EU-Wahl

Reaktionen: “Wunderschön”, “achtbar”, “traurig”

Österreich
25.05.2014 18:21
Die ÖVP bleibt Österreichs Europapartei Nummer eins. Entgegen den Prognosen gab es bei der EU-Wahl am Sonntag kein Kopf-an-Kopf-Rennen um den ersten Platz. Die Volkspartei ließ trotz Verlusten die SPÖ klar hinter sich. Sehr starke Ergebnisse erzielten Freiheitliche und Grüne, während die NEOS enttäuschten. Die Kleinparteien waren chancenlos - hier finden Sie die Reaktionen der Spitzenkandidaten sowie der Parteichefs im Überblick.

ÖVP-Spitzenkandidat Othmar Karas sprach von einem "wunderschönen Tag". "Wir haben alle unsere Wahlziele erreicht, wir sind als Erste mit deutlichem Vorsprung durchs Ziel gegangen", so Karas. Er bedankte sich bei seinem Team und seiner Liste. Es habe sich gezeigt, dass man über Parteigrenzen hinweg breite Zustimmung erzielt habe. Karas deutete das Ergebnis als Erfolg für eine Europapolitik, die auch andere Menschen anspreche. "Das ist ein Wahlerfolg für uns und Europa", so Karas. Er verwies darauf, dass drei Viertel der Österreicher einer proeuropäischen Bewegung ihre Stimme gegeben hätten.

ÖVP-Obmann Michael Spindelegger stellte fest: "Das bedeutet für uns alle sehr viel." Kompetenz habe sich durchgesetzt. Er bedankte sich bei Karas: "Du hast es uns in erster Linie ermöglicht." Weiters meinte der Vizekanzler: "Wenn die ÖVP will, können wir siegen. Das ist ein schönes Zeichen am 25. Mai."

Obwohl das Wahlziel vom ersten Platz nicht erreicht wurde, sieht SPÖ-Spitzenkandidat Eugen Freund den Ausgang der EU-Wahl als "sehr achtbares Ergebnis". Man habe den Abstand zur ÖVP verringert und ein Plus vor dem Ergebnis. Darauf angesprochen, dass man Platz eins aber nicht erreicht habe, erklärte Freund, man müsse sich bei Wahlgängen immer hohe Ziele setzen. Er habe immer gesagt, er wolle den Wählern dieses Europa erklären, und das gehe nicht in vier Monaten. Jetzt freue er sich auf die Aufgabe, Europa zu erklären und zu verbessern. Zu seiner Rolle als Spitzenkandidat befragt, betonte Freund, dass er als einziger Politneuling in den Ring gestiegen sei. "Dafür, glaube ich, ist das Ergebnis ein durchaus solides."

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bedankte sich für das Wahlergebnis seiner Partei. "Wir sind stabil geblieben, möglicherweise gibt es eine geringe Verbesserung. Dafür sagt man einmal Dankeschön."

FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky ist erfreut über das "Sensationsergebnis" der FPÖ. Er sei "mehr als zufrieden", sagte Vilimsky unter lautem Applaus und "Harald, Harald"-Rufen im FPÖ-Medienraum. "Wir sind der Sieger des Abends, alle anderen schauen alt aus", sagte er. SPÖ und ÖVP seien "picken geblieben". Der "Griff nach den Sternen" werde der FPÖ bei der nächsten Nationalrats- und Europawahl gelingen.

Einen "großartigen Erfolg" sieht FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in den Zugewinnen seiner Partei. "Seit zehn Jahren gewinnen wir eine Wahl nach der anderen, und heute liegen wir nachhaltig bei über 20 Prozent", erklärte der FPÖ-Obmann im Haus der Europäischen Union in Wien. Das Ergebnis lasse sich auch von Kritikern nicht "kleinreden". Mit Spitzenkandidat Vilimsky habe man jedenfalls die richtige personelle Entscheidung getroffen. "Er hat diese Aufgabe und Verantwortung exzellent gemeistert und umgesetzt." Einziger "Wermutstropfen" ist für Strache die niedrige Wahlbeteiligung, die der FPÖ "noch nie geholfen hat".

