Fixanstellung fehlt

Top-Studentin muss Österreich nach elf Jahren verlassen

Österreich
27.02.2013 15:34
Hochqualifiziert, fünfsprachig, sozial engagiert: Natalia Z. (29) hat die letzten elf Jahre legal in Österreich verbracht – erst als Austauschschülerin, dann als Studentin. Ihre Masterarbeit verfasste sie zum Thema Migration. Trotzdem muss die Kolumbianerin am 6. März das Land verlassen – wegen fehlender Fixanstellung!

Ein Langzeitjob mit einem Gehalt von mindestens 1.998 Euro brutto pro Monat hätte der jungen Frau die Rot-Weiß-Rot-Card gesichert, mit der Österreich die Zuwanderung regeln will. "Ich weiß wirklich nicht, was ich falsch gemacht haben soll, dass man mich jetzt wegschickt", so Natalia Z., die als 18-Jährige im Rahmen eines Austauschprogramms nach Vöcklabruck gekommen ist und dort die deutsche Sprache gelernt hat.

Masterprogramm mit Auszeichnung absolviert
Danach studierte sie mit einem Stipendium der österreichischen Regierung in Wien Politikwissenschaft und absolvierte - mit Auszeichnung - ein Masterprogramm. "Ich habe in den letzten Monaten fieberhaft darum gekämpft, die vorgeschriebenen bürokratischen Hürden zu meistern. Es war trotz mehrfacher Jobangebote unmöglich."

Den Abschiedsbrief von Natalia Z. findest du in der Infobox!

Der außergewöhnliche Fall zeigt die Schwächen der Rot-Weiß-Rot-Card auf. "Für eine Absolventin der Geistes- und Sozialwissenschaften sind 1.998 Euro brutto ein vollkommen unrealistisches Einstiegsgehalt, noch dazu, wenn Werkverträge und Mehrfachbeschäftigungen nicht anerkannt werden", ärgert sich Alexander Pollak von SOS Mitmensch. Es sei ein "unmenschlicher Schildbürgerstreich", diese Frau nach Kolumbien auszuweisen. "Wer bereits elf Jahre hier ist, sollte eigentlich gar keine Rot-Weiß-Rot-Karte mehr benötigen."

Staatssekretär Kurz nimmt sich des Falles an
Nun hat sich Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz der Sache angenommen. "Er schaut sich diesen Fall genau an und prüft die Möglichkeiten", heißt es aus seinem Büro. Die Rot-Weiß-Rot-Card werde man adaptieren, an einer Einkommensobergrenze wolle man aber festhalten.

Eine Gesetzesänderung kommt für Natalia Z. zu spät. Sie hat nur noch sieben Tage Zeit, um sich für die Rot-Weiß-Rot-Card zu qualifizieren. "Meinen Mietvertrag habe ich bereits gekündigt", erzählt die junge Frau, die ehrenamtlich in diversen Hilfsorganisationen tätig war und sogar für das Mentorinnenprogramm für Migrantinnen ausgewählt wurde.

Natalia Z.: "Darf dem Land nichts zurückgeben"
Der Südamerikanerin geht es nicht nur um ihre Zukunft, sondern um die Situation derer, die mit ähnlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben. "Der Staat hat mir zwei Studien finanziert, jetzt darf ich dem Land als bestens ausgebildete Akademikerin nichts zurückgeben. Das ist nur schwer vorstellbar."

Natalia Z. hofft nun, vielleicht bis zum 6. März doch noch eine Anstellungszusage zu bekommen. "Eine passende Arbeitsstelle wäre mein größter Wunsch." Hat sie schon den Heimflug nach Kolumbien gebucht? "Ja", erklärt sie. Hoffnungsvoller Nachsatz: "Noch wäre der Flug umbuchbar."

Facebook-Gruppe für Natalia Z. eingerichtet
Dutzende Menschen machen indes derzeit auf Facebook ihrem Ärger darüber Luft, dass die junge Frau Österreich verlassen muss. Das System der Rot-Weiß-Rot-Card wird dabei heftig kritisiert.

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