Aurora Borealis

Urlauben, wo die Polarlichter tanzen

Reisen & Urlaub
21.01.2015 17:41
2015 begehen die Vereinten Nationen das Jahr des Lichts. Eine ganz besondere und faszinierende Art des Lichts ist die Aurora Borealis, auch als Nord- oder Polarlicht bekannt. Kommen Sie mit auf eine Silvester-Reise in den Norden Europas, die ganz im Zeichen dieses Naturphänomens stand.

Was sind Nordlichter?
Polarlichter entstehen, wenn elektrisch geladene Partikel eines Sonnenwindes bzw. Sonnensturmes auf die Erdatmosphäre treffen. Dadurch werden Prozesse ausgelöst, die dazu führen, dass Licht ausgesandt wird – sichtbar in hellen Farbbändern am Nachthimmel vorwiegend jener Regionen, die sich nördlich des Polarkreises befinden. Je stärker die Sonnenaktivität und je weniger künstliche oder auch natürliche Lichtquellen dabei im Spiel sind, die eine Lichtverschmutzung bewirken, desto intensiver können die Farben dieses faszinierenden Naturschauspiels erlebt werden. Das Farbspektrum reicht von Weiß, Grün, bis hin zu Rot, Blau und Violett, wobei Weiß und Grün die häufigsten Färbungen sind. Ist man sich bei schwächerer Sonnenaktivität nicht sicher, ob die Himmelserscheinung eine vom Mond bestrahlte Wolke oder eine Aurora ist, einfach mit einigen Sekunden Belichtungszeit fotografieren - tauchen grüne Farbtöne auf, ist es eine Aurora.

Auf in den hohen Norden!
Unsere Polarlichtreise führte uns zu Silvester 2014/2015 für sechs Tage nach Kiruna in Schwedisch-Lappland. Bei der Landung am "Flyplats Kiruna" um 14 Uhr nachmittags tauchen wir direkt ein in die Besonderheiten des Lebens nördlich des Polarkreises: Das Flughafenthermometer zeigt -23°C, und es ist, trotz des frühen Nachmittags, bereits stockdunkel – willkommen in der Polarnacht!

Auf dem kurzen Weg nach Kiruna über schneebedeckte Straßen bekommen wir einen ersten Eindruck davon, wie man mit der langen dunklen Jahreszeit leben kann: Die Straßenbeleuchtung erscheint angenehm hell, in allen Häusern, die malerisch vom frischen Pulverschnee eingehüllt werden, strahlen Leuchtsterne und Lichterbögen. Eine friedlich-harmonische Stimmung liegt über der Stadt. Immer wieder werden wir erleben, dass man es hier nicht eilig zu haben braucht. Man hört auf seine innere Stimme, hat Zeit für Freundlichkeit, Muße für Entspannung - perfekt, um hier Urlaub vom hektischen Alltag zu machen.

Wir beschließen, zum Auftakt eine Stadtführung mitzumachen, um mehr über einen dieser letzten Außenposten der Zivilisation auf europäischem Festland zu erfahren. Unsere bezaubernde schwedische Fremdenführerin Emma überrascht uns damit, dass diese Stadtführung nicht ganz einfach zu Fuß stattfindet, sondern per Kicksled, auf Schwedisch: Spark. Es handelt sich dabei um eine spezielle Art von Schlitten, auf der man aufrecht stehend - ähnlich wie bei einem Tretroller - mit einem Fuß antaucht, um vorwärts zu kommen. Emma meint mit einem Schmunzeln: "Das sind unsere Rollatoren. Diese Art von Schlitten wird normalerweise nur von Eltern mit kleinen Kindern und Omas gefahren." Und nach einer Pause, nicht ohne Stolz: "Und von mir." Na dann, auch genau das Richtige für uns. Während Emma mit spielerischer Leichtigkeit auf ihrem Spark davongleitet, keuchen wir ihr zunächst mühevoll und nur wenig grazil hinterher. Doch nach einiger Zeit bekommt man ein Gefühl für diese ungewohnte Art der Fortbewegung und es macht unglaublichen Spaß.

