Erste "Pressestunde"

Karmasin über Deradikalisierung und Eizellen

Österreich
19.10.2014 14:15
Die seit Längerem geplante Deradikalisierungshotline wird im Familienministerium angesiedelt. Das hat Ressortchefin Sophie Karmasin (ÖVP) in der ORF-"Pressestunde" bestätigt. Ursprünglich war angedacht, diese Beratungsinitiative für radikalisierte Jugendliche und deren Angehörige im Innenministeriums zu installieren. Nunmehr soll die Beratung über die "offene Jugendarbeit" abgewickelt werden.

Schwerpunktthema von Karmasins erstem "Pressestunden"-Auftritt war die geplante Reform des Kindergelds, wobei die Ressortchefin bei den noch offenen Fragen vage blieb. Einzig das Grundkonzept, wonach sie die derzeit geltenden Pauschalvarianten durch ein Konto ersetzen will, gab die Ministerin preis. Wie lange man dann das Kindergeld beziehen wird können, sagte Karmasin aber nicht.

Grundsätzlich will sie eine stärkere Flexibilisierung, dass man also selbst in einem - eben noch nicht näher definierten Rahmen - wählen kann, in welchem Zeitraum man den zur Verfügung stehenden Gesamtbetrag verbraucht. Zudem angedacht ist ein Partnerbonus, wenn Vater und Mutter beide möglichst zu gleichen Teilen in Karenz gehen. Bestehenbleiben wird das einkommensabhängige Kindergeld.

Kein Rechtsanspruch auf Betreuung ab erstem Lebensjahr
Nichts wird es - zumindest in nächster Zeit - mit einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung schon ab dem ersten Lebensjahr. Dafür habe man in Österreich nicht die Infrastruktur, erklärte Karmasin. Gleichzeitig wies die Ministerin aber darauf hin, dass man bei der jüngsten Initiative zum Ausbau der Kinderbetreuungsplätze besonderes Augenmerk auf die Kleinsten gelegt habe.

Familienbild der ÖVP in den letzten Jahren "erweitert"
Bezüglich der in der ÖVP umstrittenen Position, wonach der Fokus der Familienförderungen künftig verstärkt auf Sachleistungen gerichtet werden sollte, versucht Karmasin einen Mittelweg. Sie will, dass die Geldleistungen nicht eingeschränkt werden, die Sachleistungen aber ausgebaut werden, also insgesamt ein höheres Budget als die derzeit rund drei Prozent des BIP für Familienleistungen.

Insgesamt glaubt Karmasin, dass die ÖVP in den letzten Jahren ihr Familienbild "erweitert" habe. Sie habe auch mit dem neuen Parteichef Reinhold Mitterlehner ein "sehr gutes Einvernehmen". Man könne sogar sagen, dass er ihr in familienpolitischen Ausrichtungen näher stehe als Vorgänger Michael Spindelegger (ÖVP), der sie in die Politik gebracht hatte.

Wechsel in Wiener ÖVP derzeit kein Thema
Medial kolportiert wird, dass Karmasin in der schwächelnden Wiener ÖVP eine stärkere Rolle einnehmen könnte, als Wahlkampf-Unterstützung für den designierten Spitzenkandidaten Manfred Juraczka oder später sogar als dessen Nachfolgerin. Großes Interesse daran signalisierte Karmasin am Sonntag nicht. Sie schätze Juraczka sehr und wenn er etwas brauche, würde sie ihn unterstützen. Ihre Aufgabe sehe sie aber als Familienministerin.

"Eizellen einfrieren wie bei Apple ist der falsche Weg"
Harsche Kritik übt Karmasin am Angebot von Facebook und Apple, ihren US-Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen zu bezahlen, damit diese bevorzugt erst in späteren Jahren ihren Kinderwunsch erfüllen (siehe Infobox). Sie könne nur hoffen, dass es sich da um einen PR-Gag handle. Denn dies wäre der absolut falsche Weg, signalisiere so ein Angebot doch, dass ein Vereinbaren von Karriere und Familie nicht möglich sei.

Kritik an der Sendezeit der "Pressestunde"
Kritik der Ministerin gab es übrigens auch an der "Pressestunde" selbst, weil diese Sonntagvormittag gesendet werde, was nicht familienfreundlich sei. Denn da stehe meistens die Frau in der Küche und so könne nur der Mann die Sendung verfolgen. Den ORF-Verantwortlichen riet die Ministerin daher, den Zeitpunkt der Ausstrahlung zu überdenken.

Wenig Begeisterung der Opposition
Die Opposition wurde vom Auftritt der Familienministerin nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Für FP-Familiensprecherin Anneliese Kitzmüller ist die Motivforscherin "noch nicht am Spielfeld Politik eingelaufen". Plattitüden und Absichtserklärungen würden Familien rein gar nichts helfen, "mehr hat Karmasin aber nicht zu bieten", so Kitzmüller.

Team Stronach-Familiensprecher Leo Steinbichler ortete einen "blassen Auftritt" der Ministerin. Die Einsicht Karmasins, was alles an Reformen umzusetzen wäre, sei gut und schön, befand Steinbichler, fragte sich jedoch: "Wann wird diese Regierung endlich die angekündigten Reformen umsetzen?"

Einzig die Grüne Familiensprecherin Daniela Musiol begrüßte die "teilweise fortschrittlichen Aussagen" Karmasins. Setze sie diese auch um, bekomme sie sicher die Unterstützung der Grünen.

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