Land des Lächelns

Vietnam: Wellness und Kultur in perfekter Harmonie

Reisen & Urlaub
16.12.2011 13:03
Wellness und Kultur in Vietnam: Die Freundlichkeit der Menschen ist ebenso bezaubernd wie das bunte Lampion-Meer der Welterbe-Stadt Hoi An und die verbotene Königsstadt am Parfümfluss in Hue. Dazu Schneider, Palmen, die goldgelbe China-Beach-Küste, ein Spa-Hotel erster Güte und Angst vor den Mopedattacken in Ho Chi Minh City.

Der heimatliche Schreibtisch scheint noch um einiges mehr als die tatsächlichen 9.000 Kilometer entfernt, während ich Linhs Rückenmassage genieße. In meinem Kopf sind die bunten Bilder eines Abendspazierganges durch Hoi An, ein zauberhaftes Städtchen in Zentralvietnam, das seit 1999 auf der UNESCO-Welterbeliste steht. Und während Linh meine Schultern bearbeitet, denke ich an das Meer von Lampions am Ufer des Thu-Bon-Flusses, das eine Reihe kleiner Restaurantgärten in alle Farben dieser Welt taucht. Kleine hübsche Kellnerinnen laden lächelnd dazu ein, doch Platz zu nehmen.

Die Freundlichkeit der Menschen ist uns ungewohnt, Vietnam ist das wahre Land des Lächelns. An diesem Abend hab ich dem Lächeln und den Restaurants widerstanden, mich nicht hingesetzt. Auf mich hatte ja der Shuttle zum Massagetermin bei Linh gewartet. Sie und ihre Kollegen lassen im Spa-Bereich des neuen Fusion Maia Resorts in Da Nang lächelnd jeden Alltagsstress vergessen. Wellnessen in Vietnam? Nicht nur, aber auch.

Natürlich wäre das Fusion Maia allein kein Grund, die rund 24-stündigen Anreise in Kauf zu nehmen, aber es erhöht den Anreiz ganz gewaltig: Jede Wohneinheit mit eigenem Pool und kleinem, sichtgeschütztem Garten. Dazu der traumhafte Strand, den die US-Soldaten als China Beach berühmt gemacht haben, während sie sich von den ihnen aufgezwungenen Kriegsgräueln erholten. Und die gesamte Spa-Angebotspalette (Massagen, Beauty etc.), die im gar nicht übertriebenen Zimmerpreis bereits enthalten ist. Ein idealer Ort, um ein paar Tage lang Land und Leute zu beschnuppern. Also Wellnessen und Kultur in Vietnam!

Maßanzug um 250 Dollar in nur zwei Tagen
So ist etwa das schon geschilderte Lampion-Meer Hoi Ans nur 20 Shuttleminuten entfernt. Wer durch die Straßen schlendert, sollte unbedingt halt bei einem der Dutzenden Schneider machen. Ein Anzug ganz nach eigenen Vorstellungen um weniger als 250 Dollar ist – wenn es sein muss – in zwei Tagen fertig. Uns hatte man AoBaBa empfohlen. Aber während einige Reisegefährten bereits umgeben von lächelnden Angestellten und genüsslich in Bergen von Magazinen blätterten, um sich nach Maß gedanklich neu einzukleiden, zog es mich und andere wieder hinaus auf die Gasse und weiter in Richtung Japanische Brücke, des Wahrzeichens.

Die Stadt ist ein bizarres und doch stimmiges Konglomerat unterschiedlicher Bauten und Stile: Tempel, Privathäuser, Kaufmannsläden, Museen, Souvenirshops – und manchmal irgendwie alles in einem. Genug zu entdecken auch für alle, die mit den AoBaBa-Schneidern einig geworden sind und daher noch mindestens zweimal nach Hoi An shutteln werden: Zwischen- und Endanprobe.

