SPÖ-Vorschlag

Hundstorfer-Modell: Statt “Zivis” künftig 8.000 Sozialprofis

Österreich
15.11.2012 22:59
Rechtzeitig vor der Volksbefragung über die Zukunft des Bundesheeres hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Donnerstag das SPÖ-Modell für das "soziale Jahr" vorgelegt. Demnach sollen nach Einführung eines Berufsheeres statt der Zivildiener rund 8.000 Sozialprofis die Aufgaben vor allem im Gesundheitsbereich übernehmen. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter sprach von einem "sozialpolitischen Meilenstein". ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch bezeichnete das Modell hingegen als eine "Bankrotterklärung für freiwilliges Engagement".

Für den Sozialminister ist das nach einer letzten Gesprächsrunde mit den Trägerorganisationen ausverhandelte Modell für ein freiwilliges soziales Jahr eine deutliche Verbesserung zum bisherigen Zivildienst, der ein Ersatzdienst für die zur Disposition stehende Wehrpflicht ist. Er könne "mit gutem Gewissen für die österreichische Bevölkerung" sagen, dass eine Aufrechterhaltung der Dienstleistungen auf hohem Niveau mit diesem Modell garantiert werden könne, betonte Hundstorfer.

8.000 Sozialprofis mit 1.386 Euro brutto im Monat
Konkret würden nach der Umstellung von der Wehrpflicht auf ein Berufsheer – über die im Jänner 2013 entschieden wird – die "Zivis" durch die Sozialprofis ersetzt. Insgesamt ist budgetär geplant, dass rund 8.000 Mitarbeiter für diesen Dienst aufgenommen werden könnten. Infrage kämen für diese Tätigkeit Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr, die für ihre Leistung 1.386 Euro (brutto, 14-mal im Jahr) erhalten und auch sozialversichert sind.

Abgewickelt würde dieser Dienst den SPÖ-Plänen zufolge über die schon bestehende Zivildienstagentur, von der die Mitarbeiter ausgewählt würden. Nach einer entsprechenden Ausbildung bekämen die Hilfsorganisationen damit qualifizierte Absolventen für die Arbeit in Spitälern, Heimen, Betreuungseinrichtungen und für die Rettungskräfte.

Jährliche Kosten in Höhe von 211 Millionen Euro
Die im Rahmen dieser Tätigkeit erworbenen Qualifikationen sollen sich außerdem für bestimmte Berufe anrechnen lassen, auch bei Aufnahmeprüfungen etwa für das Medizinstudium soll das Sozialjahr einen Vorteil verschaffen. Die Kosten – vom Ministerium bisher mit etwa 147 Millionen Euro beziffert – liegen laut dem fertigen Modell nun bei 211 Millionen Euro. Damit überstiege das Sozialprofi-Modell die Kosten des bisherigen Zivildienstes nach Angaben von Rudolf Hundstorfer nur geringfügig.

Das Hundstorfer-Modell wird von Experten vor allem deshalb positiv bewertet, weil damit vor allem professionell ausgebildete Mitarbeiter im Gesundheitsbereich in den Betreuungseinrichtungen zum Einsatz kämen. Der Minister erklärte am Donnerstag, dass dieses Modell nicht nur eine Professionalisierung bedeute. Die karitativen Institutionen hätten durch das soziale Jahr auch eine bessere Planungsübersicht. Denn die demografische Entwicklung lässt befürchten, dass in den kommenden Jahren die Anzahl der zur Verfügung stehenden Zivildiener immer geringer wird.

"Aus sozialdemokratischer Sicht sind damit die Probleme der Einsatzorganisationen sowie der Betreuung und Pflege von Älteren in der Gesellschaft dauerhaft gelöst", lobte SPÖ-Bundesgeschäfstführer Kräuter das neue Modell. Er zeigte sich überzeugt, dass "die faire Bezahlung, die Weiterbildungsmöglichkeiten und die Vorteile für den weiteren Lebensweg" viele Interessierte dazu bewegen werden, am 20. Jänner 2013 für das bezahlte freiwillige soziale Jahr zu stimmen.

ÖVP-General kritisiert "unausgegorenes Modell"
Anders wurde das SPÖ-Modell wenig überraschend von der Wehrpflicht-Befürworterin ÖVP interpretiert. Das "unausgegorene Modell" komme "einer Bankrotterklärung für das freiwillige Engagement in Österreich gleich", sagte ÖVP-Generalsekretär Rauch in einer ersten Stellungnahme. Bei einer Bezahlung von 1.386 Euro 14-mal jährlich könne "mitnichten" von Freiwilligkeit gesprochen werden, so der ÖVP-General. Zudem würden viele Fragen, etwa warum ein bezahltes Sozialjahr qualifiziertere Personen bringen soll, als es die heutigen Zivildiener sind, offen bleiben.

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner glaubt hingegen "nicht zu 100 Prozent", dass das Sozialjahres-Modell nicht viel mehr kosten würde als derzeit der Zivildienst. Man müsse die Zahlen "seriöserweise" noch genau prüfen, sagte sie am Donnerstag in der "ZiB 2".

Schwarze Zivildienst-"Optimierung" noch vage
Für die ÖVP hatte die Innenministerin am Dienstag im Nationalrat ein Fünf-Punkte-Programm zur Verbesserung des Zivildienstes nur eher kryptisch umrissen (siehe Infobox). Mikl-Leitner schlägt u.a. vor, auch Männer, die die Wehrpflicht bereits abgeleistet haben, und Frauen zum Zivildienst zuzulassen. Außerdem möchte sie - wie es auch das nun präsentierte SPÖ-Modell des freiwilligen Sozialjahres vorsieht - die dort erworbenen Kenntnisse bei gewissen Berufsausbildungen, Aufnahmetests oder Prüfungen anrechnen lassen.

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