Unter dem Jubel ihrer Unterstützer traf Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek in der grünen Wahlparty-Location, dem Metropol in Wien, ein. Sie freute sich über den "Supererfolg" ihrer Partei. Die Wähler hätten ihr "das schönste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten" gemacht, sagte sie in Hinblick auf ihren Geburtstag am Montag. Zurückzuführen sei dies auf einen Themenwahlkampf gewesen. "Das war nicht populistisch, wir haben Themen plakatiert", verteidigte sie die Kampagne ihrer Partei.

Ein "schöner politischer Auftrag" ist das Wahlergebnis für die grüne Parteichefin Eva Glawischnig. Sie kündigte unter anderem weiteren Widerstand gegen das Freihandelsabkommen TTIP mit den USA an. Spitzenkandidatin Lunacek sei oft unterschätzt worden, habe aber "unheimlich viel Kompetenz" und dies im Wahlkampf auch gezeigt.

NEOS-Spitzenkandidatin Angelika Mlinar war ein wenig enttäuscht: "Wir haben uns ein sehr ambitioniertes Wahlziel gesetzt und nicht ganz erreicht", sagte sie bei der Wahlparty ihrer Gruppierung. "Insofern ist da auch eine gewisse Bitternis dabei." "Es war eine große Herausforderung für uns als neue Gruppierung", sieht sie dennoch einen Erfolg für die NEOS. Man habe auf Anhieb mehr als acht Prozent der Stimmen erzielt, "das hat in dieser Form noch niemand geschafft".

NEOS-Gründer und Parteichef Matthias Strolz motivierte seine Anhänger. "Ich glaube, das ist eine kraftvolle Ansage", kommentierte er den Einzug der NEOS ins EU-Parlament, obwohl diese unter den Erwartungen geblieben sind. Auch in Österreich werde man weiter daran arbeiten, die politische Landschaft zu erneuern. "Wir sind die Speerspitze der proeuropäischen Union. Der Schritt ist gut, leider ist er nicht ganz so groß ausgefallen", konnte Strolz jedoch die Enttäuschung nicht zur Gänze verheimlichen.

"Sehr erfreulich" ist das Wahlergebnis für die Liste EU-STOP, die stärkste der Kleinparteien. Das Wahlziel sei mit dem verfehlten Mandat zwar nicht erreicht worden, nichtsdestotrotz sei man "sehr zufrieden", sagte Parteichef Robert Marschall. "Wir konnten uns gegenüber der Nationalratswahl (0,01 Prozent) vor einem halben Jahr mehr als verhundertfachen."

"Europa anders"-Spitzenkandidat Martin Ehrenhauser zeigte sich ernüchtert. Natürlich habe man sich etwas anderes vorgestellt. Dass man zudem hinter der Liste EU-STOP liegt, "gibt schon ein trauriges Bild ab", so Ehrenhauser. Er unterstrich aber, dass "Europa anders" nicht am Ende angelangt sei. "Ich finde, wir haben einen tollen Wahlkampf gemacht. Gemessen an unserem Budget war das wunderbar. Manche Dinge brauchen aber eben Zeit."

REKOS-Spitzenkandidat Ewald Stadler ist sich vom Nicht-Einzug ins EU-Parlament enttäuscht. Trotz eines "optimal" verlaufenen Wahlkampfes sei mit den knappen Mitteln einfach nicht mehr möglich gewesen. "Mit einem Wahlkampfbudget von unter 100.000 Euro kann man in der Materialschlacht, die die anderen Parteien liefern, einfach nicht mithalten", so Stadler.

BZÖ-Spitzenkandidatin Angelika Werthmann zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht über das deutliche Verpassen der Mandatshürde bei der EU-Wahl. Die Gründe für das schlechte Abschneiden liegen für Werthmann in erster Linie "in der fehlenden Berichterstattung der Medien". Fehler im Wahlkampf habe es hingegen keine gegeben, meint Werthmann.

BZÖ-Chef Gerald Grosz bezeichnete das Abschneiden seiner Partei mit Spitzenkandidatin Werthmann als "nicht überraschend", zumal die eigentliche Spitzenkandidatin, Jörg Haiders Tochter Ulrike Haider-Quercia, abgesprungen war. Doch es wäre "Feigheit" gewesen, "alles abzublasen", sagte Grosz. Das BZÖ will er weiterführen, aber inhaltlich neu aufstellen.

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