Der Graf vor Gericht

Mensdorff-Pouilly: “Über Bestechung wurde gesprochen”

Österreich
18.12.2012 13:46
Mit Einblicken in die Struktur seiner Beraterfirma MPA ist am Dienstag die Einvernahme von Alfons Mensdorff-Pouilly in seinem Geldwäsche-Prozess fortgesetzt worden. Die MPA weist Sitze in Wien, Prag und Budapest auf. Er sei für den britischen Rüstungskonzern BAE Systems "sicher ein verdeckter Berater" gewesen, "weil ich ihre Mitarbeiter in diesen Ländern durch ihre Aufträge überprüft habe", sagte Mensdorff. Außerdem erklärte er, dass er keine Bedenken habe zu sagen, dass über Bestechung gesprochen wurde.

Er habe von BAE Systems im Lauf der Jahre insgesamt einen "höheren sechsstelligen Betrag" lukriert, bestätigte der Angeklagte Berechnungen von Staatsanwalt Michael Radaszticz. Er habe "die gesamte BAE" beraten, sein Hauptansprechpartner sei Julian Scopes gewesen, mit dem er zumindest zwei Mal wöchentlich telefoniert und ihn alle ein, zwei Wochen getroffen habe.

Während die MPA in Wien zu 100 Prozent im Eigentum des Grafen steht, gehören die Niederlassungen in Budapest und Prag zu 90 Prozent der MPA Wien und die restlichen zehn Prozent Mensdorff bzw. in Prag einem tschechischen Bekannten. Formal hatte Mensdorff nicht zuletzt aus steuerlichen Gründen Damen als Geschäftsführerinnen eingesetzt, deren Qualifikation er folgendermaßen beschrieb: "Sie hat die Qualifikation gehabt, dass ich ihr hundertprozentig vertraut habe" bzw. "Sie war anständig, loyal, g'scheit und war Juristin".

Geldfluss an Mensdorff auch von den Jungferninseln
Zusätzlich zu seinen Beraterhonoraren erhielt Mensdorff von BAE System über die auf den britischen Jungferninseln etablierte Foxbury International SA nicht unbeträchtliche Gelder. Die Beträge kamen von der 1998 ebenfalls auf den Jungferninseln gegründeten Red Diamond Trading Limited, über die der Rüstungskonzern laut Staatsanwaltschaft Wien Schmiergeldzahlungen abgewickelt haben soll.

30.000 bis 40.000 englische Pfund gingen jährlich bei der Foxbury ein, 90 Prozent davon flossen der MPA zu, damit Mensdorff seinen Bürobetrieb aufrechterhalten konnte. Dieser stellte gar nicht in Abrede, Gelder bekommen zu haben: "Das ist sehr angenehm." Timothy Landon, sein Mentor bei BAE Systems und laut Mensdorff dort eine Art "Übergott", habe das alles in die Wege geleitet.

"Davon habe ich nichts gewusst - ich wäre zu blöd gewesen"
Er habe mit der Foxbury "gar nichts zu tun gehabt, ich sehe jetzt, dass die Landon gehört hat", versicherte Mensdorff weiter. "Meinen Informationen nach hat sie zur Hälfte Ihnen gehört", wandte Richter Stefan Apostol ein. "Davon habe ich bis vor Kurzem nichts gewusst", beteuerte Mensdorff, "mag sein, dass die Konstruktion so geplant war, dass sie mir gehören soll. Mag sein, dass ich da irgendwo drinnen stehe, aber ich habe nichts damit zu tun gehabt. Ich wäre zu blöd gewesen, um das alles zu durchschauen. Tim (Landon, Anm.) hat 20 solcher Firmen gehabt."

Von der Existenz der Red Diamond Trading Limited habe er bis 2007 keine Ahnung gehabt: "Jetzt sagt sie mir ziemlich viel." Mensdorff stellte auch entschieden in Abrede, Eigentümer der Brodmann Business SA - wiederum eine Briefkasten-Firma auf den Jungferninseln - zu sein, auf der laut Strafantrag 15,1 Millionen Euro an BAE-Geldern gelandet sein sollen, mit denen Mensdorff Beschaffungsvorgänge in Ost- und Mitteleuropa zugunsten des britischen Rüstungskonzerns beeinflusst haben soll. "Nachdem ich diese Struktur gar nicht kapiert habe, habe ich mich da immer herausgehalten." Seine Devise sei gewesen: "Ich will meine monatlichen Zahlungen haben, was ihr sonst macht, ist mir absolut egal."

