Nordkap per Schiff

Norwegen: Die Magie von Europas Norden erleben

Reisen & Urlaub
21.09.2012 13:05
Norwegens Küste ist ebenso spektakulär wie einzigartig – vom Süden bis zum Norden nahezu unvorstellbare 25.148 Kilometer lang, bezaubern tiefe Fjorde, tosende Wasserfälle und einsame Gehöfte. Um diese weiten Distanzen bequem zurückzulegen, eignet sich eine Kreuzfahrt besonders gut. Im Schlaf von einem landschaftlichen Höhepunkt zum nächsten mit der "Columbus 2".

Seit dem Frühjahr bereichert die "Columbus 2" die Flotte von Hapag-Lloyd und bietet dem Gast einen Traumurlaub auf hoher See. Das Schiff zählt zu den kleineren auf dem Markt, an Bord haben nur 698 Passagiere Platz, die von der 377 Menschen starken Crew sehr persönlich umsorgt werden. Service statt Masse, was sich in einem hohen Stammkundenanteil bei allen Hapag-Lloyd-Schiffen niederschlägt. Das Klientel ist zu fast 100 Prozent deutschsprachig, kommt aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Wir liegen im Trend, haben uns nicht nur für eine Kreuzfahrt, sondern noch dazu für eine in den Norden Europas entschieden. Die Reise beginnt in Kiel. Ein Schiffstag am Anfang ist zum Akklimatisieren an Bord sehr angenehm, wir lernen in entspannter Atmosphäre den Kinderclub, das Fitnesscenter, die Restaurants und anderen Annehmlichkeiten sowie Mitreisende kennen, bevor wir in Vik den ersten Landgang erleben. Wir besuchen die Stabkirche von Hopperstad, die in beherrschender Lage thront und um 1130 errichtet wurde. Norwegen ist kein Land für Stubenhocker. Am nächsten Tag regnet es ein wenig, was uns jedoch nicht davon abhält, dem Varden-Weg zu folgen, der schon dem deutschen Kaiser Wilhelm I. bekannt war. Alte Bauwerke aus Stadt und Land besichtigen wir im Romsdals-Freilichtmuseum, während sich meine sechsjährige Tochter Paulina beim Kinderausflug "Im Land der Trolle" vergnügt.  

Auf den Spuren der Wikinger
Über Nacht sind wir nach Trondheim gereist, einst Hauptstadt des Landes und berühmtester Wallfahrtsort des Nordens. Die Stadt ist reich an historischer Bausubstanz, der mächtige Nidaros-Dom und die farbenprächtigen Speicherhäuser von Bryggene sind die wohl beliebtesten Fotomotive. Die Sonne lacht und bleibt uns auch noch gewogen, als wir die Lofoten erreichen, den Archipel über dem Polarkreis, den die Norweger selbst als das schönste Ferienziel des Königreichs ansehen. Wir entscheiden uns in Leknes für den Familienausflug "auf den Spuren der Wikinger". Über einen kleinen See rudern wir mit Muskelkraft zu einem malerischen Plätzchen, wo am Wochenende ein Wikinger-Fest stattfinden soll. Alles ist schon aufgebaut, die Kinder können sich im Bogenschießen und ähnlich rustikalen Übungen versuchen, bevor wir ein Stückchen wandern, um zum originalgetreu rekonstruierten Lofotr Vikingmuseet zu kommen. Nahe dem kleinen Ort Borg wurde nämlich in den 1980er-Jahren der größte Häuptlingssitz Norwegens aus der Wikingerzeit ausgegraben.  

Der Nachmittag bringt uns ein unerwartetes Vergnügen: Die "Columbus 2" fährt in den engen Trollfjord, einen Seitenarm des Raftsunds. Man meint, nur die Arme ausstrecken zu müssen, um hier die Berge, die steil in das klare Wasser ragen, berühren zu können, so eng ist es hier. Klick, klick, klick. Jeder ist auf Deck zehn oder elf und hat seinen Fotoapparat gezückt. So etwas bekommt man schließlich nicht alle Tage geboten! Das Manöver ist nur bei gutem Wetter möglich, deshalb im Programm auch nicht angekündigt und eine schöne Überraschung für alle Passagiere.  