Emma zeigt uns den kleinen Stadtkern von Kiruna und erzählt einiges vom Leben in Nordschweden. Die Stadt entwickelte sich rund um die heute größte Eisenmine Europas. Diese ist der Hauptarbeitgeber und Motor der Stadt - zusätzlich zum Tourismus. Das Stadtbild ist ein sehr harmonisches, maßgeblich von einem einzigen Architekten, dem Gründervater der Stadt, geprägt: Hjalmar Lundbohm, der ab 1900 am Aufbau von Kiruna arbeitete. Kiruna sollte eine Vorzeigestadt werden, deren Bebauung auf die natürliche Topographie und die speziellen Witterungsverhältnisse, vor allem im Winter, Rücksicht nimmt.

Die Eisenmine liegt heute am Rand von Kiruna und ist ein imposantes Gelände, das von Weitem sichtbar ist. Diese Eisenmine ist auch der Grund, warum Kiruna derzeit einem Stadtentwicklungsprojekt von kaum vergleichbarem Ausmaß unterworfen ist: Die Stadt zieht um! Denn die Erzader verläuft in einem Keil unter dem Gebiet, weshalb die Stadt förmlich abzurutschen droht – seit einigen Jahren sind deutliche Risse in den Gebäuden sichtbar. Die komplette Stadt wird daher in drei Kilometern Entfernung neu aufgebaut – ein Projekt der Superlative, dem man in Kiruna teils mit sehr gemischten Gefühlen gegenübersteht.

Wir verabschieden uns von Emma und freuen uns schon auf die nächste Tour, die man in dieser Region einfach gemacht haben muss: eine Hundeschlittenfahrt. Schon von Eeitem hört man das aufgeregte Bellen der Huskys, die es gar nicht erwarten können, endlich loszulaufen. Wir helfen dabei, die Hunde am Schlitten anzuschirren, und haben dabei Gelegenheit, diesen faszinierenden Tieren näher zu kommen: Kraftvolle, ausdauernde und gutmütige Läufer sind sie - und jeder eine wunderbare Persönlichkeit für sich.

Wir nehmen, dick verpackt in Thermo-Overalls, auf dem Schlitten Platz – die Aufregung der Hunde steigert sich geradezu ins Unermessliche. Und als unser Mascha Marcus endlich das Kommando zum Start gibt, stürmen die Hunde los in die glitzernde Winternacht – in absoluter Stille! Man hört nur mehr das schnelle Atmen der Huskys, wie sie über die weite Fjell-Landschaft dahinsausen. Der Schnee funkelt im Licht der Stirnlampe des Maschas – und dann sehen wir sie, noch etwas abgeschwächt durch die Reste der Bewölkung der vergangenen Stunden, aber deutlich sichtbar: unsere erste Aurora! Das charakteristisch grüne Leuchten des Naturphänomens ist hier, fernab der Lichter der Stadt, gut erkennbar. Und für uns ist klar: Davon wollen wir mehr!

Tatsächlich sind die Chancen für eine gute Aurora-Sichtung zwischen 22 und 1 Uhr in der Nacht am größten, also machen wir uns nach der Rückkehr zu unserer Unterkunft auf zu einem Beobachtungsplatz, der ein wenig außerhalb des Camp-Geländes liegt. Wer gute Fotos von Nordlichtern machen möchte, braucht im Prinzip nur eine Kamera, mit der man längere Belichtungszeiten einstellen kann, sowie ein Stativ. Der Kamerasensor ist sensibler als das menschliche Auge, weshalb die Farben der Aurora auf den Fotos noch einmal deutlicher zu Tage treten.

Und wir haben Glück: Zwar abgeschwächt durch das starke Licht des zunehmenden Mondes, aber dennoch deutlich erkennbar zeigen sich die typischen Lichtbänder. Die Aurora wogt langsam über den Himmel, dehnt sich aus, zieht sich zusammen, gleitet in sanften Wellen über den Himmel, dann tauchen die charakteristischen Flammen auf. Später in dieser Woche werden wir auch eine koronare Aurora sehen, die in Lichtflecken über den ganzen Himmel verteilt auftaucht. Ein faszinierendes Erlebnis, diesen mystischen "Kontakt mit dem Weltall" zu erleben.

