Kult-Zitate

Ein Englischkurs mit Strasser: “When the water is to here”

Österreich
01.12.2012 14:59
"They come when the water is to here" und "It's luck, the luck of the silly": Mit seinem holprigen Englisch hat der ehemalige Innenminister und EU-Abgeordnete Ernst Strasser diese Woche für viel Belustigung gesorgt. Dass er für seine auf Film gebannte "Agentenjagd" Häme kassiert, dürfte kaum jemanden überraschen. Aber: Hättest du gewusst, wie es richtig geht? Englischlehrer Peter Connolly hat Strassers Kult-Zitate für krone.at kommentiert und korrekt übersetzt.

"It's luck, the luck of the silly." Strasser meinte wohl "das Glück der Ahnungslosen". In Großbritannien spricht man über "the luck of the Irish" oder "Beginner's luck". Es gibt auch die Redewendung "Fortune favours the brave". Aber "silly" ist definitiv falsch.

"They come when the water is to here." Strasser wollte sagen, dass die erst kommen, wenn ihnen das Wasser schon bis zum Hals steht. Korrekt hieße das so: "They are up to their necks in it" - was bedeutet, die sind verstrickt in undurchsichtige Geschäfte.

"I think nobody without the pope and some others can speak to him." Da wollte er wohl ausdrücken, man müsste schon der Papst sein, um bei dem eine Audienz zu bekommen: "You would have to be the pope to get an audience with him" oder "It would be easier getting an audience with the pope".

"My political is in the center of the political" ist bemerkenswert schlechtes Englisch. Korrekt müsste es heißen: "I stand at the centre of the political spectrum."

"May I ask you how did you come to me?" Strasser war offenbar neugierig, wie die beiden vorgeblichen Lobbyisten gerade auf ihn gekommen sind. Soweit liegt er gar nicht daneben. Er hätte nur sagen müssen: "How did you come to ask me?" oder "Why did you choose me?".

"When all the things are going up." Damit wollte Strasser laut Aussage vor Gericht "Wie sich die Dinge entwickeln" ausdrücken. So wäre es richtig gewesen: "... how things will develop."

Am 11.11. beginne "the funny time of the year. Children make a mascerade". Und weiter: "In Austria the people go around and drink beer and schnaps." Richtig würde es so lauten: "... the carnival time. Children put on fancy dress. It is also a time of drinking".

"I give a example for drinkers." Strasser meinte wohl, er wolle ein gutes Beispiel geben, weil er eben nicht trinkt. Und drückte genau das Gegenteil aus. Richtig ist: "I try to set a good example" - aber nicht "for drinkers", denn so klingt es, als wäre er selber einer.

"I have to be careful about my body." Besser wäre: "I have to look after myself."

"There is some ideas that every cigarette box has to be sold only with the white", mokierte sich Strasser - völlig unverständlich - über die Pläne, Zigarettenpackungen ohne die Aufschrift der Marke zu verkaufen. Mit "some people believe that cigarettes should be sold in a plain white packet", hätte er dies seinen Gesprächspartner verständlich gemacht.

"I think they are living on the moon." Strasser dachte auch hier Deutsch. Im Englischen sagt man aber: "I think they are living in cloud cuckooland."

"Of course I am a lobbyist. A lobbyist has a special smell. So we have to be very careful." Der "Smell" ist natürlich falsch, denn Strasser wollte ja nicht schlecht riechen. Richtig ist: "A lobbyist has a certain reputation."

"Most of the parliamentarians are as lazy as I am." Vielleicht meinte Strasser das wirklich so. Grammatikalisch ist es völlig korrekt. Diplomatisch ist es jedoch nicht.

"In Austria it was late summer with 20 degrees." Elegant ausgedrückt hätte er sich damit: "We had an Indian summer".

"We are a drinking country." Die feine Klinge geht so: "We have a fine tradition of winemaking and distilling in Austria."

"Everybody likes a lucky client." "Lucky" scheint ein Lieblingswort von Herrn Strasser zu sein. Was er wohl meint: "Everybody likes a satisfied client" - oder "... a happy client".

"Go golf with him or whatever, yes invite him to Wimbledon." Fast richtig: "Go and play golf with him, invite him to Wimbledon!"

"When you go there as a MEP, this is something, it opens a door in another way as you go in there as a lobbyist, yes?" Auch ein wenig unbeholfen. Besser wäre: "Being an MEP opens other doors. You are seen in a different light when you are a lobbyist."

Strasser wird am Montag zu Videos befragt
Doch auch wenn Strasser mit seinem eigenwilligen Englisch in den vergangenen Tagen für Heiterkeit gesorgt hat - vor Gericht wird es für den 56-Jährigen am Montag wieder ernst. Dann soll er sich den Fragen stellen, die sich nach Anschau der Videos, die die als Lobbyisten getarnten britischen Journalisten heimlich mitgeschnitten hatten, ergeben haben.

Eines ist dabei gewiss: Um die Grammatik des Englischen werden sich die Fragestellungen wohl nicht drehen. Strasser, dem die Staatsanwaltschaft Bestechlichkeit vorwirft, drohen im Fall eines Schuldspruchs bis zu zehn Jahre Haft.

Peter Connolly (56), geboren in Birmingham, Großbritannien. Der Englischlehrer lebt seit 24 Jahren in Wien und arbeitet auch als Übersetzer.

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