Peinliche PC-Panne

Zu früh Entlassener ist “Pink Panther”-Mitglied

Österreich
06.10.2014 14:00
Jener 30 Jahre alte Räuber, der nach einer peinlichen Computerpanne in Oberösterreich drei Jahre zu früh aus der Haft entlassen worden war, ist ein Mitglied der "Pink Panther"-Bande - jener berüchtigten, auf Juwelier-Überfälle spezialisierten kriminellen Organisation, die von Belgrad aus Straftaten in ganz Europa plant. Außerdem war der 30-Jährige bereits zum zweiten Mal aus kaum nachvollziehbaren Gründen vorzeitig aus dem Gefängnis freigekommen.

Ilija B. war am 28. November 2005 - wie berichtet - an einem bewaffneten Raubüberfall auf einen Juwelier in Eisenstadt beteiligt. Dem 22 Jahre alten Uhrmacher Bernd R., der die maskierten Täter nach dem Coup bis zu ihrem Fluchtfahrzeug verfolgt hatte, schoss einer der Kriminellen aus kurzer Distanz ins Gesicht. Der junge Mann wurde zum Pflegefall, sieben Jahre später starb er an den Verletzungsfolgen.

Ilija B. und Komplize von serbischen Behörden freigelassen
Eine Sonderkommission der burgenländischen Polizei konnte die drei mutmaßlichen Täter schließlich ausforschen. Neben Ilija B. wurden im Dezember 2006 zwei weitere Serben in ihrer Heimat festgenommen. Neben dem brutalen Raub in Eisenstadt konnten ihnen auch zahlreiche Einbrüche nachgewiesen werden. Die Kriminalisten brachten außerdem zutage, dass die drei Männer der berüchtigten "Pink Panther"-Gruppierung angehörten. Dennoch wurden zwei der drei Verdächtigen - neben Ilija B. auch Slavko P., der den letztlich tödlichen Schuss auf den jungen Uhrmacher abgegeben haben soll - wenige Tage später von serbischen Behörden wieder freigelassen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.

Die beiden Männer setzten daraufhin ihre kriminellen Karrieren fort: Slavko P. wurde später in Spanien wegen mehrfachen Raubüberfalls zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt, Ilija B. ging der Polizei in Deutschland ins Netz und wurde zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe verdonnert. Nach der Hälfte der Haft kam es zur Auslieferung nach Österreich, wo man dann vergaß, die noch ausständigen drei Jahre Freiheitsstrafe aus dem Nachbarland zu berücksichtigen. Daher errechnete der Computer in der Justizanstalt Garsten dann das falsche Entlassungsdatum. Ilija B. kehrte daraufhin in seine Heimat Serbien zurück und wird nun per europäischem Haftbefehl gesucht.

Sechs-Augen-Prinzip soll künftig Fehler verhindern
Nach der peinlichen PC-Panne wurde eine groß angelegte Überprüfung sämtlicher Entlassungsdaten in den heimischen Justizanstalten veranlasst, erklärte Peter Prechtl, der Leiter der Vollzugsdirektion am Montag. Darüber hinaus wird bei besonders schweren Fällen das Sechs-Augen-Prinzip eingeführt. Bisher war es üblich, dass im Strafvollzug zumindest zwei Beamte mit dem Erfassen bzw. der Eingabe von personenbezogenen Daten - darunter auch der Entlassungstermin - der Häftlinge betraut waren. Bei Schwerkriminellen soll künftig zusätzlich auch der Vollzugs- bzw. Anstaltsleiter ein Auge auf die Daten haben, kündigte Prechtl an.

Ilija B. wäre "Kronzeuge" in Raubmord-Prozess gewesen
Interessantes Detail am Rande: Ilija B. hätte in der kommenden Woche als Zeuge unter Wahrheitspflicht im Prozess gegen Slavko P. in Eisenstadt aussagen sollen. Dieser hat sich ab 15. Oktober wegen Raubmords in einer zweitägigen Verhandlung vor Geschworenen zu verantworten. Der 30-Jährige wäre so etwas wie der Kronzeuge der Anklage gewesen.

Der Mordprozess soll dennoch "normal" stattfinden, teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Eisenstadt, Roland Koch, mit. "Die Beweislage ist sehr gut und sehr dicht", so Koch. Zwar wäre es besser, wenn der Zeuge anwesend wäre, "aber in diesem konkreten Fall ist das nicht so dramatisch", sagte der Sprecher.

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