Wechselt an US-Uni

Rudas zu Polit-Ende: “Zynismus” wird nicht fehlen

Österreich
25.02.2014 16:35
SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas (32) zieht sich aus der Politik zurück. Sie wird eigenen Angaben zufolge ab Juni ein einjähriges Master-Programm an der US-Elite-Universität Stanford absolvieren. Auch danach sei keine Rückkehr in die Politik geplant. Den "bösartigen Zynismus" in der österreichischen Politik werde sie nicht vermissen, meinte Rudas gegenüber der "Krone", sie sprach aber auch von einer "bereichernden Zeit".

Vergangene Woche hatte Rudas einmal noch für Aufregung gesorgt, als sie nahelegte, dass es die Matura eigentlich nicht mehr unbedingt brauche. Seit Dienstag weiß man, dass das ihr politischer Schlussakkord war. Mit 32 Jahre sagt sie der Politik ade und geht studieren. Bundeskanzler Werner Faymann sei von ihr bereits darüber informiert worden, dass sie in den kommenden Wochen alle politischen Funktionen zurücklegen werde. Rudas spricht von einer "bewegten und bereichernden Zeit" als Bundesgeschäftsführerin und Abgeordnete. Sie wolle ihrem Lebenslauf aber unbedingt ein internationales Kapitel hinzufügen.

"In den vergangen Wochen war's nicht mehr einfach"
Durch die Aufnahme in das Stanford MSx-Programm (Master of Science in Management for Experienced Leaders) sei jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Sie habe sich einem intensiven Aufnahmeverfahren gestellt und sei stolz, diese Hürde genommen zu haben. In den letzten zwei Monaten hatte Rudas - unter strenger Geheimhaltung - für den Aufnahmetest gebüffelt.

"In den vergangenen Wochen war's wirklich nicht mehr einfach, gegenüber allen Freunden die vielen Lernstunden in meiner Freizeit zu verheimlichen", entschuldigt sie sich im "Krone"-Gespräch für das "Vorflunkern von diversen Urlauben". Jede freie Minute neben ihrem Job als Bundesgeschäftsführerin habe sie zum Lernen genutzt. Der "bösartige Zynismus" in der Politik sei für sie am härtesten gewesen, so Rudas am Dienstag, die auch gestand, damals vor ihrem ersten "Krone"-Interview 2004 einen "ziemlichen Bammel" gehabt zu haben. Der sollte mittlerweile verflogen sein.

Darabos wohl alleiniger Bundesgeschäftsführer
Norbert Darabos dürfte nun mit Rudas' Abgang alleiniger Bundesgeschäftsführer der SPÖ werden, bestätigen wollte man das vorerst aber nicht offiziell. Auch ist bisher nicht entschieden, wer Rudas' Mandat im Nationalrat erhält bzw. wer ihr als Bildungssprecher folgt.

Dass Rudas der Politik den Rücken kehrt, weil man mit ihrer Arbeit in der Bundesgeschäftsführung nicht immer glücklich gewesen sei, schloss Klubchef Andreas Schieder am Dienstag aus. Er findet es "toll", dass Rudas die Möglichkeit erhält, den Lehrgang in Stanford zu besuchen. Immerhin würden nur acht Prozent den entsprechenden Aufnahmetest bestehen.

Darabos dankte Rudas "für die gute Zusammenarbeit und das konstruktive Teamwork in der SPÖ-Bundesgeschäftsstelle". Gleichzeitig wünschte er seiner Kollegin "alles erdenklich Gute". Ein Studium in Stanford sei sicher eine "einmalige und spannende Gelegenheit, die man sich als junger Mensch verständlicherweise nicht entgehen lassen kann. Ich wünsche Laura Rudas viel Erfolg für diesen nächsten Lebensabschnitt", so Darabos.

Auch Strache wünscht Rudas "alles Gute"
"Bei allen politischen Unterschiedlichkeiten wünsche ich ihr für ihren weiteren privaten und beruflichen Lebensweg alles Gute", fand auch FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache lobende Worte für Rudas - auch wenn ihr Rückzug aus der Politik "nicht überraschend" komme, wie FP-Bundesgeschäftsführer Herbert Kickl betonte. "Man hat sie in letzter Zeit kaum noch wahrgenommen", so Kickl, der ihr zugleich für ihre akademische Laufbahn "alles Gute und viel Erfolg" wünschte.

Umstrittene Politikerin machte schnell Karriere
Rudas gehörte in den vergangenen Jahren zu den umstritteneren Politikerinnen des Landes. Zu jung war sie manchem in der Parteihierarchie aufgestiegen, zu brutal sei ihre Personalpolitik gewesen, zu wenig inhaltliche Tiefe habe sie.

Rudas wurde am 10. März 1981 als Tochter des Psychiaters und Psychoanalytikers Stephan Rudas und Nichte des früheren SPÖ-Bundesgeschäftsführers Andreas Rudas geboren. Nach der Matura baute sie die SPÖ-Bezirksjugendorganisation Rudolfsheim-Fünfhaus auf, wurde dort SJ-Vorsitzende und Bezirksrätin. Mit 22 wurde Rudas dann jüngste Gemeinderätin im Wiener Landtag, seit 2007 sitzt die studierte Politikwissenschaftlerin auch im Nationalrat.

2008 übernahm Rudas mit Günther Kräuter die Bundesgeschäftsführung der SPÖ - was bis heute als eine der schlechteren Ideen des Duos Werner Faymann/Josef Ostermayer gilt. Denn die beiden harmonierten nicht, Misserfolge bei Wahlen folgten, die Länder waren unzufrieden mit einer Zentrale, die als kommunikationsschwach und nicht eben bestens organisiert galt.

Seit der Nationalratswahl 2013 teilt sich Rudas die Funktion mit Ex-Verteidigungsminister Darabos - ihr erster politischer Karriere-Knick war damit perfekt. Sie durfte zwar an der Seite von Darabos bleiben, etwas zu sagen hatte aber im Wesentlichen nur noch er. Nach der Wahl wurde sie immerhin Bildungssprecherin der Partei.

"Polit-Junkie" schlägt neue Karrierewege ein
Rudas nahm den Bedeutungsverlust erstaunlich gelassen. Wohl schon länger wird sich die Wienerin überlegt haben, dass es ein Leben neben der Politik gibt, auch wenn sie sich immer als "Polit-Junkie" geschildert hatte. Mit der Aufnahme in das Stanford-Master-Programm bietet sich für die 32-Jährige nun die Gelegenheit, einmal aus den Wiener Politkreisen herauszukommen und danach neue Karrierewege einzuschlagen.

Privat ist Rudas mit dem Internet-Unternehmer Markus Wagner liiert. Wagner war bereits in den vergangenen Jahren beruflich häufig in San Francisco und im Silicon Valley tätig. Auf Facebook schreibt er: "Ich freue mich schon sehr auf die gemeinsame Zeit in den USA."

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