Besuch in Bolivien

Auszeichnung für Fischer, Lob für Seilbahnprojekt

Österreich
03.10.2015 08:05
Boliviens Indio-Präsident Evo Morales ist der Meinung, dass ihm Bundespräsident Heinz Fischer das Leben gerettet hat, als er mit seinem Präsidenten-Jet aus Moskau kommend in Wien eine notgedrungene Landeerlaubnis bekam. Die NATO hatte ihm den Luftraum gesperrt, die US-Jets planten vielleicht noch Ärgeres, weil sie Edward Snowden in der Maschine vermuteten. Also drängte Morales seither, Fischer möge nach Bolivien kommen, um geehrt zu werden. Der Bundespräsident nutzte nun seine Heimreise von der UNO in New York für einen Umweg über Bolivien.

In La Paz, dem mit 4000 Metern Seehöhe höchsten Regierungssitz der Welt, wurde der Freund aus Österreich tatsächlich wie ein Nationalheld empfangen: Huldigung in der Nationalversammlung, großer "Orden des Kondors der Anden" am Halsband und alle Spektakel, die Lateinamerika sonst noch zu bieten weiß - und natürlich große Lobesworte für Österreich.

Doppelmayr baut größtes städtisches Seilbahnnetz
Die haben allerdings noch einen anderen Grund. In La Paz hat der österreichische Seilbahnproduzent Doppelmayr einen Weltrekord aufgestellt: das größte städtische Seilbahnnetz. Drei Seilbahnlinien über den Dächern, bald sechs, sollen den täglichen Verkehrskollaps in dem Zwei-Millionen-Einwohner-Ballungsraum, der bislang praktisch ohne öffentliche Transportmittel auskam, entlasten.

Das 20 Kilometer lange Seilbahnnetz mit 23 Stationen gondelt pro Stunde 3000 Personen über die Dächer hinweg. Seit der Eröffnung vor einem Jahr haben bereits 30 Millionen Fahrgäste von dem Verkehrsweg neuer Art Gebrauch gemacht. Die Fahrkarte kostet umgerechnet 35 Euro-Cent. Andere Städte in Südamerika denken bereits daran, dem Beispiel zu folgen.

Morales dreht sogar die Uhr um
Morales, der ehemalige Arbeiter- und Bauernführer in einem der ärmsten Länder Lateinamerikas, ist sicherlich auch der ungewöhnlichste Präsident auf dem Kontinent. Er sieht sich als Sozialrevolutionär, lässt aber die Demokratie (mehr oder weniger) unangetastet.

"Seit er Präsident ist (im zehnten Jahr, Anm.), geht in Bolivien endlich etwas vorwärts", kann man auch von jenen hören, die den Auswüchsen des Evo-Kults kritisch gegenüberstehen. So wurde das Ziffernblatt auf der Uhr an der Fassade der Nationalversammlung einfach in die andere Richtung umgedreht, um zu demonstrieren, dass "eine neue Zeit" angebrochen ist und die Uhren heute anders gehen.

"Coca si, Cocaina no"
Sein ganz bestimmtes Anliegen gilt jenem Teil der Bevölkerung, aus dem er selbst stammt: den Koka-Bauern, die einem wichtigen Wirtschaftszweig angehören. Im Streit mit den USA um die Vernichtung der Koka-Felder setzte Morales seine Politik "Coca si, Cocaina no" durch: Koka-Anbau für industrielle Zwecke wie Medizin, aber Null-Toleranz für illegale Produzenten von Kokain. Überall in Bolivien, selbst auf T-Shirts, kann man die Morales-Parole lesen: "Das Kokablatt ist keine Droge."

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