Geld war ihr "Baby"

Monika R.: So brach das Kartenhaus zusammen

Österreich
15.12.2012 16:21
Monika R. lebte in der schillernden Welt der Spekulanten. Sie galt als "Finanzgenie", umgab sich mit Optionen, Futures und Swaps. Bis ihr Kartenhaus zusammenbrach.

Über Monika R. ist eine Lawine abgegangen. Ganz Österreich kennt diese unscheinbare Frau - und was sie in Salzburg getan hat. Zocken an der Börse. Ganz offiziell und im Auftrag des Landes. Mit 340 Millionen Euro war sie Ende November im Minus. Seit diesem "Geständnis" ist Salzburgs Politwelt eingestürzt. Ein erster Rücktritt, Neuwahlen, Untersuchungs-Ausschuss, kein Budget.

In ihrer Familie hat Monika R. den nötigen Rückhalt in diesem Sturm. Am Bauernhof in der Nähe von Braunau hat sie Hund und Katze. Menschen, die zu ihr stehen. In Salzburg haben alle die 41-Jährige verstoßen, die noch vor Wochen als Superstar in Finanzgeschäften galt.

Nach der Matura hat sich die "graue Maus" in ihre Arbeit beim Land hineingekniet. In einem Praktikum bei der EU in Brüssel und mit dem Jus-Studium nebenbei holt sich Monika R. das nötige Rüstzeug. Sie steigt ein ins Geschäft mit "Derivaten", wie diese Finanzprodukte heißen. Da geht das Land einen Tausch ein mit der Bank - eine Versicherung, um weniger Zinsen für Millionenschulden zu zahlen. Wer rechtzeitig erkennt, welche Währung steigt oder fällt, wie sich die Zinsen entwickeln, verdient Millionen. Monika R. glänzt in der Branche.

Anwalt: "Sie ist hochintelligent"
"Sie ist hochintelligent", weiß Anwalt Thomas Payer. Und hat eine spezielle Fähigkeit: Sie hat den Überblick bei den komplizierten Geschäften. "Das ist für sie wie eine große Maschine", erklärt Payer. "Entwickelt sich ein Zinssatz anders, weiß sie sofort, an welchem Rad sie drehen muss, um auszugleichen. Welches neue Geschäft sie dafür braucht." Und Monika R. hat riesigen Erfolg: 180 Millionen Euro erspart sie dem Land durch ihr Leben in der Welt der Swaps, Futures und Optionen, die für sie das Ein und Alles ist. Da findet sie Anerkennung, ist auch im Visier von Banken, die ihr Talent erkennen.

Mehr als ein Angebot hat die 41-Jährige abgelehnt - sie liebt ihren Job. Ist am Sprung zur Abteilungsleiterin. Hat einen Sondervertrag. Nur auf Prämien verzichtet sie, weil das Land im Minus steckt. Das ist ihr dunkles Geheimnis: Monika R. steht unter Druck, nimmt keinen Urlaub. Ihre Spekulationen liegen "nur noch" 340 Millionen Euro im Minus. Es war schon ärger, aber da hat sie viel aufgeholt. Denn die Politiker sonnen sich im Erfolg, nehmen die Gewinne an der Börse hin, verlangen von Monika R. immer höhere Einnahmen.

Dass sie dazu Milliarden einsetzen und viel riskieren muss, interessiert keinen. Das Land setzt ihr externe Berater vor die Nase, die sich in ihre Geschäfte mischen. Als sie die Vollmacht verliert, ruft sie verzweifelt: "Ihr könnt mir nicht mein Baby nehmen!" Die gewaltige Geldmaschine bricht ein wie ein Kartenhaus. Monika R. fürchtet im September 130 Millionen Minus, nun sind es 340. Und die Frau, die nur ans Wohl des Landes dachte, sich nie persönlich bereicherte, reißt Salzburg in seine schwerste Krise...

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