen Wärmeverlust in Kauf nehmen musste.

Großeinsatz am Osterwochenende
Die vier Deutschen waren am Samstag von der Kürsingerhütte in Salzburg zum Gipfel des 3.662 Meter hohen Großvenedigers aufgebrochen. Um 12.30 Uhr erreichten sie ihn, um 14 Uhr wurden sie zum letzten Mal von einer anderen Bergsteigergruppe gesehen: Im Nebel stieg das gut ausgerüstete Quartett (LVS-Geräte, Schaufeln und zumindest zwei Biwaksäcke) nach Osttirol ab und ging in Richtung Prager Hütte. Doch dort kamen die Männer nie an.

Gegen 19 Uhr startete die Bergrettung eine Suchaktion - sowohl von Salzburger als auch von Osttiroler Seite. Diese Suche blieb bis 23.30 Uhr allerdings ergebnislos und wurde abgebrochen.

Am Sonntag waren über 70 Männer der Bergrettungen Neukirchen und Matrei sowie drei Alpinpolizisten im Einsatz. Unterstützt wurden die Helfer von einem Hubschrauber. Bei einem Suchflug auf der Salzburger Seite konnten die Vermissten nicht gesehen werden. Auf der Tiroler Seite hatte sich das Wetter über Nacht so verschlechtert, dass ein Suchflug unmöglich war.

Im Laufe des Tages waren neben der Prager Hütte alle Schutzhütten auf Osttiroler und Salzburger Hütte von den Bergrettern abgesucht worden - ohne Spur von den Deutschen. Die Bergretter vermuteten, dass sich die Urlauber auf der Venediger Scharte im Nebel verirrt hatten und auf dem vermeintlichen Weg zur sicheren Prager Hütte in eine falsche Richtung abgestiegen waren.

Alle Spuren durch Neuschnee verdeckt
Auch am Montag gab es keine Hinweise auf Spuren des Quartetts. Der bis zu 20 Zentimeter hohe Neuschnee habe alle Spuren verdeckt. Auch war die Wetterlage sehr schlecht: Die Lawinengefahr hatte sich erhöht (Stufe 3 oder erheblich), es gab starken Wind, sodass der Versuch, mit einem Hubschrauber auf den Gletscher zu gelangen, scheiterte. Bei Einbruch der Dunkelheit musste die Suchaktion erneut abgebrochen werden, ehe am Dienstagmorgen der entscheidende Anlauf gelang.

Ein fünfter Deutscher, der am Samstag vergeblich auf seine Kameraden gewartet hatte und schließlich Alarm schlug, traf bereits am Montagabend in Neukirchen ein.

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