Urlaub in Vietnam

Hoi An: Wohlfühlort unter dem Wolkenpass

Reisen & Urlaub
28.08.2014 12:50
Hoi An ist bei den meisten Vietnam-Rundreisen nur ein Etappenziel. Zwei Tage Sonne und Strand, ein tolles Hotel und das Schnuppern der Atmosphäre einer geschichtsträchtigen, uralten Hafen- und Handelsstadt. Am Ende wünscht man sich, viel länger hier bleiben zu dürfen. Sollte man – und dabei mit allen Sinnen das einzigartige Feeling dieses historischen Ortes genießen.

Hier ist nichts hektisch. Sogar der Schwarm der Mopedfahrer, der einen in den Städten in diesem Teil der Welt umschwirrt wie Tausende lästige Moskitos und ein Überqueren der Straßen zum Harakiri-Erlebnis macht, summt hier friedlich mit sanft lächelnden Fahrern vorbei. Der hart geprüfte Vietnam-Rundreisende spürt es sofort: In Hoi An ist das Wohlgefühl zu Hause!

Dann bezieht er eines der vielen tollen Hotels, packt die Badehose aus und schlendert mit der Leichtigkeit des stresslosen Genießers zum Strand. Alles perfekt. Viel Sand, viel Schatten und viel Meer. Tropisches Türkis, versteht sich. Dazu gerade so große Wellen, dass man auch recht gut bodysurfen kann. Karibik, Südsee, Bali – die Beaches von Hoi An können da ganz locker mithalten.

Aber das ist's ja nicht wirklich. Da spürt man nur Leichtigkeit und Holidays. Erst wenn man im Ort, in dem heute an die 75.000 Menschen leben, angelangt ist, beginnt das wirkliche Hoi-An-Feeling langsam in den Fremdling einzusickern. Wahrscheinlich ist es das Verschmelzen der drei Kulturen, die den Ort in der Vergangenheit geprägt haben. Die günstige Lage und der Hafen haben Hoi An vor mehr als 500 Jahren zum Handelszentrum für chinesische und japanische Kaufleute gemacht. Viele Händler haben sich hier niedergelassen, Häuser gebaut und ihre Geschäfte gemacht.

Damals war die Stadt zweigeteilt. Diesseits der japanischen Brücke, die es heute noch gibt und die das wohl begehrteste Fotomotiv für die Touristen ist, lebten die Chinesen, auf der anderen Seite erstreckte sich das japanische Viertel. Später nisteten sich auch Europäer in ihrem Osthandels- und Kolonialisierungsstreben hier ein: Briten, Holländer und Franzosen.

Vergangenheit zum Greifen nahe
Das alles empfindet man in Hoi An. Die Vergangenheit ist greifbar nahe. Man braucht nur die Hand an eines der Häuser legen, dann kann man sie spüren. Meistens fühlt man da altes Holz. Der Grund, dass sie heute noch stehen, liegt darin, dass der Hafen im 18. Jahrhundert versandet war, die Schiffe ins nahe Da Nang auswichen, Hoi An in einen Dornröschenschlaf verfiel und kaum noch beachtet wurde. Mangels Geld konnten im vergessenen Kaff keine neuen Häuser gebaut werden. Später tobte auch der zerstörerische Vietnamkrieg rund um die vergessene Hafenstadt herum, hier gab es aber keine Kämpfe, nichts wurde zerstört. Zum Glück.

UNESCO-Weltkulturerbe
Heute ist Hoi An die wohl ursprünglichste Siedlung in Vietnam, die Altstadt wird mit viel Liebe gepflegt und erhalten. Das führte dazu, dass der Ort 1999 von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Damit muss alles so bleiben, wie es war und ist. Ein bestaunenswertes Schmuckkästchen. Einige der alten Handelshäuser hat man so belassen, wie sie damals waren. Dort riecht man den Wohlstand der reichen Kaufleute fast noch und darf den Prunk der Einrichtung bestaunen.

Kunstwerke, Ramsch und kulinarische Genüsse
Die meisten anderen Gebäude der Altstadt werden von den Händlern der Jetztzeit belebt. Es sind aber keine gewöhnlichen Verkaufsbuden, sondern liebevoll gestaltete Läden, die Kunstwerke in sich selbst sind. Man kriegt hier alles, was die geschickten Handwerker der Region erzeugen, dazu natürlich auch die bunte Ramsch-Ware, die aus China oder sonstwo her importiert wird. Eine Breitling-Uhr um 20 Euro, Handtaschen mit Markenprägung um zehn Euro. Aber wer sich die Mühe macht, das wirklich Echte, das Vietnam zu bieten hat, zu suchen, der kann es – nach mehr oder weniger erfolgreichem Feilschen – mit nach Hause nehmen.

