Mikl-Leitner warnt:

Arzneien für den Drogenersatz als “Kriminalitätsfeld”

Österreich
28.02.2013 09:19
Substitutionsmedikamente rücken im Drogenhandel nach den Daten des Innenministeriums offenbar immer mehr in den Mittelpunkt. Die Zahl der Sicherstellungen von solchen Ersatzpräparaten habe sich demnach von 2009 auf 2011 um knapp 50 Prozent erhöht. "Wir haben es mit einem neuen Kriminalitätsfeld zu tun", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner.

Wurden 2009 noch rund 7.800 Tabletten Substitutionsmedikamente bei 1.096 Aufgriffen in Österreich sichergestellt, waren es 2011 - aus diesem Jahr stammen die jüngsten verfügbaren Daten - schon über 10.000 bei 1.615 Aufgriffen. Der Trend bei der Anzeigenstatistik weise laut Innenministerium ebenfalls nach oben. 2009 gab es 2.620 Anzeigen, 2011 bereits über 3.300.

Mikl-Leitner bekräftigte, dass es ihr nicht um eine Abschaffung der Behandlung mit Drogenersatzmedikamenten gehe. "Es gibt ein klares Ja zur Substitution", sagte sie. "Aber man muss sich die Medikamente anschauen." Der Aufschlüsselung des Innenministeriums zufolge seien vor allem Substitol bzw. alle Ersatzpräparate mit sogenannten retardierten Morphinen ein großes Problem. 69,4 Prozent der sichergestellten Menge betrafen 2011 nämlich derlei Morphine.

Für Händler lukrativ, für Konsumenten gefährlich
Laut Innenministerium ist Substitol am Schwarzmarkt heiß begehrt und für die Händler daher besonders lukrativ. Eine Tablette erzielt am Schwarzmarkt ungefähr denselben Preis wie ein Gramm Heroin, etwa 70 Euro. Das Medikament sei "wie besonders reines Heroin" zu sehen. Darin liegt wiederum eine der besonderen Gefahren: die Überdosierung.

Laut Mikl-Leitner sei Österreich nur mehr eines von drei Ländern in der EU, die retardierte Morphine in der Drogensubstitution verwenden. Die anderen beiden seien Bulgarien und Slowenien. "In allen anderen Ländern kommen diese Medikamente nicht zur Anwendung." Ob allerdings die Position anderer europäischer Staaten, solche Medikamente gar nicht in der Substitution zu verwenden, schlüssiger sei, müssten sich Mikl-Leitner zufolge "die Experten anschauen".

"Brauchen österreichweite Anti-Drogen-Strategie"
Die Innenministerin forderte nun bessere Kontrollen bei der Abgabe. Viele würden die Tabletten in den Mund nehmen, aber nicht hinunterschlucken, sondern weiterverkaufen. Eine andere Variante sei, dass sie unter Angabe bestimmter Gründe einfach zu viele Tabletten mitbekommen, die sie am Schwarzmarkt verkaufen könnten. Eine weitere Forderung der Innenministerin: "Wir brauchen eine österreichweite Anti-Drogen-Strategie." Denn Österreich sei das einzige Land in der EU, das über kein nationales Strategiedokument verfüge.

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