Taufe für alle "Landratten" am Polarkreis
Den Polarkreis haben wir schon überquert, doch das muss auch gefeiert werden! Neptun, der Herrscher aller Meere, "erlaubt" dem Kapitän die Weiterfahrt in nördliche Gewässer erst, wenn alle "Landratten" sich der unvermeidlichen Taufe unterzogen haben – ein unterhaltsames Spektakel, bei dem die Kinder ebenso gerne mitmachen und sogar verkleiden. Kurzweiligkeit an Bord herrscht auch bei vielen anderen Gelegenheiten, wie zum Beispiel, als es Königslachse zu kosten gibt, die der Küchenchef Tobias Schreiber, übrigens ein Österreicher, fangfrisch eingekauft hat und den Gästen in verschiedenen Variationen kredenzt.  

Schon von weitem sieht man die felsige Landzunge des Nordkaps. Wir haben Glück, denn die meist von einem scharfen arktischen Wind über der aufschäumenden Brandung des Eismeeres umtoste 307 Meter hohe, steil abfallende Klippe liegt oft im Nebel oder Regen. Es ist ein imponierender Moment, auf des Kontinents äußerster Nordspitze zu stehen. Keine geografischen Details, spätere Messungen haben nämlich das drei Kilometer westlich davon gelegene Kap Knivskjellodden als nördlichsten Punkt der "Mageren Insel" ergeben, außerdem gibt es noch Spitzbergen, doch die Vermarktung des Nordkaps ist nahezu perfekt – etwa 200.000 Touristen aus aller Welt kommen jährlich. Im Sommer gibt es für etwa zweieinhalb Monate die Mitternachtssonne, während sie im Winter etwa für dieselbe Zeit nicht über den Horizont gelangt.  

Weihnachtsartikel an der Pfote zum Eismeer
Beim Transfer zum Schiff sehen wir Rentiere, die auf den mageren Böden weiden. Ein Same am Wegesrand posiert gegen ein Trinkgeld für Fotos. Im kleinen Ort Skarsvag selbst gilt das Haus von Heidi Ingebrigsten als Attraktion, denn immer wenn ein Schiff anlegt, sperrt sie auf und bietet Weihnachtsartikel zum Kauf an. Tromsø wird gerne als Pforte zum Eismeer bezeichnet. Es dient(e) als Ausgangspunkt für arktische Expeditionen, hat ein Polarmuseum sowie die weithin sichtbare Eismeerkathedrale. Wir erleben es bei herrlichem Sommerwetter, Straßenmusikantinnen verbreiten fast südliches Flair, und die Stadt präsentiert sich mit bunten Fassaden. Norwegen ist dank des Nordseeöls ein wohlhabender Staat, was sich in der Infrastruktur bemerkbar macht. Immer wieder sind durch gewaltige Brücken Inseln mit dem Fernverkehrsstrecken verbunden, wie wir sie auch beim Einlaufen in Tromsø sehen. 

Der Geirangerfjord, UNESCO-Weltnaturerbe, zählt zu den Top-Höhepunkten in ganz Skandinavien. "Die Landschaft ist so schön, dass es innerlich schmerzt", schrieb Liv Ullmann in den "Wandlungen" über ihr Heimatland. Wie Meeresfinger greifen die Fjorde tief ins Inland, von den Bergen stürzen sich Wasserfälle, die wohl berühmtesten sind die "Sieben Schwestern" gegenüber der "Freier". Der Ort Geiranger selbst wird von circa 200 Menschen bewohnt, in der kurzen Saison kommen etwa genauso viele Kreuzfahrtsschiffe, die hier anlegen. Wir haben auch hier extremes Glück, erstens mit dem Wetter – ich habe den Fjord auch schon in verregneter Form kennengelernt – und zweitens sind wir an diesem Tag das einzige Schiff, das auf Reede liegt. Wir entschließen uns zu einer Wanderung zum Storseter-Wasserfall. Der steile Aufstieg wird durch einen sensationellen Blick tief in den Fjord belohnt.  

Bergen, die "Königin der Fjorde"
Bergen, die "Königin der Fjorde", hat den Ruf, die schönste Metropole des Landes zu sein. Die Altstadt ist wie ein Freilichtmuseum. Auf dem Fischmarkt findet man nicht nur frischen und geräucherten Fisch, Obst und Gemüse, sondern auch allerlei Souvenirs und eine lebendige Atmosphäre. Viel Holz vor dem Hafen – das einstige Hanseviertel Brygge mit den schmucken Holzhäusern in bunten Farben wurde von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Ein Spaziergang durch das an Sehenswürdigkeiten reiche Bergen ist ein krönender Abschluss einer interessanten Reise, von der unzählige Eindrücke in schöner Erinnerung bleiben werden.

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