Heeres-Befragung

Häupl appelliert: “Lasst die Jungen selbst entscheiden”

Österreich
12.01.2013 17:38
Eine Woche vor der Heeres-Volksbefragung warnt Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) davor, eine Chance für eine wichtige Reform nicht zu nutzen: In einer modernen Gesellschaft, die allen jungen Österreichern immer mehr Selbstständigkeit zugesteht, habe ein Zwangsdienst "absolut keine Berechtigung". Indessen widerlegt eine Statistik das Argument von Berufsheer-Gegnern, wonach keine Soldaten mehr für Katastropheneinsätze zur Verfügung stünden, sollte die Wehrpflicht abgeschafft werden.

"Grundausbildung bei den Panzergrenadieren, dann war ich Funker", erinnert sich Michael Häupl im "Krone"-Gespräch an seine Bundesheer-Zeit. "Damals, 1968, war Österreich ja auch noch in einer anderen Situation: Warschauer-Pakt-Truppen marschierten in Prag ein, es gab den Kalten Krieg", so Häupl. Und er stellt die Sinnhaftigkeit der Wehrpflicht erneut infrage: "Mit dem alten System werden jetzt den jungen Menschen sechs Monate ihres Lebens gestohlen."

Er appelliert deshalb an alle Österreicher: "Bei der Befragung muss uns doch wichtig sein: Die Jungen sollen künftig selbst entscheiden, ob sie mit 18 Jahren ihre Ausbildung weitermachen, zum Heer gehen oder ein soziales Jahr machen."

Häupl: "Was ÖVP meint, das bleibt verborgen"
Über die Konzepte für die Bundesheer-Zukunft meint Häupl: "Was die Befürworter des neuen Profi-Heeres und des sozialen Jahres vorgestellt haben, ist nachvollziehbar. Was aber die ÖVP meint, das bleibt verborgen – es ist absurd, einfach 'more of the same' zu fordern, das aber wiederum in nur noch fünf Monaten Wehrpflicht. Es bedarf jetzt eines gewaltigen Strukturwandels. Aber das hat ja auch schon Helmut Zilk mit seiner Reformkommission festgestellt."

Auch bei der Debatte um den Zivildienst kritisiert Michael Häupl die ÖVP: "Grad die haben doch über Jahrzehnte die Zivildiener fast als Vaterlandsverräter hingestellt. Das soziale Jahr ist das bessere Zukunftsmodell und bringt auch zusätzliche Chancen für den Berufseinstieg."

Nur jeder 27. Rekrut im Einsatz bei Katastrophen
"Wenn die Wehrpflicht fällt, gibt es keine Soldaten mehr im Kampf gegen Naturgewalten" - dieses Argument der Berufsheer-Gegner wird indessen durch eine Statistik eindeutig widerlegt: So war im vergangenen Jahr nur jeder 27. Rekrut im Katastropheneinsatz. "Profis erhöhen die Sicherheit der Österreicher, weil Einsätze noch besser und effizienter durchführbar sind", so Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ).

Ein Blick auf die Einsatzbilanz des Bundesheeres der vergangenen fünf Jahre beweist, dass auch ein schlankeres Berufsheer für Katastrophen wie Überflutungen, Schlamm- oder Schneemassen gerüstet ist.

Auch wochenlange Einsätze für Berufsheer kein Problem
Waren im Jahr 2008 noch rund 2.900 der durchschnittlich jährlich 23.000 eingerückten Rekruten im Kampf gegen Naturgewalten eingesetzt, ging diese Zahl 2012 auf rund 850 bzw. 3,7 Prozent der verfügbaren Jung-Soldaten zurück. Selbst wochenlange Einsätze wie beim Jahrhunderthochwasser 2002 kann ein Berufsheer ohne Probleme bewältigen.

Denn im neuen Modell von Verteidigungsminister Darabos würden die Grundwehrdiener bei der Speerspitze in der Katastrophenhilfe, den Pionierbataillonen, eins zu eins durch gut bezahltes und ausgebildetes Personal ersetzt. Weiteres Argument für militärische Profis: Rekruten wären mit den Folgen, etwa eines grenznahen Reaktorunfalls oder auch einer Pandemie, völlig überfordert.

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