Sightseeing-Tour

Radelbares Kopenhagen

Reisen & Urlaub
25.04.2016 13:20

Dänemarks wunderbare, von Danny Kaye im Andersen-Filmklassiker besungene Hauptstadt lässt sich am besten "strampelnd" erkunden.

Zugegeben: Anfangs war unsere Österreicher-Reisegruppe eher skeptisch. Sightseeing per Fahrrad in einer Millionenstadt? Noch dazu in einer skandinavischen, kühlen, als windig bekannten? Mit gemischten Gefühlen machten wir uns auf den kurzen Fußweg vom zentral gelegenen Scandic-Hotel (vor dem übrigens ganz selbstverständlich Dutzende Räder für Gäste bereitstanden) zum Büro von "Cycling Kopenhagen" in einer entzückenden, ruhigen Sackgasse, umgeben von gutbürgerlichen, mehr als hundert Jahre alten Wohnhäusern voll romantischer kleiner Balkone.

"Die respektable Fassade täuscht. Hier ist das klassische Rotlichtviertel, auf den Balkönchen präsentierten sich die käuflichen Damen jahrzehntelang ihren Freiern sehr offen und offenherzig", lachte Christian, der uns auf unserer Drei-Stunden-Tour begleiten sollte. "Erst in den letzten Jahren siedelten sich hier Studenten, Künstler und Alternativ-Betriebe an, es wird langsam bürgerlich!" Beim Verteilen der Räder - solide, einfache, schwere Modelle mit Rücktritt und großen Gepäckkörben - beruhigte er uns zögernde Wenig-Radler.

"In Kopenhagen ist Radfahren kein Sport und schon gar kein Kampf gegen andere Straßenbenutzer. An die 40 Prozent der 1,2 Millionen Bewohner legen ihre Wege in die Arbeit, die Schule, zur Universität mit dem Rad zurück. 1,27 Millionen Kilometer werden hier täglich zurückgelegt, es gibt etwa so viele Drahtesel wie Bürger, die Ampeln sind grundsätzlich als grüne Welle für Radler programmiert." Geruhsam strampelten wir hinter ihm los, mit reichlich Stopps für Erklärungen.

Kein Gebimmel oder Gehupe
Zwischen vielen eleganten älteren Damen, Geschäftsleuten im Anzug, Jungmüttern und -vätern mit Radanhängern samt Kindern, Lastenradlern und auch trendigen E-Bikern fühlten wir uns schnell richtig wohl. Auch, als wir die 200 Meter lange Bike Snake, eine zweispurig in dekorativen Kurven angelegte "Radautobahn" über das innere Hafenbecken zum modernen Stadtteil Vesterbro langsamer als die anderen befuhren, versuchte niemand, uns "wegzuklingeln". Zurück in der Altstadt und im Studentenviertel ebenso wenig: Nirgends gab es eine Spur der Aggression. Nicht der Radler untereinander, nicht der Fußgänger, nicht der Autofahrer. Überholt wird ohne Gebimmel und Gehupe, und wenn‘s nicht geht, dann eben später. "Stellt die Räder einfach hierher", erklärte Christian beim nieselregenbedingten Zwischenstopp in einem gemütlichen Mini-Kaffeehaus, das (natürlich) auch Fahrräder, Spezialschuhe und Regencapes zu verkaufen hatte. "Behaltet sie einfach im Auge. Schlösser brauchen wir hier nicht."

Tatsächlich: Unter den Massen abgestellter Fahrräder überall am Straßenrand war nicht einmal jedes Dritte versperrt. Diebstähle sind selten, und noch weniger werden es, seit es das kostenlose, bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebte Stadtfahrrad gibt. Die "Bycykel" sind schlauerweise eine dänische Eigenproduktion aus Bauteilen, die zu keinem anderen Fahrrad passen - auch das hält Langfinger ab . . .

Entspannte Atmosphäre
Allein des Radfahrens wegen fährt dennoch kaum jemand nach Kopenhagen. Die Atmosphäre der fast tausend Jahre alten und doch jugendlich wirkenden Stadt ist auch abseits der Verkehrswege besonders angenehm und entspannt. Es gibt viel Grün, Parks, im kühlen, aber sauberen Hafenwasser können Abgehärtete jederzeit baden.

