"Ängste verstehen"

Glavinic: Wahl Hofers wäre kein Grund zur Panik

Österreich
09.05.2016 16:58

Mit seinem Facebook-Posting nach der ersten Runde der Hofburg-Wahl hatte der österreichische Autor Thomas Glavinic für gehörigen Wirbel gesorgt. In diesem kritisierte der 44-jährige Schriftsteller die Selbstgefälligkeit von Linken, die alle Wähler von Norbert Hofer als Nazis bezeichnen würden. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sprach Glavinic nun über Anfeindungen gegen seine Person, die Spaltung der Gesellschaft und die übertriebene Angst vor der Wahl Hofers zum Staatsoberhaupt.

Trotz der Beschimpfungen und der "unbeholfen formulierten Drohungen gegen Leib und Leben" habe er auch viel Zuspruch nach seinem Posting bekommen - auch von Intellektuellen, die sich aus der aktuellen Debatte bisher herausgehalten hätten, so Glavinic gegenüber dem deutschen Magazin.

"Nicht alle Hofer-Wähler sind Trottel"
Glavinic stellte erneut seine Position klar: "Nicht alle Hofer-Wähler sind ungebildete Trottel, da würde man es sich zu einfach machen." Vielmehr müsste man mit diesen Menschen reden, um ihre Ängste und Sorgen zu verstehen. Pauschale Beschimpfungen würden lediglich die Spaltung der Gesellschaft weiter vorantreiben.

Diese Spaltung verläuft aus Sicht des Schriftstellers allerdings nicht zwischen Links und Rechts, sondern vielmehr zwischen "moralischen Ich-AGs". "Das sind Menschen, denen es bloß darum geht, eine hehre, moralisch tadellose Position vor sich her zu tragen (...) und Moralzensuren zu verteilen", so Glavinic. Gerade von linken Intellektuellen würde er sich mehr erwarten, aus diesem Grund seien ihm Beschimpfungen aus der linken Ecke "fast unheimlicher".

"Als würde die SA durch die Straßen marschieren"
Auch die Ankündigungen mancher Künstler, im Falle eines Wahlsieges der FPÖ bei der Hofburg-Wahl aus Österreich auszuwandern, nervten ihn "extrem", erklärte Glavinic. Alle redeten jetzt so, als "würde bei uns die SA durch die Straßen marschieren. Ähnlich geht es mir mit der Behauptung mancher Leute, sie würden sich schämen, Österreicher zu sein. Das ist doch intellektuell mitleiderregend", meinte der 44-Jährige, der für "Alarmismus im Augenblick keinen Grund" sieht. "Ich glaube nicht, dass die Wahl Norbert Hofers ein solcher Grund wäre."

Auch wenn er selbst den FPÖ-Kandidaten nicht wählen werde, findet Glavinic, dass "Hofer sehr viel mehr in Einklang mit humanen Werten argumentiert als Herr Erdogan". Und dieser würde schließlich von der EU und allen voran Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise hofiert.

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