Am 20. Jahrestag

Oberwart: Gedenkfeier für Opfer des Bombenterrors

Österreich
04.02.2015 22:51
Mit einem Lichterzug und einer Gedenkfeier haben am Mittwochabend im burgenländischen Oberwart Hunderte Menschen, unter ihnen zahlreiche Vertreter von Politik und der Kirchen, der vier jungen Roma gedacht, die vor 20 Jahren bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen waren. Neben dem Bekenntnis zu Menschenwürde und Demokratie fanden Politiker und Angehörige der Opfer dabei auch kritische Worte.

Vor 20 Jahren seien vier junge Menschen aus demselben Grund ermordet worden, aus dem schon ihre Vorfahren in den Konzentrationslagern vergast worden waren: "Weil sie Roma waren und weil ihre Mörder Roma hassten", sagte Landeshauptmann Hans Niessl. 20 Jahre später müsse man sich die Frage stellen, was sich seither an der Situation der Roma geändert habe.

Niessl: "Ausgrenzung der Roma gibt es immer noch"
"Das Resümee ist zweigeteilt" - einerseits sei sicher eine schrittweise Verringerung der sozialen Gegensätze feststellbar. Andererseits sei die Beschäftigungssituation nach wie vor sehr ungünstig. Auch die gesellschaftliche breite Akzeptanz sei leider noch immer keine Selbstverständlichkeit: "Es gibt sie noch immer, die Ausgrenzung und Geringschätzung der Roma in unserem Land", erklärte Niessl.

Bundespräsident Heinz Fischer verwies auf den historischen Zusammenhang, in den man die Ereignisse von 1995 einordnen müsse. Vor rund 80 Jahren hatten in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Viele hätten damals gewusst: Hitler bedeute Krieg sowie die Verfolgung der Juden und anderer Volksgruppen.

Fischer: "Spurenelemente des Rassismus nach Weltkrieg"
Vor 70 Jahren hätten diese Ereignisse ein dramatisches Ende gefunden mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der Diktatur und der Auflösung der Konzentrationslager. "Aber ein gewisses Ausmaß an Gift und Vergiftung ist geblieben." Immer noch habe es "Spurenelemente des Rassismus" und Zweifel an der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Menschen gegeben, so Fischer.

Er könne sich sehr gut an die Ereignisse vor 20 Jahren erinnern, als bei der Gedenkveranstaltung in der Kirche "ein geschocktes, ein betroffenes, ein verunsichertes Österreich zusammengefunden" habe im Bekenntnis gegen Terror und im Bekenntnis zu den Volksgruppen, zu Menschenwürde und Demokratie. "Diese Botschaft müssen wir unbeugsam und ohne Unterlass vertreten, weil darauf beruht vieles andere, was uns wert ist, was uns teuer ist, was unser Land lebenswert macht und was wir behalten müssen", sagte der Bundespräsident.

Vater eines Mordopfers hielt Ansprache
Stefan Horvath, Vater des ermordeten Peter Sarközi, erinnerte an die 200-jährige Tradition der Roma-Siedlungen in Oberwart. Die Siedlungen seien immer außerhalb der Stadt gelegen: "Sie wurden nie akzeptiert und daher auch gemieden." Er habe bisher "ein klares Bekenntnis zu dieser Siedlung" vermisst - von den Verantwortlichen in der Politik, aber auch von den Bewohnern. Er wünsche sich eine Zukunft, die mit Visionen ausgelegt sei. Eine solche Vision sei, die Roma-Siedlung ins Weltkulturerbe aufzunehmen und ein modernes Begegnungszentrum mit einem Museum zu errichten.

Franz Fuchs' Terrorserie hielt Österreich in Atem
Die explodierte Rohrbombe in Oberwart war eine Sprengfalle des Bombembauers Franz Fuchs. Er hatte von Dezember 1993 bis Dezember 1995 in fünf Serien 25 Briefbomben verschickt, zwei Rohrbomben deponiert und Österreich mit seinem innenpolitisch motiviertem Terror in Atem gehalten. 1999 wurde Fuchs vor Gericht gestellt. Der Prozess musste aber ohne seine Anwesenheit abgehalten werden, da er im Gerichtssal immer wieder Hasstiraden und rechtsextreme Parolen brüllte.

Zu lebenslanger Haft in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt, beging er am 26. Februar 2000 in seiner Zelle Selbstmord. Dies hatte er schon bei seiner Festnahme durch die Gendarmerie in seinem Heimatort Gralla versucht und dabei beide Arme verloren.

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