Experte teilt aus

Spott über “alarmistische grüne Helikopter-Mutti”

Österreich
03.04.2015 10:36
Die Grünen drängen in Sachen Rauchen auf mehr Prävention bei jungen Menschen und ein Verkaufsverbot für Zigaretten an Jugendliche. Doch die Forderung nach einem Rauchverbot für unter 18-Jährige stößt nicht nur auf Gegenliebe. So wirft der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier den "grünen Moral- und Normenaposteln unter der Führung einer alarmistischen Helikopter-Mutti" vor, "den jungen Menschen die Zwangsjacke des grünen kleinbürgerlichen Fürsorgestaates überstreifen" zu wollen.

Die Forderung ist Teil eines Pakets zum Thema Rauchen und Suchtprävention für Jugendliche, das die Grünen kommende Woche im parlamentarischen Gesundheitsausschuss einbringen wollen. Dass in Österreich 53 Prozent der Jugendlichen regelmäßig rauchen, sei ein Alarmsignal, sagte Klubobfrau Eva Glawischnig. "Im Bereich Prävention muss endlich Geld in die Hand genommen werden."

Zahlreiche Forderungen der Grünen
Die Grünen möchten Suchtprävention daher auch als Bestandteil eines "Lebenskompetenzprogamms" in Schulen etabliert sehen. Neben dem Verkaufsverbot für Zigaretten an Jugendliche fordert die Ökopartei die Abschaffung der sogenannten Raucherkammerln in Schulen. Kinder sollten zudem auf Lockangebote der Tabakindustrie und die Mechanismen der Werbung aufmerksam gemacht werden. Schließlich verlangen die Grünen höhere Zigarettenpreise und die Vorziehung des von der EU für 2020 beschlossenen Verbots für Menthol- und Slimzigaretten.

Scharfe Kritik des Jugendforschers
Sozialwissenschaftler Bernhard Heinzlmaier, der seit 20 Jahren in der Jugendforschung tätig ist, lässt nun kein gutes Haar am Vorstoß der Ökopartei. In einem offenen Brief erklärt er, deren "Fantasie und auch ihr Tatendrang sind unbegrenzt, wenn sie dem kleinen machtlosen Bürger das Leben durch Gebote und Verbote verderben kann". Die Grünen stünden "wie immer an erster Stelle, wenn es um die Normierung, Reglementierung und Gängelung der Zivilgesellschaft geht".

Schreiben auch Sie uns Ihre Meinung zu dem Thema!

Und weiters meint der Vorsitzende des Instituts für Jugendkulturforschung: "Man fragt sich schon, warum ein 16-Jähriger nicht das Recht haben soll, Tabak zu genießen, auch wenn er damit seine Gesundheit schädigt? Und wenn die Grünen den 16-Jährigen noch nicht für reif genug dafür halten, eine autonome Entscheidung für oder gegen ein Suchtmittel zu treffen, warum halten sie ihn dann für reif genug, an Wahlen teilzunehmen? Vielleicht deshalb, weil sie überproportional vom Wahlverhalten der Jungen profitieren?"

"Moralisierende Bobo-Bürger-Bewegung"
Heinzlmaier, der gerade sein Buch "Verleitung zur Unruhe. Zur Hölle mit den Optimisten" veröffentlicht hat, stellt Glawischnig und Co. in dem Schreiben ein vernichtendes Zeugnis aus: "Was die Grünen seit Jahren vorführen, ist die Politik des kleinen Feiglings, der vor den Mächtigen buckelt und die Schwachen drangsaliert. Die Grünen sind herabgekommen zu einer moralisierenden Bobo-Bürger-Bewegung, die ihre softifizierten und pazifierten Kuschelwerte über die Freiheit und Würde des Menschen stellt. Es ist ein kraftloser Moralismus, dem jeder unkontrollierte Trieb, jede spontane Lebensäußerung, jeder kleine Exzess suspekt ist. Die Altersvernunft wird zur Norm erhoben und den Jungen per Dekret übergestülpt."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele