Nach Skiunfall

Hundstorfers Rückkehr ins Büro: “Reha nebenbei”

Österreich
25.01.2015 13:03
Ein Skiunfall beförderte Sozialminister Rudolf Hundstorfer zu Weihnachten mit fünffachem Beckenbruch von der Piste ins Spital. Dort machte er sich fit fürs Comeback. Der 63-Jährige gilt schließlich als große rote Reserve für alle Topjobs der Republik. Am Montag will der Minister wieder an seinem Arbeitsplatz auftauchen: "Die Reha kann ich schließlich nebenbei machen."

"Gehn S’, kunnert i des Zimmer nach dem Interview bitte noch als Büro haben?", zeigt sich Hundstorfer sichtlich angetan von der Entdeckung neuer Räumlichkeiten für seine Besprechungen. Denn seit ihn ein Skiunfall von der Piste ins Spital beförderte, ist der Sozialminister auch Patient. Und somit quasi Gast im eigenen Haus, für das er eigentlich zuständig ist – die Krankenanstalten (in diesem Fall das Zentrum Baumgartner Höhe).

Überraschend munter humpelt uns der 63-Jährige beim Besuch bereits auf Krücken entgegen – trotz seines fünffachen Beckenrandbruchs. Die ersten zwei Wochen hatte er strengste Bettruhe auf der Unfallchirurgie des AKH (in einem Einzelzimmer, das er sofort in ein mobiles Büro umgewandelt hatte). Beim Interview kann er über seine missliche Lage bereits schmunzeln: "Zuerst war ich leicht schockiert, dann hab ich gemerkt, wie viel schlechter es anderen geht, und ich hab mich abgefunden."

"Ich hab' mir gleich gedacht, dass was Ärgeres ist"
Zwei Tage vor Silvester passierte das Unglück: am kleinen Ötscher, das erste Mal nach sechs Jahren wieder auf Skiern. Deshalb hatte er sogar eigens eine Skilehrerin engagiert. Dann eine Eisplatte. Bei der ersten Abfahrt meisterte er sie noch mit Bravour, bei der zweiten lag er da. Verkantet. "Ich hab' mir gleich gedacht, dass was Ärgeres ist." Der Rettungshubschrauber konnte wegen des schlechten Wetters nicht landen, deswegen gings per Rettung bergab. Bergauf muss er nun wieder aus eigener Kraft: mit dreimal täglich Physiotherapie.

Theraband statt Gewerkschaftsbund, Gymnastikball statt Opernball – das Unglück ereilte den begeisterten Tänzer auch noch ausgerechnet in der Ballsaison – Hundstorfer gilt bekanntlich auch als Mann für alle Bälle ("Na, warten S’, vielleicht tauch ich ja doch wo auf!", plant er offensichtlich schon das Comeback).

Mitarbeiter des Ministeriums versorgen ihn ambulant mit Akten. Schließlich ist viel los: Ärztestreik, Rekordarbeitslosigkeit, Pensionsreform. Die Beamten der Stadt Wien gehen immer noch mit 54,5 Jahren in Pension? "So ist das nicht. Das ist eine Frage der Berechnung. Da, schauen S’, da ist die heutige Aussendung: 'Pensionsantrittsalter 2014 um 13 Monate gestiegen – Reformen wirken!'"

"Die Reha kann ich schließlich nebenbei machen"
Am Montag will der Minister wieder an seinem Arbeitsplatz auftauchen. "Die Reha kann ich schließlich nebenbei machen. Und außerdem ist meine Frau gelernte Krankenschwester", so der pragmatische Plan des roten Rudi. In die Hosen hieven kann sie ihn auch.

Seit zwölf Jahren ist er mit Karin Risser verheiratet. Sicherheitshalber nimmt er schnell den Ring ab, um nachzurechnen: "Ja, stimmt eh!" Es ist Ehe Nummer 3 mit Ehefrau Nummer 2 (seine erste Frau heiratete er zweimal). Warum Frau Risser nicht Hundstorfer heißt, ist leicht erklärt: "Meine Frau hatte schon Kinder, wir wollten kein Namens-Wirrwarr. Aber sie hört auch auf Hundstorfer. Wenn sie will."

Zusammen haben die beiden drei Kinder, aber keine gemeinsamen. Die Koalition funktioniert. "Der Rudi ist ein absolut umgänglicher Mensch, auf den man sich verlassen kann, ein echter Freund!", beschreibt ihn Amtskollegin Sabine Oberhauser, die ihn seit 20 Jahren kennt. Sie war damals noch Turnusärztin, er schon mächtiger Gesundheitsfunktionär, später beide bei der Gewerkschaft. Seine Karriere startete der SPÖ-Mann als Lehrling im Hundesteuerreferat der Stadt Wien, danach im Kaiser-Franz-Josef-Spital, wo er seine Liebe zur Gesundheitspolitik entdeckte. In Eigeninitiative holte er die Matura nach. "Seit 20 Jahren geht er jeden Heiligen Abend durchs AKH und wünscht allen frohe Weihnachten", schildert Oberhauser die Amtsauffassung ihres Parteikollegen: "Der Rudi liebt die Menschen!" Und die lieben offensichtlich ihn und seine gerade, unverstellte Art ohne jede Politiker-Schleimigkeit. "Der Rudi sucht immer das Gemeinsame, nie das Trennende", beschreibt ihn Samariterbund-Chef Franz Schnabl.

"Von mir werden Sie dazu null hören"
In einer aktuellen OGM-Umfrage ist Hundstorfer der beliebteste SP-Politiker, gleich hinter Franz Voves und ganz weit vor Kanzler Werner Faymann. Kein Wunder, dass er momentan für alle Hochämter der Republik genannt wird. Für die Bundespräsidentenwahl 2016, als Faymann-Nachfolger oder gar als Wiener Bürgermeister, wenn Michael Häupl nicht mehr kann oder will. Hundstorfer lacht sichtlich geschmeichelt: "Es ist besser, für Ämter in Betracht zu kommen, als nicht in Betracht zu kommen. Aber von mir werden Sie dazu null hören."

Wann er wieder Ski fahren geht, will ein Patient wissen. "I glaub, des gib i auf", antwortet der Minister lachend. Wahrscheinlich meint er eh nur für heute.

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