Mikl-Leitner:

“Überforderung Österreichs kann gefährlich werden”

Österreich
06.12.2015 13:26
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gehört zu den derzeit wohl umstrittensten Polit-Persönlichkeiten des Landes. Am Sonntag zog die Ministerin in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir" Bilanz über ihr Jahr 2015: "Das war wohl das anstrengendste Jahr meiner politischen Laufbahn." Und sie bleibt ihrer Linie in Sachen Asylpolitik treu: "Eine Überforderung Österreichs kann gefährlich werden."

Johanna Mikl-Leitner sorgt mit ihrer Politik in Sachen Flüchtlinge nicht bei allen für Begeisterung, doch das stört die Ministerin nicht: "Ich polarisiere natürlich mit meinen Maßnahmen. Dem einen sind die Maßnahmen zu weich und dem anderen zu hart. Ich habe noch nie einen Innenminister erlebt, der einen Beliebtheitspreis gewonnen hat." An Rücktritt hätte sie bisher trotz zahlreicher Aufforderungen dazu "keine einzige Sekunde gedacht", sagte die 51-Jährige im Interview mit Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl.

Sorge macht Mikl-Leitner, dass sich "von Woche zu Woche die Gesellschaft mehr spaltet" - zwischen "grenzenloser Willkommenskultur" und "Hass und Hetze". Geboten sei aber ein "Weg der Vernunft und des Augenmaßes".

Ihre eher forsche Art des Sprechens erklärte sie mit den Themen ihre Amtes: Wenn man über Flüchtlingsströme, Terrorismus oder Kriminalität rede, "kann man kein Lächeln am Gesicht tragen". Und sie nenne eben die Dinge beim Namen - etwa die "Festung Europa". Denn "mit Floskeln" wie "Solidarität und Offenheit" komme man angesichts des Flüchtlingsstroms nicht weiter, da brauche es Maßnahmen.

Flüchtlingskrise: "Österreich erfüllt seinen Anteil"
In Sachen Flüchtlingskrise betont Mikl-Leitner zudem, dass Österreich seinen Anteil hier mehr als erfüllt: "Seit Anfang September sind 550.000 Menschen in unser Land eingereist oder durchgereist, über 71.000 Menschen haben mittlerweile bei uns um Asyl angesucht. Wir sind hier im europäischen Vergleich auf Platz 2 nach Schweden." Eine Überforderung könne hier "gefährlich" werden.

Wie sie die Situation der Flüchtlinge in Österreich zu Weihnachten sieht und ob Obdachlosigkeit verhindert werden kann, beantwortet sie folgendermaßen: "Ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir alle unterbringen. Wir werden auch weiterhin Übergangsquartiere brauchen. Es sind ja über 6.000 Menschen in Transitquartieren untergebracht, weil wir einfach zu wenig haben. Wichtig ist, dass niemand erfriert, dass wir alle medizinisch und auch mit Nahrung versorgen können und dass wir das Wichtigste beistellen können. Jeder ist gefordert. Da sind die Länder gefordert, da sind die Gemeinden gefordert, die Kirche und auch die Zivilbevölkerung. Ich hoffe es gelingt uns."

"Sehe mich in fünf Jahren noch als Innenministerin"
Auf die Frage, ob sie ihren Parteifreund Erwin Pröll, der als Bundespräsidentschaftskandidat mit guten Chancen auf den Job in der Hofburg gehandelt wird, in seiner Funktion an der Spitze von Niederösterreich folgen wird, antwortete sie: "Das wird an der Entscheidung des Landeshauptmannes und der Parteigremien liegen." Jedenfalls scheint sie aber doch andere Zukunftspläne zu haben: "Ich sehe mich in fünf Jahren noch immer als Innenministerin."

Beten mit den beiden Töchtern, Lob für den Ehemann
Die Adventsonntage widmet die Politikerin vor allem ihren zwei Töchtern Anna (14) und Larissa (10). Mit ihnen betet sie vor dem Adventkranz, "für den verstorbenen Opa und für den Weltfrieden. Denn wenn es Weltfrieden gibt, dann gibt es auch keine Flüchtlinge mehr." Unter der Woche sieht sie ihre Kinder meist nur in der Früh, sagte Mikl-Leitner: "Ich bin keinen Abend die Woche zuhause. Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, da ist es unmöglich, am Abend daheim sein zu können."

Ihr Mann bestreite die "gesamte Familienarbeit seit der Geburt ihrer Kinder. Anders wäre es nicht machbar." Ihr größtes Defizit ortet die umtriebige Ministerin allerdings schon, "wenn ich abends irgendwo sitze und es gemütlich ist. Ich bin so eine richtige 'Pickenbleiberin'."

Die Ministerin räumte ein, dass sie manchmal "bist Mitternacht sitzen bleibe, wenn es gemütlich wird" - und dann auch ein Achterl Wein trinke. Auch die eine oder andere Zigarette gab sie zu, aber in Sachen Figur sei sie diszipliniert. Denn sie ist stolz darauf, "dass ich mit 51 Jahren noch so halbwegs eine Figur habe". Viel Wert legt sie auf Mode, es sei ein "gutes Gefühl gut gekleidet zu sein" - wobei ihr auch da klar ist, dass ihre oft recht auffälligen Halsketten "polarisieren".

Aus dem Video-Archiv: Das Asylsystem funktioniert laut Rotem Kreuz nicht

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