Reform kommt

Neue Ausbildung für Krankenpfleger beschlossen

Österreich
07.07.2016 12:37

Der Nationalrat hat am Donnerstag mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen eine Ausbildungsreform der Pflegekräfte beschlossen. Künftig gibt es drei Gruppen, wobei gehobenen Pflegefachkräfte akademisch an Fachhochschulen ausgebildet werden. Für Kritik sorgte das überhastete parlamentarische Prozedere nach jahrelangen Verhandlungen, für FPÖ-Sorge eine mögliche Nivellierung nach unten in den Spitälern.

Laut Gesundheits- und Krankenpflegegesetz gibt es in Zukunft drei Berufsbilder. Neben der Pflegeassistenz (bisher: Pflegehilfe) wird auch eine Pflegefachassistenz geschaffen, die mehr Kompetenzen haben soll. Beide sollen weiterhin an den Krankenpflegeschulen ausgebildet werden, die Ausbildung ein bzw. zwei Jahre dauern. Die gehobenen Pflegefachkräfte (derzeit "diplomierte Pflegekräfte") absolvieren künftig ausnahmslos eine FH-Ausbildung. In Kraft treten soll die Neuregelung ab September 2016 stufenweise bis 2024.

Gesetz für Oberhauser "guter Schritt"
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) bezeichnete das Gesetz als "guten Schritt", ebenso wie SP-Gesundheitssprecher Erwin Spindelberger, der eine bessere Ausbildung, eine höhere Pflegequalität und die Durchlässigkeit der Berufe in Aussicht stellte. Beide kritisierten Personalvertreter-Mails der letzten Tage. "Wir können mit Strukturen der Fünfzigerjahre des letzten Jahrhunderts nicht Gesundheitspolitik des 21. Jahrhunderts machen", sagte Spindelberger.

Rasinger spricht von "Jahrhundertgesetz"
ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger erinnerte sich an seine eigenen ersten Schritte im Gesundheitswesen mit "drei Wochen Leibschüsseltragen" unter "Schwester Anni und Schwester Hermi". Seither habe sich die Welt weitergedreht, nun beschließe man ein "Jahrhundertgesetz". "Es ist nicht nur ein Facelift, es ist eigentlich eine komplette plastische Operation geworden." Rasinger, selbst Mediziner, zeigte sich auch mit der Abgrenzung der Berufsgruppen zufrieden: "Wir wollen keine Miniärzte, wir wollen eigenständige Pflegekräfte haben."

Auch die Grünen sahen umfangreiche Verbesserungen, für Gesundheitssprecherin Eva Mückstein ist der Gleichklang im europäischen Raum gesichert. Österreich sei bei der Akademisierung ohnehin Schlusslicht und zudem ein sehr ärztelastiges Land. Per - vom Plenum abgelehnten - Entschließungsantrag verlangten die Grünen von der Bundesregierung, für mindestens 50 Prozent diplomiertes Personal in den Spitälern zu sorgen.

Kritik von FPÖ, NEOS und Team Stronach
Kritik kam von der FPÖ. Gesundheitsausschuss-Vorsitzende Dagmar Belakowitsch-Jenewein warnte, dass in Zukunft die Pflegefachassistenz mit nur zweijähriger Ausbildung genau jene Arbeit übernehmen müsse, die bisher von diplomiertem Personal geleistet werde. Die Grünen seien hier die Steigbügelhalter von SPÖ und ÖVP, auch Mücksteins Antrag ändere nichts daran.

NEOS-Politiker Gerald Loacker kritisierte, dass das Vorhaben erst im allerletzten Moment mit grüner Unterstützung auf die Tagesordnung des jüngsten Gesundheitsausschusses gesetzt worden war. Ulla Weigerstorfer vom Team Stronach bedauerte ebenfalls das übereilte Vorgehen.

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