120 Euro fällig

Wirbel an Schulen: Luxus-Rechner als Pflicht?

Österreich
22.09.2016 07:44

Per Brief wurden dieser Tage Eltern informiert, dass Schulkinder laut dem Gesetzgeber künftig für die Vorbereitung auf die Zentralmatura höherwertige Technologie im Mathematikunterricht benötigen würden. Die alten Taschenrechner reichen nicht mehr - stattdessen müssen Luxusmodelle her. Kostenpunkt: 120 Euro. Aber ist das wirklich verpflichtend?

Kürzlich erst hatte die Einhebung von Spindgebühren in Salzburg für Aufregung gesorgt, und nun das! Das "neueste Modell der ClassPad-Serie", so die Produktbeschreibung, besticht durch ein hochauflösendes sowie "berührungssensitives" Farb-LCD-Display mit mehr als 65.500 Farben für eine "intuitive Bedienung" samt USB-Schnittstellen. Dabei handelt es sich jetzt nicht um ein hypermodernes Handy: Das Casio ClassPad II ist nichts anderes als ein Taschenrechner - und neuerdings wohl Pflicht im Schulranzen.

Dieser Tage haben nämlich zahlreiche Salzburger Eltern die Aufforderung bekommen, sich an der Bestellung eben dieses Taschenrechnermodells zu beteiligen. Die Kosten: 120 Euro. Schnickschnack, denkt da manch einer an die eigene Schulzeit zurück, hat es doch damals ein simpler Rechner auch getan. Aber so einfach ist es wohl nicht: Begründet wird das nämlich unter anderem damit, dass solche Geräte gesetzlich für die Zentralmatura vorgeschrieben seien.

Konkrete Vorgabe gibt es nicht
Auf "Krone"-Anfrage heißt es dazu aus dem Bildungsministerium: "Bei der Bearbeitung der Zentralmatura können jene Hilfsmittel verwendet werden, mit denen die Schüler in den Jahren zuvor gelernt haben umzugehen." Eine konkrete Vorgabe gebe es nicht. Die Minimalanforderungen für elektronische Hilfsmittel sind im Paragraf 18 der Reifeprüfungsverordnung definiert.

"Es gibt Geräte, die ebenfalls den Anforderungen entsprechen und die bei Klassenbestellungen schon um etwa 50 Euro pro Stück zu haben sind", weiß der grüne Bildungssprecher Simon Heilig-Hofbauer. Die Schulen sind jedenfalls angehalten, günstigere Alternativen zu prüfen und die Eltern korrekt zu informieren. "Es besteht weder eine Verpflichtung für die Eltern, einen bestimmten Taschenrechner zu kaufen, noch muss eine ganze Klasse mit demselben Modell arbeiten, auch wenn das seitens der Schulen öfters suggeriert wird", so Heilig-Hofbauer zur "Krone".

Versteckte Kosten
Solche horrende Kosten würden bei Eltern den Eindruck erwecken, dass sie nun Schulgeld durch die Hintertüre zahlen müssen. Eltern mit mehreren Kindern seien dabei besonders betroffen. Davon kann auch die Vorsitzende des Elternvereins, Astrid Kirchsteiger, ein Lied singen.

Als alleinerziehende Mutter von vier schulpflichtigen Kindern kennt sie die versteckten Kosten genau: "Etwa Schülermagazine für Englisch und Deutsch, die Wien-Woche (230 Euro) oder die London-Woche (850 Euro). Die schulische Skireise ist für einen meiner Söhne heuer finanziell nicht mehr drin", zählt sie auf. Allein für Unterrichtsmaterialien hat sie zum Schulstart 550 Euro für vier Kinder ausgegeben - und war dabei äußerst sparsam: Laut einer Studie der AK kostet Eltern ein Schuljahr nämlich im Schnitt 855 Euro - pro Kind.

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