Ahmed und Co.

Rar, kühn, gut: Muslimische Frauen bei Olympia

Sport
11.08.2016 09:35

Sara Ahmed hat in der Nacht auf Donnerstag Sportgeschichte geschrieben. Das erst 18-jährige Ausnahmetalent aus Ägypten eroberte bei den Olympischen Spielen in Rio mit Platz drei in der Klasse bis 69 Kilogramm als allererste arabische Frau olympisches Edelmetall. Ahmed steht an der Spitze einer Kaste, die auch im Jahr 2016 immer noch - nicht nur buchstäblich - für Aufsehen sorgen: muslimische Olympia-Teilnehmerinnen.

Freudestrahlend ließ sie die Gewichtstange fallen und riss die Arme zur Jubelpose hoch. Sara Ahmed war sich der historischen Tragweite ihrer Bronzemedaille sichtlich bewusst, als das Ergebnis bekannt wurde. 255 gestemmte Kilo reichten zur ersten Medaille einer arabischen Frau bei Olympia. Die Ägypterin musste sich nur der Chinesin Yanmei Xiang (261) und der Kasachin Schasira Schapparkul (259) geschlagen geben.

Ihre rote Kopfbedeckung zierte ihren mächtigen Körper sowohl während des Wettkampfs - da über einem schwarzen Ganzkörperanzug - als auch später bei der Siegerehrung. Nur so kann sie Glaube und Spitzensport vereinbaren.

Ausnahme
Auch im Jahr 2016 mutet es vielerorts immer noch außergewöhnlich an, Frauen in Ganzkörper-Kleidung und Kopfbedeckung beim Spitzensport zuzusehen. Frauen mit muslimischem Glaubensbekenntnis sind auch bei den Olympischen Sipelen in Rio die absolute Ausnahme.

Ägyptisches Beach-Duo
Wenngleich Bewegung in die Sache zu kommen scheint. So wühlt sich dieser Tage an der Copacabana mit Nada Meawad und Doaa Elgobashy das erste ägyptische Beachvolleyball-Duo durch den feinen Sand. Beide im schwarz-grünen Ganzkörper-Anzug, Meawad ohne, dafür Elgobashy mit Kopftuch. Auf welches sie stolz ist. "Der Weltverband hat mir erlaubt, das Kopftuch zu tragen. Und ich freue mich darüber."

An ihrer Arbeit hindere sie der ungewohnt züchtige Look nicht. "Der Ganzkörper-Anzug hält mich nicht davon ab, das zu tun, was ich liebe", sagt sie. Sportlich spielt das ägyptische Beach-Duo aber bei weitem nicht die Rolle wie ihre Landsfrau Ahmed beim Gewichtheben. Eine Medaille erscheint für Meawad/Elgobashy utopisch.

Vier Damen aus Saudi-Arabien
Einen noch schwereren Stand als die Ägypterinnen haben die Olympia-Teilnehmerinnen aus Saudi-Arabien. 2012 in London waren derer - bei der Eröffnungsfeier komplett in Schwarz gehüllt - zwei am Start, heuer sind es in Brasilien immerhin schon vier. Wirklich umjubelt werden die Damen darob in ihrer Heimat aber nicht. 2012 waren die Olympia-Teilnehmerinnen von einem Geistlichen noch als "Prostituierte" beschimpft worden. Heuer wurden bei der offiziellen Präsentation des Olympia-Teams die Namen der Frauen verschwiegen - aus Gründen der Sittsamkeit, wie der Chef des dortigen Nationalen Olympischen Komitees erklärte.

Wir nennen die Namen: Sarah al-Attar war 2012 als 800-Meter-Läuferin am Start, heuer läuft sie die Marathon-Distanz, mit Kopftuch, versteht sich. Joud Fahmy geht in der Judo-Klasse bis 52 Kilogramm an den Start, Kariman Abu al Jadail hofft im 100-Meter-Sprint auf ein respektables Ergebnis.

Diese drei Damen sehen sich in der Heimat auch noch aus einem anderen Grund Kritik ausgesetzt. Alle drei leben in den USA. Nur Lubna al-Omair gilt als "waschechte" Saudi-Arabierin, sie lebt tatsächlich in ihrer Heimat. Als Fechterin hat sie zumindest mit den Bekleidungsgepflogenheiten keine Probleme. Der Kampfsport wird ohnehin stets mit Vollvisier ausgeübt.

Vorreiter
Die vier genannten Damen gelten in Saudi-Arabien als Vorreiter für mehr Frauenrechte, zumal im Sport. Grundsätzlich genießen sie im Königreich nämlich noch immer bei weitem nicht die gleichen Rechte wie Männer. Immerhin zeigt man sich von offizieller Seite bemüht, mehr Frauen im Spitzensport zu integrieren. "Das saudi-arabische Sportsystem macht gerade eine erhebliche Transformation durch. Wir möchten mehr Sportler ausbilden, damit sie bei Olympischen Spielen teilnehmen können." 2020 werden wir mehr wissen.

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(Bild: KMM)



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