Dunkle Flecken

ÖVP will Dr.-Karl-Renner-Ring umtaufen

Österreich
14.04.2013 08:37
Die ÖVP möchte den Wiener Dr.-Karl-Renner-Ring umtaufen lassen: Parlamentsring soll in Zukunft jener Teil des kreisförmigen Straßenzugs rund um das historische Zentrum Wiens heißen, in dem der Nationalrat residiert. Was steckt dahinter? Klubobmann Karlheinz Kopf argumentiert, es seien bisher unbekannte antisemitische Zitate des prominenten Sozialisten und früheren Bundespräsidenten Karl Renner aufgetaucht, daher sei der Renner-Ring nicht die richtige Adresse für das Parlament.

Das Haus am Wiener Ring gilt als Symbol für Demokratie. Gerade in diesem Jahr – 75 Jahre nach dem "Anschluss" an Hitler-Deutschland – erinnert sich Österreich an eine Zeit, als diese Werte, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde in einem noch nie da gewesenen Ausmaß zerstört wurden. Damals kamen aus allen politischen Lagern Stimmen für den "Anschluss".

Vergleichbar mit Umbenennung des Lueger-Rings
"Jemandem durch einen Straßennamen ein Denkmal zu setzen, dessen Biografie neben seinen sicherlich positiven Verdiensten um die Republik antisemitische und republikfeindliche Flecken aufweist, ist schlichtweg unverständlich", argumentiert Kopf. Und er erinnert an eine spektakuläre Umbenennung im Vorjahr. Aus dem Dr.-Karl-Lueger-Ring wurde der Universitätsring. Wobei antisemitische Haltungen des legendären Wiener Bürgermeisters und Christlichsozialen Karl Lueger ins Treffen geführt wurden. Inzwischen ist der Lueger-Ring Geschichte, was sich die ÖVP auch für den Renner-Ring wünscht.

Historiker: "Renners Biografie mit Problemen"
Wird also ein weiteres Stück der Ringstraße umbenannt? Das ist völlig offen. Derzeit überprüft ein Team um den Zeithistoriker Oliver Rathkolb im Auftrag der Stadt Wien die Namen von Straßen und Plätzen. Ob historisch problematische Fälle darunter sind, wird vor dem Sommer feststehen.

Zum Thema Renner-Ring meint Rathkolb auf Anfrage: In Renners Biografie gebe es Probleme, es sei aber nicht Aufgabe der Historiker, Entscheidungen der Politik vorwegzunehmen. Nun wird daher auf die Entscheidung der Stadt Wien gewartet. Inzwischen verschickt der ÖVP-Klub im Parlament seine Briefe schon mit neuer Wunschadresse. Per Handschrift beigefügt, damit es besonders auffällt.

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