Todesstrafe und Co.

Faymann vs. Stronach: Welten prallen aufeinander

Österreich
05.09.2013 22:58
Milliardär gegen Funktionär: Beim ORF-TV-Duell am Donnerstagabend sind Team-Stronach-Gründer Frank Stronach und Bundeskanzler Werner Faymann aufeinandergetroffen. Neben den Themen Millionärssteuer, Transparenz und Gewerkschaft kam zu Beginn gleich das Thema Todesstrafe aufs Tapet. Stronach untermauerte seine Position, erklärte aber erneut, dass es sich um seine Privatmeinung handle. Faymann geht aus der "Krone"/IMAS-Umfrage als klarer Gewinner hervor.

Das Duell zwischen den beiden lief relativ gesittet ab, es gab keine Eklats oder verbalen Entgleisungen. Dennoch prallten zwei Welten aufeinander - und hin und wieder wirkte es, als würde Faymann die Ansichten Stronachs belächeln. Die Themenpalette der Diskussion war vielfältig: von Wirtschaftsthemen, über Gewerkschaften bis hin zu Studiengebühren wurde alles angesprochen - nicht zu vergessen die Todesstrafe.

Todesstrafe: "Das ist meine persönliche Meinung"
"Ich möchte kategorisch sagen, dass das Team Stronach total gegen eine Todesstrafe ist", ruderte der Parteigründer im TV-Duell nochmals zurück. Er selbst habe mit der Befürwortung der Strafe nur seine "persönliche Meinung" kundgetan (siehe auch Storys in der Infobox). "Ich denke darüber nach, was ich für eine bessere Welt mit mehr Gerechtigkeit tun kann", lautete die Begründung für seinen Vorstoß. Die Empörung Faymanns über die vorangegangenen Aussagen nahm Stronach diesem aber nicht ab, da sich der Kanzler ja mit Befürwortern der Todesstrafe umgebe. Stronach nannte dabei US-Präsident Barack Obama und Arnold Schwarzenegger: "Sie sprechen mit zwei Zungen, Herr Faymann."

Zurückhaltung bei der chemischen Kastration
Stronach dürfte aus seinem Tabubruch gelernt haben. Auf die Frage, ob er etwa für die chemische Kastration für Triebtäter sei, antwortete er lediglich: "Das ist ein schwieriges Thema, das muss alles gut überdacht werden." Unverbindlich blieb aber auch der Bundeskanzler, angesprochen auf die Relation der Strafrahmen bei Gewalt- und Eigentumsdelikten. "Da vertraue ich unserer Justizministerin", verwies er auf eine diesbezüglich eingerichtete Arbeitsgruppe und lobte mit Beatrix Karl ausgerechnet eine ÖVP-Ministerin.

Streit um Gewerkschaften
Vorgehalten wurden Stronach von seinem Gegenüber auch die Attacken aus seiner Partei auf die Sozialpartnerschaft. "Ich habe noch nie gesagt, es soll keine Gewerkschaften geben", verteidigte sich der Team-Stronach-Chef, "ich habe gesagt, wir müssen uns alle verändern". Er warf dem ÖGB Intransparenz vor. "Ich möchte nicht, dass Ihnen Dinge wie Streikfonds gezeigt werden", begründete Faymann, warum nicht ausnahmslos alles offengelegt werde. Auch gegen OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny ritt Stronach abermals Attacken und verlangte eine "Funktionärssteuer".

"Funktionärssteuer": Stronachs Lieblingsthema
Funktionäre und deren Besteuerung waren ohnehin das Lieblingsthema Stronachs. Immer wieder kam er darauf zu sprechen, ohne jemals genau zu erläutern, was genau er sich darunter vorstelle.

Anschließend erklärte er allerdings, dass er auch bereit wäre, noch um 20 Prozent mehr Steuern zu zahlen. Faymann dagegen erläuterte sein Modell einer Millionärssteuer und betonte, dass er die Unteren entlassen wolle. Von Spitzensteuersätzen bis zu 70 Prozent für extrem hohe Gehälter, wie sie einst NEOS-Unterstützer Hans-Peter Haselsteiner angedacht hatte, hält Faymann aber nichts. "Ich finde, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genug beitragen."

Uneinigkeit bei Studiengebühren
Uneinig präsentierten sich Stronach und Faymann auch beim Thema Studiengebühren. Während Faymann für einen freien Zugang für alle plädierte, forderte Stronach, dass nur Fächer gratis zugänglich sein sollen, die in der Wirtschaft gefragt sind. Alle anderen Studenten sollen zahlen - wie viel ließ Stronach allerdings offen. Er meinte nur: "Nicht zu viel."

Schuldenstand der Republik Österreich
Seine Kritik am Schuldenmachen der Republik handelte Stronach gegen Ende des Duells auch noch den Vorwurf ein, unpatriotisch zu sein. Österreich liege "weit hinter Griechenland, weit hinter Zypern" hatte er versucht, eine nicht näher erklärte Rangliste per Taferl vorzulegen. "Wollen Sie Österreich schlechtreden?", konterte Faymann und schenkte Stronach dabei nur ein müdes Lächeln. Dabei fügte er auch noch hinzu, dass man dieser gezeigten Statistik von Stronach wohl keinen Glauben schenken dürfe, denn Österreich zähle immerhin zu den reichsten Ländern.

Faymann besiegt Stronach klar
Laut der aktuellen repräsentativen "Krone"/IMAS-Umfrage zur TV-Konfrontation konnte der SPÖ-Chef das Duell mit eindeutigem Vorsprung für sich entscheiden. Faymann wurde von den 308 befragten TV-Zusehern in fast allen Kategorien von "sympathisch" über "sachlich" bis "überzeugend" eindeutig besser bewertet. Stronach ist hingegen in einer einzigen Kategorie, der Kategorie "humorvoll", vorteilhafter bewertet worden.

Insgesamt finden 70 Prozent der Befragten, dass Faymann besser abgeschnitten hat, 16 Prozent sind der Meinung, Stronach habe bei der Konfrontation besser gewirkt. Gleich gut haben 13 Prozent der Befragten die beiden Politiker gefunden. Ein Prozent der Befragten machte zu diesem Duell keine Angaben.

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