Hofer oder VdB?

Wähler von SPÖ und ÖVP entscheiden Hofburg-Duell

Österreich
30.11.2016 16:30

Spannung pur vor der Hofburg-Wahl, ob Alexander Van der Bellen oder Norbert Hofer das Rennen macht, und im Finale haben andere "das Sagen": Entscheidend wird sein, wem Wähler, die ansonsten bei Rot oder Schwarz ankreuzen, ihre Stimme geben. Nur mit den eigenen Anhängern werden es die beiden Kandidaten nämlich nicht schaffen.

Bei der ersten, später annullierten Stichwahl im vergangenen Mai haben laut Wählerstromanalyse des SORA-Instituts 95 Prozent der Grün-Wähler von der Nationalratswahl 2013 Van der Bellen angekreuzt. Bei Hofer waren es immerhin 89 Prozent der FPÖ-Wähler. Beides war zu wenig, um Platz eins zu erobern, da war das Wahlverhalten der SPÖ- und ÖVP-Wähler entscheidend.

Van der Bellen konnte mit Unterstützung von SPÖ-Wählern (in Wien waren es 60 Prozent!) zu Hofer aufschließen und ihn nach Auszählung der Briefwahl-Stimmen sogar überholen. Hofer lag schließlich hauchdünn zurück. Nur Teile der SPÖ-Wähler (28 Prozent) entschieden sich für den FPÖ-Kandidaten, bei den ÖVP-Wählern waren es immerhin 44 Prozent gegenüber 40 Prozent für Van der Bellen. Keine seriöse Prognose gibt es diesmal von der Meinungsforschung. Das Rennen, so heißt es, sei knapp - jeder Ausgang möglich.

Grüner leistete Bärendienst
Aufregung herrschte im Wahlkampffinale im Lager der Grünen, weil deren Klubobmann im Wiener Rathaus, David Ellensohn, eine Anhebung der Mindestsicherung von 838 Euro pro Einzelperson im Monat auf 1100 Euro vorgeschlagen hatte. Das lehnte sogar SPÖ-Stadträtin Sonja Wehsely ab, und der Ex-Grüne Van der Bellen mahnte zu mehr Augenmaß.

Die "Krone" ließ er wissen, dass den Ärmsten der Armen geholfen werden müsse. Niemand solle auf der Straße stehen und Familien müssten die wichtigsten Dinge für ihre Kinder kaufen können. Darüber hinaus gehe es nicht an, dass Alleinerzieherinnen überlegen müssen, ob sie heizen oder essen sollen.

Letzte Unterstützung für die Kandidaten
Andererseits müsse der Grundsatz gelten, dass sich Arbeit auch lohnen soll. Gerade viele Frauen, die Teilzeit arbeiten, Pensionisten, die viel für Österreich geleistet haben, "wollen zu Recht, dass sich ihre Leistungen auch auszahlen". Im Finale outeten sich am Mittwoch unterdessen Alt-Präsident Heinz Fischer und Irmgard Griss als Van-der-Bellen-Unterstützer. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) ließ am Mittwoch ein Foto verbreiten, das ihn - gekleidet in ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Van der Wählen" - beim Joggen zeigt. Entstanden sei es Mittwochfrüh auf dem Weg ins Büro, so ein Sprecher. Auch der Großteil der Promis bekennt sich offen zu Van der Bellen. Teile der ÖVP Niederösterreich unterstützen dagegen - wie auch ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka - die Wahl Hofers.

Video: Fischer und Griss werben für Van der Bellen

Kommentar von Peter Gnam: "Entscheidung, die schwer genug ist"
Zuerst wird die Hofburg-Wahl entschieden, dann kommt gleich der Krampus und tags darauf der Nikolo - ein Wortspiel nur, doch politisch ist das Duell um die Hofburg wie beim guten Nikolo und dem bösen Krampus: Wen immer wir als Bundespräsidenten auch bekommen mögen, für die einen wird er der Nikolo sein, für die anderen der Krampus.

Noch selten hat eine Wahl das Land so sehr in zwei Lager gespalten wie diesmal. Deshalb ist es ja schwer bis unmöglich, den Wahlausgang vorauszusagen. Auf alle Fälle werden Horden von Kamerateams und Journalisten am Sonntag bei uns "einfallen", um zu berichten, ob es auch im Herzen Europas eine Trump-Wahl gegen das Establishment gegeben hat. Sie alle werden aber am nächsten Tag schon wieder weg sein, wenn Van der Bellen das Rennen macht. So weit, so durchsichtig.

Im Grunde genommen ist das Duell um die Hofburg und wie es dazu gekommen ist, dass die Kontrahenten Van der Bellen und Hofer heißen, ja eine Aufforderung an die Politik, es künftig anders zu machen und den rot-schwarzen Stillstand auf Regierungsebene zu beenden.

Warum sonst sind die Koalitionskandidaten Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer schon beim ersten Wahlgang sang- und klanglos untergegangen? Ob ein Van der Bellen oder Hofer besser für einen Neuanfang in Österreich geeignet ist, muss jeder, der wählen geht, für sich entscheiden. Eine Entscheidung, die schwer genug ist.

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