Geyer-Nachfolge

Neue Chefin für Österreichs Korruptionsjäger

Österreich
30.11.2012 18:43
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bekommt eine neue Leiterin. Die bisherige Vizechefin und Sprecherin der WKStA, Ilse-Maria Vrabl-Sanda (Bild), folgt mit 1. Dezember Walter Geyer nach. "Ich freue mich auf die neue, herausfordernde Aufgabe und werde die große Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen übernehmen", erklärte Vrabl-Sanda am Abend nach ihrer Ernennung durch Justizministerin Beatrix Karl.

Für Karl bekommt die WKStA mit Vrabl-Sanda eine "höchst kompetente und erfahrene Leiterin". Sie habe durch ihre langjährige Erfahrung als Mediensprecherin zudem auch die nötige Kompetenz in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für diese exponierte Position, teilte Karl in einer Aussendung mit. Außerdem freue es sie, eine Frau mit dieser Führungsaufgabe betrauen zu können.

Politischem Druck in der Vergangenheit standgehalten
Dass sie auch parteipolitischem Gegenwind trotzen kann, hat Vrabl-Sanda zuletzt im März öffentlich unter Beweis gestellt. Damals hatte sich die ÖVP gerade auf die Staatsanwaltschaft eingeschossen, weil die Justiz in der Telekom-Affäre Ermittlungen gegen den schwarzen Fraktionsführer im Korruptions-Untersuchungsausschuss, Werner Amon, aufgenommen hatte. Vrabl-Sanda wies die Attacken als Versuch der Stimmungsmache zurück und meinte, politischem Druck standzuhalten, sei "geradezu Aufnahmekriterium" für den Dienst als Staatsanwalt.

Vrabl-Sanda startete ihre Laufbahn 1992 als Richterin am Bezirksgericht Donaustadt. Fünf Jahre später wechselte sie an das Wiener Landesgericht für Strafsachen, wo sie unter anderem auf Medienrechtsfälle spezialisiert war. Mit ihrer harten, durchschlagskräftigen, aber fairen Verhandlungsführung zeigte sie schon damals vor Prominenten und Politikern keine Furcht.

Als Richterin Jörg Haider die Stirn geboten
So wies sie eine Klage von Jörg Haider ab, der sich nicht als "gefährlicher, politischer Gauner" bezeichnen lassen wollte. Für Vrabl-Sanda handelte es sich dabei um "zulässige Kritik", die sich ein in der Öffentlichkeit stehender Politiker gefallen lassen müsse. Ende 2005 wechselte sie die Fronten und heuerte bei der Wiener Oberstaatsanwaltschaft an, wo sie zuletzt als Vizechefin und Mediensprecherin fungierte.

Karl will "Ausbau und Stärkung"
Ministerin Karl kündigte neben dem Wechsel an der Spitze am Freitag außerdem "den Ausbau und die Stärkung" der Korruptionsstaatsanwaltschaft an. "Arbeiteten bei meinem Amtsantritt noch acht Staatsanwälte in der Anklagebehörde, so sind es heute 19, insgesamt sollen es 37 bis 40 werden", sagte Karl. Ab 2013 würden 30 neue Stellen gezielt zur Korruptionsbekämpfung zur Verfügung gestellt, ein guter Teil davon werde der WKStA zugutekommen.

Anerkennung zollte die Ministerin auch dem scheidenden Behördenleiter Walter Geyer. Dieser habe die Korruptionsstaatsanwaltschaft zur "Speerspitze der Justiz im Kampf gegen Korruption und Wirtschaftskriminalität" gemacht, so Karl. Geyer wurde am Freitag 65 Jahre alt und verabschiedete sich in den Ruhestand.

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