Steirer genervt

Von Pendlerrechner in Militär-Sperrgebiet geführt

Österreich
18.03.2014 10:04
"Pflanzerei", Irrsinn oder schlichtweg "Verrechner": Der neueste Streich des Finanzministeriums, der Online-Pendlerrechner, sorgt für viel Ärger, Spott und Hohn. Denn um weiterhin in den Genuss einer Förderung zu kommen, werden Pendler häufig auf eine Irrfahrt geschickt: durch militärisches Sperrgebiet, über Eisenbahnstrecken, quer durch die Pampa. Die "Krone" kennt die kuriosesten Fälle - die Volksanwältin prüft!

Es klingt so schön in der Theorie: Mit dem Pendlerrechner soll ermittelt werden, wie viel Pendlerpauschale Arbeitnehmern zusteht. Je nach Wegstrecke vom Wohnort zur Arbeit und abhängig davon, ob ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht oder nicht, gibt's zwischen 31 und 306 Euro monatlich. Doch wer online seine Fahrtstrecke ausrechnen lassen will - man ist dazu sogar verpflichtet -, wähnt sich auf dem Weg nach Schilda.

Zahlreiche Leser haben sich in den vergangenen Tagen an die "Steirerkrone" gewandt, um über die größten Blödsinnigkeiten zu berichten, die da im Internet und quasi hochoffiziell ausgespuckt werden.

Vorgeschriebener Gehweg ist lebensgefährlich
So wird Burkhard Hurdes aus Zeltweg auf eine Odyssee quer durch die Pampa geschickt: "Ich soll laut Pendlerrechner 700 Meter mit dem Auto zu einem Park-and-Ride-Parkplatz fahren, anschließend 200 Meter zur Bushaltestelle gehen und dann eine Haltestelle mit dem Bus fahren. Die Fahrtstrecke mit dem Pkw würde mich zwangsläufig durch eine Fußgänger- und Fahrradunterführung führen! Würde ich direkt zur Busausstiegsstelle gehen, wäre die Wegstrecke ebenfalls nur 700 Meter."

Und dann wird's sogar lebensgefährlich: "Der mir vorgeschriebene Gehweg von der Busausstiegsstelle zu meiner Arbeitsstelle führt über den Zaun einer militärischen Liegenschaft der Sicherheitsstufe A+. 'LEBENSGEFAHR!' steht auf den Schildern, und dass dieses Areal von bewaffneten Wachleuten mit Hunden bewacht wird!"

Pendlerrechner schlägt Geisterzug vor
Doch das ist nur ein Fall von vielen, die derzeit die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer beschäftigen. Da gibt's zum Beispiel noch die Beschwerde eines Arbeitnehmers, der dreimal (!) umsteigen muss, obwohl er einen Direktbus zur Firma hat. Und der einen Park-and-Ride-Parkplatz ansteuern soll, obwohl er gar kein Fahrzeug besitzt.

Eine Frau ärgert sich, dass sie zu einem 20 Kilometer entfernten Bahnhof gelotst wird, obwohl sie einen "Bahnhof direkt vor der Haustüre" hat. Eine andere Betroffene müsste in einen Geisterzug einsteigen - "denn zum mir vorgeschriebenen Zeitpunkt fährt gar keine Eisenbahn", greift sie sich berechtigt an den Kopf.

"Höchste Zeit, diesen Spuk zu beenden"
"Pendler, die kreuz und quer durch die Stadt geschickt werden, über eine Straße, die im Winter gesperrt ist, oder die über einen Zaun klettern sollen: Täglich erreichen unsere Experten derartige Beispiele aus dem Pendlerrechner", schüttelt der steirische AK-Präsident Josef Pesserl fassungslos den Kopf. "Höchste Zeit, diesen Spuk zu beenden!"

Bei der Volksanwaltschaft hat die Kammer mit ihrer Beschwerde mittlerweile Gehör gefunden: "Es ist offenkundig, dass gravierende Probleme bei der Berechnung der Fahrtrouten zwischen Wohnsitz und Arbeitsstätte bestehen. Die vom Pendlerrechner vorgegebenen Fahrtrouten sind häufig fehlerhaft und unrealistisch", begründet Volksanwältin Gertrude Brinek die Einleitung eines Prüfverfahrens. Und auch das Finanzministerium hat angekündigt, sich die Sache jetzt genauer anzuschauen.

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