War nur Treuhänder für "Spielgeld"
Mit der Firma Brodmann habe Landon "Spielgeld" in "Projekte, die ihn interessiert haben", investiert, erklärte Mensdorff. Er selbst habe dabei "für den Tim als Treuhänder" fungiert: "Ich habe diese Treuhandschaft bis zum Schluss so betrieben, dass es nach außen nie sein eigenes Geld ist. Viele andere könnten geglaubt haben, dass es meines ist. Das war Sinn und Zweck der ganzen Geschichte."

Landon habe mit seinem Privatvermögen "immer wieder eigene Spielchen gespielt hinter dem Rücken seiner Leute", erläuterte Mensdorff. "A bissl" sei in Aktien angelegt worden. Zudem habe Landon in zwei Projekte in Dubai und Russland investiert -es habe sich dabei um ein 4,6 Millionen Euro schweres Technologieprojekt in Dubai, ein gewinnversprechendes Vorhaben eines russischen Abgeordneten und "eine Flugfunk-sprachentechnologische Geschichte" in Dubai gehandelt, in die 6,48 Millionen Euro geflossen seien. "Das war, wie wenn ich sein Taschengeld verteile. Das ist mich nix angegangen. Ich hab damit das gemacht, was er wollte", beschrieb Mensdorff seine Funktion.

"Auf die Idee, dass es nicht Landon-Geld (sondern Gelder der BAE, Anm.) wäre, bin ich in meinem Leben nicht gekommen", verwies der Angeklagte auf den beeindruckenden Lebensstandard seines Mentors. "Wenn seine Boeing 737 in Wien gelandet ist, habe ich allein 68.000 Schilling an Landegebühr bezahlt", berichtete der 59-Jährige.

Eigentümer der Brodmann sei für ihn folglich immer Landon gewesen, bekräftigte Mensdorff, wenn es nach außen hin womöglich auch anders gewirkt habe: "Die Frage, wer Eigentümer ist, ist schwer zu beantworten, weil alle diese Inselfirmen ja gegründet werden, dass es nicht bewiesen werden kann." Er habe jedenfalls "keine einzige Entscheidung getroffen, was mit dem Geld dort passiert", sondern sei nur für Landon tätig geworden. Dieser kann dazu nicht mehr zeugenschaftlich vernommen werden, er ist 2007 an Lungenkrebs gestorben.

Geldflüsse konnte Mensdorff nicht erklären
Die Gelder auf den Brodmann-Konten habe der mitangeklagte Kurt D. für ihn behoben und ihm übergeben: "Er hat nur das gemacht, was ich ihm gesagt habe." Sein alter Freund habe ihm die Summen jeweils in bar ausgehändigt - einmal auf einen Schlag 750.000 Euro. "Ich gebe zu, nach dem, was passiert ist, würde ich heute schon vorsichtiger sein." D. habe ihm das Geld "hauptsächlich in meinem Büro in Form von Scheinen übergeben."

Die komplizierten Geldflüsse zwischen ihm und Landon über mehrere Zwischengesellschaften konnte Mensdorff nicht erklären. Landon habe das jedenfalls auch bei anderen Firmen so gemacht und in diesem Fall sei er der Treuhänder gewesen. Landon habe auch wenig von solchen Dingen verstanden und sich das womöglich einreden lassen.

"War mehr wert, als ich bekam - Bestechung war Thema"
Klar war für Mensdorrf allerdings, dass er von BAE eigentlich zu wenig Geld erhalten habe. "Ich war mehr wert, als ich bezahlt bekommen habe." Auf diesen Umstand sei er beim Aktenstudium im Zuge des Prozesses gestoßen.

Zugleich räumte er auch ein, dass über Bestechung gesprochen wurde. "Bestechungen in diesem Bereich sind leicht zu verkaufen, weil es das immer gegeben hat. Ich habe aber immer gesagt, das brauchen wir nicht." Seine Kontaktleute bei BAE Systems hätten ihm aber nicht geglaubt, dass er "als burgenländischer Bauer" keine Bestechungsgelder gebraucht habe, so Mensdorff.

Dass Mark Cliff - ein Steuer- und Finanzberater, der für Landon als Vermögensberater tätig war - über "Drittgelder" im Zuge der Rüstungsgeschäfte in Ungarn, Tschechien und Österreich gesprochen hat, will Mensdorff erst im Nachhinein erfahren haben. Das könne er nicht nachvollziehen. Das sei von Cliff später "erfunden" worden.

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