Das Zentrum mit seinen vielen Bürgerhäusern aus dem 17. Jahrhundert und Europas längster Fußgängerzone verlockt zum Bummeln, zum Besichtigen, zum Einkaufen und zu raffinierten kulinarischen Genüssen. Dänemark, früher für süßes Gebäck, fantasievolle Smørrebrød-Sandwiches und knallrote Würstchen bekannt, hat sich zu einem Zentrum neuer Gourmetküche entwickelt, weist einige der besten (und teuersten) Restaurants Europas auf, dazu unzählige gemütliche Gaststätten, einen ehemaligen Großfleischmarkt, in dem sich ein Trendlokal ans andere reiht - genau wie auf dem riesigen Markt Torvehallerne. Der frühere geschäftige Handelshafen Nyhavn mit seinen farbenfroh renovierten alten Häusern ist ebenfalls ein Zentrum des Abend- und Nachtlebens, und auch im Tivoli, einem der größten und ältesten Vergnügungsparks Europas, gibt es neben altmodischen Ringelspielen, der hundert Jahre alten Holz-Hochschaubahn und schwindelerregenden neuen Attraktionen wie dem 100 km/h schnellen Vertigo auch zahlreiche Restaurants, unter ihnen die legendäre Brasserie Nimb samt prunkvoller Bar.

Auch ans der ältesten Monarchie Europas kommen auf ihre Kosten: Es gibt vier historische Schlösser, die Wachablöse vor der königlichen Residenz Amalienborg wurde mit Marschmusik und bunten Uniformen prunkvoll zelebriert - und es kann, wie uns Einheimische versicherten, durchaus passieren, Königin Margrethe persönlich zu begegnen. "Wir tun einfach so, als würden wir sie nicht erkennen, das möchte sie so, weil sie sich als einfache Bürgerin fühlen möchte", erklärte unser Guide. "So zeigen wir unseren Respekt paradoxerweise am besten."

Zu guter Letzt sind moderne Architektur und Design ein guter Grund, ein Paar Tage in  Kopenhagen zu verbringen. Das "Blauer Planet" genannte Aquarium ist auch von außen eine einer Skulptur ähnliche Augenweide, ebenso der Bibliotheks-Zubau "Schwarzer Diamant" und die neue Oper mit ihrem schwebenden Dach und dem großen Saal, dessen Decke 105.000 Blätter echtes Blattgold zieren.

Dänemarks Innenausstatter sind fast noch berühmter als seine Architekten. Illums Bollighus, 1925 zentral in unmittelbarer Nachbarschaft der Traditionsgeschäfte und von Hoflieferant Royal Copenhagen - feinstes Porzellan seit 1775 - und Georg Jensen Silber errichtet, ist Shoppingmekka und Designmuseum zugleich. Hier sind Möbelklassiker von Arne Jacobsen und allerneueste Trend-Einrichtungen und Accessoires vertreten, dazu klassisch-moderne Mode mit dem typischen dänischen Pfiff. In der Küchenabteilung werden neueste Ess-Trends präsentiert - alles ist vom Feinsten und doch nie übertrieben. Weder langweilig noch überkandidelt, funktionell und doch gemütlich. Tradition und Innovation sind kein Widerspruch, Gegensätzliches wirkt hier nebeneinander wieder harmonisch.

Das glücklichste Volk der Welt
Wie so vieles in dieser wunderbaren Stadt. In Umfragen landen die Dänen immer wieder auf Nummer eins als glücklichstes Volk der Welt. Ein bisschen von diesem Glück lässt sich von jedem Kopenhagen-Besuch mitnehmen!

INFO

ANREISE: SAS (SK696) fliegt jeden Montag und Donnerstag um 14.40 Uhr von Wien nach Kopenhagen (Landung 16.25), Freitag wird um 22.20 Uhr geflogen (Landung 00.05) und am Sonntag um 20.25 Uhr (Landung 22.10). Der Rückflug (SK695) von Kopenhagen nach Wien geht Montag und Donnerstag um 12.20 Uhr und landet um 14 Uhr. Freitag ist der Abflug in Kopenhagen um 20 Uhr (Landung 21.40), Sonntag fliegt man um 18.05 in Kopenhagen weg (Landung 19.45).
Preise für Hin- und Rückflug inklusive Taxen und Gebühren SAS Go ab € 158,- oder SAS Plus ab € 238,- SAS Plus bietet: Zugang zur Business Class Lounge, bevorzugter Check-in, Fast Track Security, Speisen- und Getränke-Service an Bord. Buchung und Informationen auf www.flysas.at Buchbar auch in Reisebüros.

COPENHAGEN CARD: Alle Verkehrsmittel plus freier Eintritt in 73 Museen oder Sehenswürdigke" linktext="||" type="hps_linkbox">

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