Warb für den IS

Wiener Hassprediger als “Dschihad-Hauptideologe”

Österreich
11.12.2014 15:41
Der Ende November bei einer Großrazzia in Wien festgenommene Mirsad O. gilt für die Justiz als "Hauptideologe für den globalen dschihadistischen Islamismus", wie dem Beschluss des Landesgerichts Graz zu entnehmen ist, mit dem am 30. November über den 33-Jährigen die U-Haft verhängt wurde. Der Mann war als Imam unter seinem Prediger-Namen Ebu Tejma in der islamistisch ausgerichteten Altun-Alem-Moschee in Wien-Leopoldstadt tätig.

Auf Betreiben des Predigers, der bei einer Razzia am Ende November verhaftet worden war, sollen seit September 2012 regelmäßig Besucher der Wiener Moschee, die als Salafisten-Zentrum gilt, nach Syrien gereist sein, "um am Dschihad gegen das Assad-Regime aufseiten der Al-Qaida-Gruppierung Al-Nusra (heute ein Teil der Terrorgruppe IS) zu kämpfen", wie dem Beschluss zu entnehmen ist.

Hauptsächlich junge Muslime im Alter zwischen 15 und 30 Jahren sollen von dem Imam und seinen Vorträgen und Predigten angezogen worden sein. Mirsad O. selbst soll Kontakte zu Al-Nusra und IS unterhalten und auch mit seinen über YouTube verbreiteten extremistischen Propaganda-Videos unter seinen Anhängern Kämpfer für die terroristischen Organisationen rekrutiert haben.

64 Personen für IS rekrutiert
Bis April 2014 sollen konkret 52 Personen, die den Ermittlungen zufolge eindeutig der Altun-Alem-Moschee zuzurechnen sind, Österreich verlassen und sich dem IS im Kampf gegen Ungläubige angeschlossen haben. Zwölf weitere Islamisten aus der Steiermark und Oberösterreich sollen aus Vereinen stammen, die ebenfalls im ideologischen Einfluss von Mirsad O. standen bzw. Kontakt zu ihm pflegten.

Die Justizbehörden gehen davon aus, dass der Hassprediger fast alle dieser Islamisten radikalisiert und indoktriniert und damit zur Ausreise bewogen hat. Der zuständige Haftrichter stuft den entsprechenden Tatverdacht als "dringend" ein. Einige der insgesamt 64 Personen sollen mittlerweile auch wieder zurückgekehrt sein.

Für Lennart Binder, den Verteidiger von Mirsad O., sind die Anschuldigungen gegen den 33-Jährigen nicht nachvollziehbar. "Die schieben ihm alles in die Schuhe", stellte er am Donnerstagnachmittag fest. Sein Mandant habe "in keinem Vortrag und in keiner Predigt gesagt, dass jemand in den Dschihad gehen soll". Es gebe auch niemanden, "der ihn in diese Richtung belastet", betonte Binder.

Mit Saudi-Stipendium nach Mekka
Mirsad O., der gemeinsam mit 13 weiteren Verdächtigen - sieben von ihnen befinden sich ebenfalls in U-Haft - im Fokus der Staatsanwaltschaft Graz steht, hat zwischen 2002 und 2008 in Mekka Arabisch und Islamisches Recht studiert. Er soll von Saudi-Arabien sogar ein Stipendium erhalten haben. Belastet wird der 33-Jährige vor allem von den Ergebnissen eines Lauschangriffs, Telefonüberwachungen und umfangreichen Observationen.

Demnach soll auch er selbst erwogen haben, nach Syrien zu gehen, und in Vorbereitung darauf fast täglich ein Kraft- und Lauftraining absolviert haben. In einem Wiener Verein für tschetschenische Muslime soll er zudem eine Kampfsport-Ausbildung und ein Schießtraining absolviert haben.

Verdächtige kämpften für Al-Nusra-Front
Einige der anderen in U-Haft befindlichen Verdächtigen sollen sich tatsächlich als Kämpfer im syrischen Bürgerkrieg verdingt haben. So soll Suad R. (33), ein gebürtiger Bosnier mit Wohnsitz in Wien, nach Erkenntnissen der Behörden aufseiten der Al-Nusra-Front in Kampfhandlungen verwickelt gewesen sein, ehe er im Sommer 2014 wegen einer Leistenoperation nach Wien zurückkehrte.

Vier der in U-Haft sitzenden Männer werden dem extremistischen Grazer Verein "Furkan" zugerechnet. Sie sollen in Zusammenwirken mit Mirsad O. die körperliche Grundausbildung junger Muslime übernommen und diesen in weiterer Folge eine militärische Spezialausbildung in Syrien ermöglicht haben. Zumindest elf Islamisten sollen auf dieser Schiene in den Kampf gegen das Assad-Regime gezogen sein. Fünf von ihnen sollen sich laut Justiz derzeit beim IS befinden. Ein junger Mann soll Anfang 2014 bei Kampfhandlungen ums Leben gekommen sein.

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