Neue Nummer zwei

Ex-Zehnkämpfer Auer als Stronachs “Wunderheiler”

Österreich
06.02.2015 12:48
Mit einem durchaus überraschenden Coup ist das Team Stronach am Freitag nach monatelangen parteiinternen Zerwürfnissen in die Offensive gegangen: Neuer Parteivize und damit Frank Stronachs Statthalter in Österreich ist der bislang politisch völlig unbekannte steirische Arzt Wolfgang Auer. Der 52-Jährige hat sich mit Präparaten gegen Übersäuerung einen Namen gemacht - und sich den Spitznamen "Basen-Auer" eingehandelt. Wer ist der Mann, den Stronach nun aus dem Hut gezaubert hat?

Geboren wurde Auer am 19. November 1962 in Graz. In seinem nunmehrigen Heimatort Neumarkt im Bezirk Murau ist er kein Unbekannter: 1992 eröffnete er dort - nachdem er fünf Jahre zuvor an der Grazer Karl-Franzens Universität zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert hatte - seine Praxis. Neben einer Ausbildung zum Psychotherapeuten beschäftigte sich Auer vor allem mit Naturheilkunde und absolvierte die Konzessionsprüfung für den Pharmagroßhandel.

Zehnkampf-Landesmeister, per Mountainbike durch Brasilien
In den folgenden Jahren brachte Auer mehrere Präparate auf den Markt, darunter das "Basenpulver nach Dr. Auer" und eine "natürliche Hilfe zur Gewichtsreduktion". Nebenbei publizierte er zum Thema "Übersäuerung - die stille Gefahr". Aber auch mit Sportmedizin hat sich der Neo-Politiker eingehend beschäftigt und war selbst als Athlet aktiv: In den 1980er-Jahren war er steirischer Meister im Zehnkampf sowie im Hoch- und Weitsprung. Vor 20 Jahren durchquerte er Brasilien mit dem Mountainbike.

Auers "Basenpulver" kam nicht überall gut an: Der Verein für Konsumenteninformation ordnete das Präparat in die Kategorie zweifelhafter "Wundermittel" ein und klagte - "natürlich keine Wirkungen", so die Begründung.

Absageflut: "In die Politik geh ich nicht, so dumm bin ich nicht"
Parteigründer Stronach war bei der Präsentation Auers am Freitag dennoch überzeugt von seinem neuen Spitzenmann. Er, Stronach, sei auf der Suche nach einer Person aus der Wirtschaft gewesen, die "total unabhängig" ist. Dabei sei er immer wieder "enttäuscht" und "traurig" gewesen, da ihm potenzielle Kandidaten gesagt hätten, "deine Ideen kann ich befürworten, aber in die Politik geh' ich nicht rein, so dumm bin ich nicht".

So habe die geschäftsführende Klubobfrau Waltraud Dietrich den Auftrag bekommen, jemanden zu finden, "der die Werte tragen kann, für die wir stehen", sagte Stronach. Über Monate habe er dann mit Auer gesprochen und ihn kennengelernt. "Es freut mich, dass Wolfgang diesen Entschluss gefasst hat", Österreich werde ihm noch einmal dafür danken, so der Milliardär.

"Aus Überzeugung" dabei
Auer selbst sagte auf die Frage, warum er sich "das antut": "Aus Überzeugung." Vom Parteichef zeigte er sich beeindruckt, verwies auf die Zigtausenden Arbeitsplätze, die dieser geschaffen habe, und dessen soziales Engagement: "Wie wäre der Wirtschaftsstandort Steiermark ohne Stronach?" Wie mit seinem neuen Chef in der Öffentlichkeit zum Teil umgegangen wurde, habe ihm leidgetan.

Stronach habe selbst nicht operativ in die Politik einsteigen wollen - hier sei er falsch verstanden worden: "Er wollte in Österreich eine Bewegung initiieren, das ist ihm gelungen und ich will das weiterführen", so Auer.

"Team Stronach hat Intensivstation verlassen"
Über den "Patienten Team Stronach" stellte Auer einen Vergleich aus der Medizin an: "Das Team Stronach hat die Intensivstation verlassen", die intensivmedizinischen Maßnahmen hätten gegriffen, man sei auf dem Weg zur Allgemeinmedizin. Es seien einstimmige Entscheidungen getroffen worden, die Partei sei geeint und diese Basis biete eine gute Ausgangsposition für die Zukunft, so Auer.

Er soll das Team Stronach nun auch als Spitzenkandidat in die steirische Landtagswahl führen. Dietrich übernimmt von der scheidenden Kathrin Nachbaur den Posten der Klubchefin im Parlament. Nachbaur trennt sich in der Babypause auch von ihrem Amt als Leiterin der Parteiakademie, das nun an die Abgeordnete Ulla Weigerstorfer geht.

Ziel: Landtagseinzug in Graz
Ob das Team Stronach heuer abgesehen von der Steiermark bei den anderen Landtagswahlen antritt, ist weiterhin offen. "Das ist noch immer ein Thema, wir befassen uns stark damit", sagte Stronach. In den nächsten Wochen soll es dazu Entscheidungen geben. Ob und wie viel Geld es für den steirischen Wahlkampf geben wird, sei ebenfalls noch Gesprächsgegenstand. Ziel ist laut Auer der Einzug in den Landtag.

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