Die Verkäufer sind den Umgang mit der immer größer werdenden Zahl der Fremdlinge natürlich gewöhnt. Am Ende sind sie in jedem Fall die Sieger. Aber jede Transaktion wird mit einem Lächeln begleitet, und jedes Erstgespräch beginnt höchstens mit einer netten Verkaufsaufforderung und endet mit einem freundlichen Schulterzucken, wenn der Angesprochene kein Interesse bekundet. Die Ladeninhaber von Hoi An haben einen gewissen Stolz. Keiner erniedrigt sich mit untertänigem Feilschen. Das hat wohl auch mit dem besonderen Ort zu tun, in dem sie leben dürfen.

Wer auf der historischen Meile von Hoi An keinen Laden betreibt, der besitzt ein Restaurant. Dem abendlichen Schlenderer fällt da die Wahl sehr schwer. Architektonisch sind fast alle Gaststätten mit dem geschichtsträchtigen Uralt-Feeling ausgestattet, und auf den Speisekarten gibt's für jeden Geschmack alles. Vom simplen Hamburger bis zum Erlesenen der vielfältigen vietnamesischen Küche.

In Hoi An kommt man nie auf die Idee, dass man sich ja eigentlich in einem streng kommunistischen Einparteienland befindet. Aber das fällt dem Vietnam-Rundreisendem, der seine westliche Geldbörse mitgebracht hat, ja auch sonst kaum auf. Im Gespräch mit Einheimischen erfährt der Gast sogar Seltsames, wie den Umstand, dass es im sozialistischen System des Landes weder Krankenversicherung noch Alterspension gibt und dass die Vietnamesen für die Erziehung von der Volksschule bis zum Uni-Abschluss aus der eigenen Kasse (bei einem Monats-Durchschnittsverdienst von etwa 250 Euro) blechen müssen.

Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Und hat nichts mit dem positiven Feeling zu tun, das der Urlauber in Hoi An sammelt. Der Besucher kann es in sich bewahren, wenn er den vietnamesischen Wohlfühlort zum Basislager seines Vietnam-Erlebnisses macht.

Über den Wolkenpass in die alte Kaiserstadt Hue
Die alte Kaiserstadt Hue ist nur eine kurze Autofahrt entfernt. Dabei  überquert man den berühmten Wolkenpass. Wer sich zuvor mit der Geschichte des Landes beschäftigt hat, wird dieses Abenteuer mit einem ganz besonderen Kribbeln erleben. Bis vor Kurzem war er der einzige Verkehrsweg, der in der Mitte des Landes den Norden mit dem Süden verbunden hat. Deshalb war der Bergübergang, der nur auf eine Höhe von 496 Metern führt, stets hart umkämpft. Oben steht ein mächtiger Bunker, den die einstige Kolonialmacht Frankreich errichtet hat. In einem alten gemauerten Tor, durch das viel früher der Mandarinweg geführt hatte, sieht man die Einschusslöcher, die amerikanische Waffen während des Vietnamkrieges hineingehämmert haben.

Und man befindet sich auf der Passhöhe tatsächlich fast immer in einem Wolkenmeer. Auch hier, im feuchten Dunst, ist die bewegte Geschichte hautnah spürbar. Ein Gefühl, das der Reisende nach Hue mitnimmt, denn dort wird er von der kaiserlichen Vergangenheit des Landes auf noch eindrucksvollere Art umzingelt. Paläste, die verbotene Stadt, die prunkvollen Grabanlagen skrupelloser Herrscher. Tausende geknechtete Menschen starben einst bei den Arbeiten dafür.

Saigon, Hanoi und das Mekong-Delta
Von Da Nang oder von Hue aus kann man – nicht teuer – überallhin in Vietnam fliegen. Nach Saigon etwa, das eigentlich Ho Chi Minh City heißt, von den Bewohnern aber noch immer Saigon genannt wird. Üblicherweise unternimmt man nach der Besichtigung der pulsierenden Metropole des modernen Vietnams einen Ausflug in das südlich gelegene Delta des mächtigen Mekong-Flusses. Und fliegt danach von Saigon nach Norden. Dort taucht man in die historische Metropole Hanoi ein. Ganz anders als Saigon, Hanoi ist eine Stadt mit unvergleichlicher Atmosphäre. Hier spürt man, wie in Hue, das alte, das echte Vietnam.

Ja, und dann tut man das, was alle tun: Man begibt sich an Bord eines Schiffes und fährt hinaus zu einem der großen natürlichen Wunder der Welt – die Ha-Long-Bucht mit ihrer eindrucksvollen Flut von Hunderten steil aus dem Wasser ragenden bizarren Felsinseln. Danach sollte man aber wieder heim nach Hoi An und den Vietnam-Urlaub sanft ausklingen lassen.

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