Infos zur Reiseplanung
Die Sonnenaktivität folgt Zyklen von etwa elf Jahren (plus/minus drei Jahre), das bedeutet, dass etwa alle elf Jahre besonders intensive Polarlichter erlebt werden können. Wissenschaftler haben das letzte Aktivitätsmaximum mittlerweile für 2013/2014 festgelegt, wobei auch aktuell noch eine außergewöhnlich starke Sonnenaktivität festgestellt werden kann. Die größte Wahrscheinlichkeit, Polarlichter zu sehen, hat man innerhalb des nördlichen Polarkreises – somit im Norden Norwegens, Schwedens oder Finnlands.

Aufgrund der Tatsache, dass in diesen Ländern im Sommer die Sonne nie vollständig untergeht, sind die besten Monate für die Beobachtung Oktober/November sowie Februar/März. Dann sind einerseits die Nächte lang genug und andererseits ist auch das Wetter im Normalfall ausreichend gut, um freie Sicht zum Himmel zu bekommen. Zusätzlich ist die extreme Kälte der Wintermonate (bis zu -40°C) bereits vorbei. Achten Sie weiters darauf, Ihren Reisetermin rund um Neumond zu legen, da Sie dann weniger natürliche Lichtverschmutzung bei Ihren Beobachtungen haben werden.

Bei einem etwa einwöchigen Aufenthalt sind unter Zuhilfenahme der Wetterprognose von SMHI und der Aurora-Vorhersage sowie der Bereitschaft, die Nacht zum Tag zu machen, Beobachtungen der Aurora sehr wahrscheinlich. Man srzfristig Wetterfenster mit klarem Himmel ergeben, mit denen man eigentlich nicht gerechnet hätte.

Kiruna als Reiseziel bietet für im Winter nicht nordlanderprobte Reisende zahlreiche Vorteile: Die 23.000-Einwohner-Stadt verfügt über eine sehr gute Infrastruktur samt eigenem Flugplatz, der mit normalen Linienfliegern angeflogen wird. Auch bei eventuellem Schlechtwetter besteht daher kein Grund zur Sorge vor einem übermäßig unruhigen Flug, ebenso besteht keine Notwendigkeit, ein Mietauto zu nehmen. Zusätzlich ist die Verbindung mit nur einem Stopp in Stockholm ab Wien sehr angenehm. Flüge nach Kiruna werden von SAS angeboten, Hotels lassen sich über Online-Plattformen finden. Die Kosten für einen ca. einwöchigen Aufenthalt ohne Ausflüge belaufen sich auf etwa 1.000 Euro.

Neben den hier beschriebenen Touren können an weiteren Aktivitäten Besuche auf einer Sami-Rentierfarm mit Rentierschlittenfahrt und vielen Einblicken in die Welt der Volksgruppe der Sami (indigene, bedeutungsvolle Volksgruppe in Skandinavien) sowie eine Snowmobile-Tour empfohlen werden. Bei gutem Wetter lohnt sich auch ein Besuch im Nationalpark Abisko, einem Gebiet 100 km nördlich von Kiruna, wo eine Forschungsstation für Polarlichter auf einem Berg nahe der Stadt eingerichtet wurde, die für Besucher mit einem Sessellift erreichbar ist. Man sollte aber berücksichtigen, dass die einstündige Fahrt nach Abisko im Winter zu einem Abenteuer werden kann, weshalb vorgebuchte Touren ohne Abschätzbarkeit der Wetterlage nicht zu empfehlen sind.

Natürlich kann man auch mit einem Mietauto die Region erkunden, man sollte sich jedoch auf Schneefahrbahnen und bei zwischendurch vorkommenden Plusgraden auf entsprechend glatte Straßenverhältnisse einstellen. Bei Aufenthalt in Kiruna ist ein Auto nicht unbedingt erforderlich, da bei allen Touren Transfers vom Hotel zum Tourstart angeboten werden und man bei diesen Touren eindrucksvolle Impressionen der Fjelllandschaft bekommt, ohne das Risiko des Fahrens selbst eingehen zu müssen.

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