Bunte Runde

Team Stronach: Von Minister-Tochter bis SPÖ-Rohrspatz

Österreich
27.09.2012 11:53
Frank Stronach hat für seine am Donnerstag vorgestellte Partei "Team Stronach" eine bunte Runde eingesammelt, mit der er 2013 den Einzug in den Nationalrat schaffen will. Bisher hat er einen SPÖ-Mandatar, zwei ehemalige BZÖ-Mandatare und eine bis vor Kurzem noch im Bündnis aktive Abgeordnete rekrutiert. Dazu kommen jetzt noch die frühere Klubobfrau der steirischen FPÖ, Waltraud Dietrich, der wegen Schimpftiraden im Parlament zurückgetretene SPÖ-Mann Christian Faul und als Neueinsteigerin Karin Prokop, Tochter der früheren ÖVP-Innenministerin.

Im Bild oben von links nach rechts: Frank Stronach mit SPÖ-Mann Gerhard Köfer, Ex-FPÖlerin Waltraud Dietrich und Karin Prokop; daneben Christian Faul, damals noch im Parlament; links unten die Ex-BZÖ-Abgeordneten Robert Lugar und Elisabeth Kaufmann-Bruckberger bei einer Pressekonferenz; rechts unten der aus dem BZÖ ausgeschiedene "wilde" Mandatar Erich Tadler mit Stronach.

Sollte es Stronach schaffen, insgesamt fünf Abgeordnete zusammenzubekommen, könnte er möglicherweise einen Klub bilden und somit einerseits Vorteile in der Geschäftsordnung des Nationalrats lukrieren und andererseits auf Einladungen des ORF zu den diversen Sendungen zur Wahl hoffen. Ist es ein Quintett, das bei der letzten Wahl auf derselben Liste angetreten ist, wäre der Klubstatus gemäß einem Präzedenzfall, den das Liberale Forum einst aufstellte, ziemlich sicher fix. Kommen die fünf aus unterschiedlichen Klubs, muss allenfalls das Plenum entscheiden.

Dass Stronach seine neuen Weggefährten nach diesen Kriterien ausgewählt hat, bestreitet er natürlich. Allzu gut kennen dürfte er die Mitstreiter allerdings noch nicht. Beim Puls-4-Interview diese Woche fiel ihm zwar der Name des Spittaler Bürgermeisters Gerhard Köfer ein, beim "wilden" Abgeordneten Robert Lugar hatte er den Nachnamen allerdings nicht parat - denn ein "Robert Krüger" ist bisher unter den Stronach-Kandidaten nicht bekannt.

Wer sind also die Mitstreiter im Team Stronach? Gerhard Köfer (51) ist bereits seit 1997 SPÖ-Bürgermeister von Spittal/Drau, im Nationalrat sitzt er zumeist unauffällig seit 2006, davor gehörte er dem Kärntner Landtag an. Dort könnte er jetzt wieder einziehen, sollte Stronach wie erwartet mit ihm als Spitzenkandidaten in die Landtagswahl ziehen. Überregionale Aufmerksamkeit erhielt Köfer nach seiner Entdeckung, über Heilkräfte zu verfügen. Als Energetiker soll er sich auch der Pferde Stronachs angenommen haben.

Robert Lugar (42), der sich in den letzten Wochen als eine Art Sprachrohr der Stronach-Partei versucht hatte, kam durch den Überraschungserfolg des BZÖ bei der letzten Nationalratswahl ins Parlament. Im Bündnis galt er von Beginn an als einer der Ambitioniertesten. Als der Tiroler auf einem niederösterreichischen Ticket Christian Ebner nicht als Generalsekretär folgen durfte, mutierte er 2011 zum "wilden Abgeordneten".

Unfreiwillig war der Abgang aus dem BZÖ-Klub bei Erich Tadler (54). Der Wahl-Salzburger wurde im Jänner 2010 aus der Fraktion geschmissen, nachdem er angeblich finanzielle Wünsche für seinen Verbleib im orangen Nationalratsklub geäußert hatte, was Tadler bestritt. Als "wilder Abgeordneter" fiel er seither nicht gerade als Vielredner auf, dafür während der Fußball-EM in Polen, da er in Warschau einen steinernen Löwen mit den deutschen Nationalfarben beschmiert haben soll. Auch hier dementierte Tadler - im Gegenteil habe er die Statue säubern wollen.

Die Vierte im Bunde ist Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (42), die Ewald Stadlers BZÖ-Mandat erst im Dezember übernommen hatte. Ihre ersten politischen Sporen hatte sie sich in den 90er-Jahren bei den freiheitlichen Wirtschaftstreibenden verdient, beruflich war sie im Verkauf und Marketing tätig. Stadler meinte zuletzt, man sei sich ihrer "Charakterschwächen" immer bewusst gewesen.

Außerhalb der Parlamentarier-Gruppe hat Stronach bisher drei mehr oder weniger bekannte Namen an der Angel. Waltraud Dietrich war bis 2005 steirische Klubobfrau der FPÖ, hatte sich dann aber auch nach Kritik an FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zurückgezogen und war seither politisch nicht mehr aufgefallen. Die Abschiedsworte der vierfachen Mutter, Landwirtin und Mentaltrainerin 2005: "Ich möchte die irreale Welt der Politik verlassen."

Quer eingestiegen im Team Stronach ist Personalberaterin Karin Prokop (46), der das Politische von ihrer verstorbenen Mutter, der ehemaligen ÖVP-Innenministerin Liese Prokop, und das Ehrgeizige von ihrem Vater, dem langjährigen Handballtrainer-Zampano Gunnar Prokop, in die Wiege gelegt wurde. Die oftmalige Handball-Nationalspielerin saß bisher für die ÖVP im Gemeinderat von Maria Enzersdorf. "Christdemokratin" will Prokop übrigens auch im "Team Stronach für Österreich" Partei bleiben.

Der am 14. Juni 1949 in Graz geborene Christian Faul saß von 1999 bis August 2010 für die SPÖ im Parlament. Überregionale Schlagzeilen machte er erstmals 2009, als er den BZÖ-Mandatar Gerald Grosz während einer Nationalratssitzung wild beschimpfte: "Du bist genau um den Schädel zu klein, wo das Hirn drin sein sollte", "Mit Ihrem Intelligenzgrad haben Sie gar keine Berechtigung hier aufzutreten" und schließlich "Sie sind Sternzeichen Krokodil: große Pappen, kleines Hirn". Ein polizeilicher Alkotest auf eigenen Wunsch Fauls ergab an diesem Tag 0,0 Promille (siehe Bild). Zurücktreten musste Faul aber erst zwei Jahre später, als er mitten in einer Nationalratssitzung auf die Journalisten-Galerie eilte und dort nach Darstellung von Zeugen einen Reporter attackierte, weil ihm dieser angeblich in die Unterlagen fotografiert hätte.

Wohl nicht als Kandidaten, aber immerhin als Anwalt hat Stronach übrigens einen weiteren Ex-Politiker engagiert. Michael Krüger (56) ging in Österreichs Polit-Geschichte ein, als der Freiheitliche im Jahr 2000 zum Auftakt von Schwarz-Blau nach gerade einmal 25 Tagen als Justizminister das Handtuch warf. Aufgefallen war er in seiner kurzen Ära unter anderem durch die Idee, sich einen Jaguar als Dienstwagen anzuschaffen. Krüger reichte für Stronach kürzlich beim Innenministerium die Papiere zur Parteigründung ein.

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