EU-Wahl

Analyse: Was Österreichs Wähler bewegte

Österreich
26.05.2014 10:51
Die EU-Wahl 2014 in Österreich ist Geschichte. Das Sozialforschungsinstitut SORA hat die Stimmung unter den Wählerinnen und Wählern, deren Motive sowie die Besonderheiten der heimischen Parteien im Wahlkampf genau unter die Lupe genommen.

Stimmung im Land durchwachsen
Die Stimmung in Österreich vor der EU-Wahl 2014 war laut SORA-Wahltagsbefragung durchwachsen: Jeweils rund drei von zehn Befragten gaben an, mit der EU ein Gefühl von Zuversicht, Sorge oder Ärger zu verbinden. Als gleichgültig im Hinblick auf die EU bezeichneten sich nur 13 Prozent, darunter überdurchschnittlich viele Nichtwähler.

50 Prozent der Bevölkerung sehen in Österreichs EU-Mitgliedschaft "eine gute Sache". Rund ein Viertel sieht darin "eine schlechte Sache", ebenso viele stimmen weder der einen noch der anderen Position zu.

Wichtigste Themen im Wahlkampf
Die bedeutendsten Themen in der Wahlauseinandersetzung waren für die Österreicher Zuwanderung und Integration in Europa, die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, Sicherheit und Kriminalität sowie der Erhalt von Sozialleistungen. Jeweils über 70 Prozent der Befragten gaben an, über diese Themen "eher häufig" diskutiert zu haben.

Etwas weniger Interesse weckten die Themen Wirtschaftswachstum und Regulierung der Finanzmärkte, die von unter 60 Prozent eher häufig diskutiert wurden.

Ausgeprägte Unterschiede nach Geschlecht und Alter
Ausgeprägt war bei dieser Wahl die unterschiedliche Parteipräferenz von Männern und Frauen: Überdurchschnittlich von Männern wurden ÖVP und FPÖ gewählt, von Frauen hingegen SPÖ und Grüne. Stärkste Partei unter Männern wurde die ÖVP (30 Prozent), unter Frauen die SPÖ (28 Prozent). Nur einen geringen "Gender Gap" weisen die NEOS auf.

Stärkste Partei in der Gruppe der bis 29-Jährigen wurden mit 26 Prozent die Grünen vor FPÖ und SPÖ. Überdurchschnittlich jung sind auch die Wähler der NEOS. Unter den ab 60-Jährigen schnitten ÖVP und SPÖ überdurchschnittlich ab, wobei die ÖVP vor allem ältere Männer überzeugte (36 Prozent in dieser Gruppe), die SPÖ hingegen ältere Frauen (40 Prozent in dieser Gruppe).

ÖVP-Spitzenkandidat konnte mobilisieren
Die ÖVP schnitt bei dieser Wahl überdurchschnittlich stark unter Männern sowie den über 60-Jährigen ab. Rund drei Viertel (77 Prozent) der ÖVP-Wähler sind EU-Befürworter - sie betrachten Österreichs Mitgliedschaft als "eine gute Sache".

Eine ausführliche Wählerstromanalyse finden Sie in der Infobox!

Überzeugt haben die ÖVP-Wähler bei dieser Wahl sowohl Spitzenkandidat Othmar Karas als auch die Ansicht, dass die ÖVP am besten die Interessen Österreichs in Europa vertrete (jeweils über 80 Prozent Zustimmung zu diesen Wahlmotiven). Inhaltlich fanden ÖVP-Wähler primär die Konzepte der Partei zum Thema Wirtschaftswachstum überzeugend.

SPÖ überzeugt mit Konzepten zu sozialem Europa
Die Einstellungen zur EU sind unter den SPÖ-Wählern durchwachsen: Rund sechs von zehn sehen in der Mitgliedschaft Österreichs eine gute Sache, elf Prozent eine schlechte Sache und 28 Prozent weder noch. Ein ähnliches Bild zeigen die Emotionen in Bezug auf die EU: 40 Prozent sind besorgt, 32 Prozent zuversichtlich, 18 Prozent verärgert und zehn Prozent gleichgültig. Eine große Mehrheit der SPÖ-Wähler äußert Kritik an der politischen Richtung der EU: Mehr als drei Viertel (77 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass in der EU "soziale Anliegen auf der Strecke bleiben".

Das wichtigste Wahlmotiv für die SPÖ waren dementsprechend die Konzepte der Partei zum Erhalt von Sozialleitungen (86 Prozent Zustimmung) sowie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (76 Prozent Zustimmung). Spitzenkandidat Eugen Freund fanden 73 Prozent der SPÖ-Wähler besonders überzeugend.

FPÖ: EU-Gegnerschaft und Denkzettel-Wahl
Die FPÖ sprach bei dieser Wahl überwiegend Personen an, die EU-skeptisch eingestellt bzw. verärgert in Bezug auf die EU sind (jeweils rund sechs von zehn FPÖ-Wählern). Dieser Protest richtet sich aber auch gegen die österreichische Innenpolitik: 62 Prozent der FPÖ-Wähler stimmten der Aussage zu, dass es bei der EU-Wahl "vor allem darum geht, ein Zeichen gegen die österreichische Innenpolitik zu setzen".

Inhaltlich sind Zuwanderung und Integration sowie Sicherheit und Kriminalität die zentralen Motive der FPÖ-Wähler für ihre Stimme. 75 Prozent sprechen der Partei die größte Glaubwürdigkeit zu, um Missstände in der EU zu kontrollieren. Gewählt wurde die FPÖ überdurchschnittlich von Männern. Stärkste Partei wurde sie in der Gruppe der Arbeiter sowie unter Männer unter 30.

Grün-Wähler weiblich, jung, gebildet und proeuropäisch
Die Wählerschaft der Grünen ist überdurchschnittlich weiblich, jung, gebildet und proeuropäisch. Mit 26 Prozent wurden die Grünen stärkste Partei unter den bis-29-Jährigen (vor allem junge Frauen haben grün gewählt). Unter Akademikern liegen die Grünen mit 31 Prozent knapp hinter der ÖVP (33 Prozent).

Wichtigste Motive für eine Grün-Stimme waren die Kontrolle von Missständen (78 Prozent Zustimmung) sowie die Meinung, die Grünen vermittelten am besten die Hoffnung auf ein besseres Europa (76 Prozent). Inhaltlich konnten die Grünen primär mit den Themen Umweltschutz und Qualität der Lebensmittel überzeugen.

NEOS: Hoffnung auf neue Politik, inhaltliche Kompetenz unklar
Ähnlich wie die Grünen wurden die NEOS überdurchschnittlich von jungen, proeuropäischen und gebildeten Personen gewählt. Mit Abstand stärkstes Wahlmotiv für die NEOS war die Ansicht, diese sorgten für eine glaubhafte Erneuerung der Politik (82 Prozent Zustimmung). Inhaltlich konnten die NEOS hingegen bei keinem Thema besonders punkten - die höchste Zustimmung erhielten sie von 46 Prozent ihrer Wähler für ihre Konzepte im Bereich Wirtschaftswachstum.

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