Wer am Strand in Da Nang wohnt, sollte sich auch die Stadt selbst, sie ist die drittgrößte des Landes, und ihre Umgebung nicht entgehen lassen. Wir sind durch die riesige Markthalle gewandert, haben der – zugegeben großen – Versuchung widerstanden, eine Flasche Reiswein mit eingelegter Schlange und Skorpion zu erstehen. Wir haben die Halbinsel Son Tra erkundet und keuchten zu einer der beeindruckenden Tempelgrotten in den Marble Mountains, den Marmorbergen, hinauf. Ausflüge dieser Art ließen sich übrigens auch problemlos mit dem Fahrrad unternehmen. Man wäre in bester Gesellschaft, denn fast ganz Vietnam ist auf zwei Rädern – allerdings überwiegend motorisiert – unterwegs. Je größer die Stadt, desto mehr Mopeds, aber davon später.

Massage für die strapazierten Füße
Jedenfalls sollte man sich nach einer Radtour mit einer Fußreflexzonen-Massage belohnen, wie ich sie bei Linhs Kollegin Van genossen habe, während sie mir lächelnd von ihrem kleinen Sohn erzählt hat. Egal, ob im Hotel oder am Souvenirstand, fast alle Vietnamesen sprechen Englisch, mit der kleinen Einschränkung, dass man viele von ihnen genauso schlecht versteht, wie sie einen. "Meiei ieen ju uuhm" etwa hat sich mir erst auf dritte Nachfrage als "May I clean your room" entschlüsselt – egal.

Durchaus verständliches Englisch sprechen die professionellen Führer, und einen solchen sollte man unbedingt dabeihaben, wenn man zu einem weitere Schmuckkästchen in Zentralvietnam aufbricht: in die Stadt Hue, etwa drei Autobusstunden von Da Nang entfernt. Sie steht ebenfalls auf der UNESCO-Welterbeliste und war Hauptstadt unter den Nguyen-Monarchen, der letzten Königsdynastie Vietnams, die 1945 zu Ende ging.

Milder Winterregen trübt die Freude nicht
Es regnete, während wir das Haupttor der Zitadelle passierten. Obwohl unser Führer gutes Wetter versprochen hatte, weil sein unaussprechlicher Name übersetzt "Glück" bedeutet. Regen ist in der Region jetzt im Dezember normal, aber es ist mild – 20 Grad und mehr. Also im Regen in die Zitadelle. Die mehr als 500 Hektar große Stadt in der Stadt beherbergt die eigentliche Königsstadt mit ihrem einst privaten, verbotenen Teil, der Pupurnen Stadt: Paläste, Tempel, Pagoden, steinerne Drachen, Kanonen, das Königliche Theater - manches davon im Vietnamkrieg zerstört, wurde und wird es nun wieder aufgebaut.

Viele Königsgräber sind in und um die Stadt gestreut und durchwegs sehenswert. Auch die Thien-Mu-Pagode, etwa drei Kilometer von der Zitadelle entfernt, lohnt einen Abstecher. Im Klosterhof steht jener alte Austin, in dem sich 1963 in Saigon, heute Ho Chi Minh City, ein Mönch aus Protest öffentlich verbrannt hat.

Dann vielleicht per Drachenboot zurück in die Stadt. Über den Song Huong, den Parfümfluss, der angeblich manchmal nach abgefallenen Blüten duftet. Uns ist zwar niemand begegnet, der das je erlebt hat, aber irgendwie roch man ihn doch, den Fluss. Spätestens bei der nächsten abendlichen Spa-Behandlung, wenn Linh, Van oder sonstwer mit ihren duftenden Massageölen hantierten. Es ließe sich länger aushalten hier, ziemlich in der Mitte Vietnams. Aber wir wollten noch Saigon sehen, bevor es wieder nach Europa ging.

Historische Metropole Saigon
Es ist heißer, lauter, lebendiger in der Neun-Millionen-Metropole. Wolkenkratzer lehnen sich an einfache Häuser, breite Boulevards, viel französischer Kolonialstil. Eine Führung durch den Präsidenten- oder Wiedervereinigungspalast wird zur Geschichtsstunde. Ich war entsetzt im Vietnamkriegsmuseum und musste einmal mehr feststellen, wie großartig die Küche – nicht nur für Fischliebhaber – ist. Und ich hatte (anfangs) Angst vor den Mopeds, die zu Hunderten so direkt auf einen zukommen, dass man ihnen nach einer Straßenüberquerung glücklich "Ich lebe!" hinterherrufen möchte. Später im Flieger ein bisschen Wehmut: Ich werde das Lächeln vermissen – und Linhs Hände auf den Schultern.

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