Videoübersicht

Parteien buhlen auf YouTube um die Wählergunst

Web
12.09.2013 11:24
Wie in keinem anderen Wahlkampf zuvor haben die Parteien YouTube für sich entdeckt. Einmal mehr, einmal weniger kreativ sprengen die Werke dabei gern den Rahmen von klassischen Wahlkampfspots und sind vielfach wie kurze Filme gestaltet. Für die Präsentation und Repräsentation im Netz sind die meisten Clips aber "viel zu brav und glatt", bewertetet Filmexperte Daniel Ebner das Gesehene.

Die kurzen Filme sind meist als sogenannte Virals, also sich durch Mundpropaganda verbreitende Kurzvideos, konzipiert und sollen üblicherweise jüngere Leute ansprechen, so Ebner. Dafür seien die vorliegenden Beispiele aller Parteien aber eher schlecht als recht geeignet. "Am geschicktesten arbeiten in dieser Richtung Grüne und FPÖ, weil sie sich mit ihren Videos stilistisch dem Medium anpassen und ordentlich polarisieren", so der Experte. Oft gehe es darum, die politischen Mitbewerber schlecht aussehen zu lassen.

SPÖ-Spots "besser fürs Fernsehen geeignet"
Fast ganz klassisch wirbt dagegen die SPÖ - oder genauer gesagt ihr Personenkomitee - für ihren Spitzenkandidaten Werner Faymann. Von Nobelpreisträger Eric Kandel über Altkanzler Franz Vranitzky bis Hannes Androsch zählen die Mitglieder der Initiative, unterlegt von dramatischer Musik, die Vorzüge des amtierenden Kanzlers auf. "Vom grafischen Look nicht wirklich gelungen und für das Medium zu überladen", findet Ebner den "staatstragenden Spot, der definitiv besser fürs Fernsehen geeignet" sei.

ÖVP-Clips "glatt und damit auch ziemlich langweilig"
Die ÖVP wirbt via Online-Video freiwillige Helfer für den Wahlkampf an und bringt gleich drei Beispiele: einen Jungbauern, eine Pensionistin mit Hund und eine Angestellte. Aus technischer Sicht "auffallend schön gearbeitet" ist der Spot für den VIS-Leiter, der den Machern "Blick für Details" attestiert. Auch der dramaturgische Aufbau kommt bei dem ÖVP-Video gut weg - "mit dem Höhepunkt, dem Kanzlergestus, zum Schluss". Dennoch: "In der Werbeästhetik halt sehr glatt und damit auch ziemlich langweilig."

FPÖ-Videos "führen letztlich zu Fremdschämreflex"
Mit der fiktiven Familie Berger hat die FPÖ eine Reihe von Spots auf YouTube gestellt. Da schwärmt etwa die Tochter zweideutig von ihrem "ersten Freund", der eben wie Parteichef Heinz-Christian Strache sein sollte, Arbeiter Franzi Berger sieht in ihm einen "echten Hawara", auch Oma und Hund Berger sowie das Familienoberhaupt sehen als Ausweg aus der Krise die Freiheitlichen. Für Ebner ist der Versuch des Überraschungseffekts (Auflösung erst am Schluss) "recht clever", allerdings wirkten die Filme alles andere als spontan und authentisch, sondern vor allem nicht gut gespielt. "Und Pathos und Verunglimpfungen führen letztlich eher zu einem Fremdschämreflex."

Grüne machen "eigenwilligste und einprägendste" Videos
"Aus künstlerischer Sicht sicher die eigenwilligsten und einprägendsten Spots" bieten laut Expertenmeinung die Grünen. Mittels Collage-Animationen werden die gegnerischen Spitzenkandidaten – Faymann, Strache, Spindelegger, Stronach - als Kinder auf dem Spielplatz dargestellt und mit einer "echten" Spitzenkandidatin Eva Glawischnig konfrontiert. "Moderne Grafik, wiedererkennbarer Stil, wenig Inhalt", urteilt Ebner. Gelungener findet er aber das vermeintlich explizite Gleichstellungsvideo, welches auf YouTube gesperrt wurde, auf Vimeo aber weiterhin verfügbar ist. Es sei "provokant, technisch raffiniert und ganz offensichtlich von jemandem gemacht, der auch auf künstlerischer Ebene weiß, was er tut".

BZÖ setzt auf klassischen Wahlwerbespot
Beim BZÖ setzt man ebenfalls auf YouTube als Kanal für politische Botschaften, Josef Buchers YouTube-Spot kommt recht konventionell daher. Im Video stellen er und sein Team ihr Programm für Österreich vor – hinterlegt mit flotter Musik. Für den Zuseher etwas anstrengend: Das BZÖ-Video enthält reichlich Text, viele verschiedene Protagonisten und jede Menge politischen Inhalt. Hängen bleiben dürfte das Wenigste davon.

Stronach-Video polarisiert mit "Sexismusanteil"
Für das Team Stronach legt sich zu guter Letzt "Otto Normalverbraucher" ins Zeug und singt im Musikvideo "Po-po-positiv" über Korruption. Ein "recht klassisches Performancevideo", das zumindest musikalisch in Österreich funktionieren könne, sieht der Fachmann darin. Allerdings sei mit dem deutlichen Korruptionsvorwurf im Video nicht klar erkennbar, ob es nicht doch Satire über das Team Stronach selbst sein soll, was den Effekt entsprechend infrage stellt. "Zumindest mit dem po-po-polarisierenden Sexismusanteil hat das Video für Gesprächsstoff gesorgt."

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