Unsere Regierung

Überraschungsmann Löger als neuer Finanzminister

Österreich
16.12.2017 11:16

Exakt zwei Monate nach der Nationalratswahl steht die Koalition zwischen ÖVP und FPÖ. Bei der Wahl hätten die Wähler eine "Richtungsentscheidung" im Land getroffen, "diese Veränderung wollen wir gemeinsam sicherstellen", sagte der künftige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitagabend. 14 neue Minister sollen diese Veränderung gewährleisten - unter anderem Überraschungsmann Hartwig Löger (52), bisher Vorstandsvorsitzender der UNIQA-Versicherung. Er folgt Hans Jörg Schelling als Finanzminister auf einem ÖVP-Ticket. Das - nun ebenfalls ÖVP-geführte - Bildungsressort wandert in die Hände des Universitätsprofessors Heinz Faßmann. Wer sonst noch in der künftigen Regierung sitzt - ein Überblick:

Dass Kurz am Montag mit 31 Jahren als jüngster Bundeskanzler der Zweiten Republik und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als Vizekanzler angelobt werden, stand schon länger fest. Mit Wiens VP-Chef Gernot Blümel (36) holt sich Kurz einen seiner engsten Vertrauten zu sich - als Kanzleramtsminister für EU, Medien, Kunst und Kultur.

Eigenes Frauenministerium unter Juliane Bogner-Strauß
Beim Verhandlungsfinale am Freitag wurden zwei Überraschungen fixiert: Zunächst kamen Kurz und Strache überein, dass es ein eigenes Frauenministerium geben soll. Besetzt wird es von der ÖVP mit der Grazer Molekularbiologin Juliane Bogner-Strauß als Frauen- und Familienministerin, einer der politischen Aufsteigerinnen der vergangenen Monate - und das, obwohl die 46-Jährige außerhalb der Welt der Biologie bis heute kaum jemand gekannt hat.

UNIQA-Vorstand Hartwig Löger neuer Finanzminister
Im Bestreben, vor allem Experten für die Regierung aufzubieten, wird der künftige Finanzminister ein Fachmann aus der Wirtschaft: Überraschungsmann Hartwig Löger (52), bisher Vorstandsvorsitzender der UNIQA-Versicherung, folgt Hans Jörg Schelling.

Der langjährige FPÖ-Abgeordnete Hubert Fuchs (48) wird Staatssekretär im Finanzministerium und überwacht für die Freiheitlichen die Tätigkeit des künftigen Ministers. Da der ÖVP auch das Kanzleramt zufällt, ist Fuchs' Job einer der wichtigeren für die FPÖ.

Ex-Rechnungshofpräsident Moser Justiz- und Staatsreformminister
Für das Ressort Bildung holte die ÖVP mit Heinz Faßmann einen Quereinsteiger: Der 62-jährige Universitätsprofessor ist Sebastian Kurz' Paradeexperte. Nach vielen Jahren als Fachmann hat der 62-Jährige offenbar Lust aufs politische Gestalten bekommen.

Der mehrfach als Finanzminister gehandelte frühere Rechnungshofpräsident und ehemalige Sekretär des verstorbenen Kärntner FPÖ-Landeshauptmanns Jörg Haider, Josef Moser, wird für die ÖVP als Justiz- und sogenannter Staatsreformminister in die türkis-blaue Regierung einziehen.

Weniger überraschend bzw. bereits zuvor bekannt waren die weiteren Besetzungen der FPÖ für ihre Ministerien:

Herbert Kickl: Ein Mann fürs Grobe als Innenminister
Als Haiders Gagschreiber bekannt und als Straches Mastermind politisch groß geworden, wird Herbert Kickl nun Innenminister. Allzu sehr soll sich der 49-Jährige um den Job nicht gerissen haben, doch Strache wollte auf dieser prestigereichen wie heiklen Position jemanden, auf den er sich bedingungslos verlassen kann und dem er die nötige Durchsetzungskraft zutraut. Ihm zur Seite stellt die ÖVP die 36-jährige Salzburger Juristin Karoline Edtstadler als Staatssekretärin. Auf diese Funktion als "Aufpasser" für Kickl soll vor allem Bundespräsident Alexander Van der Bellen gedrängt haben.

Norbert Hofer wird Infrastrukturminister
Infrastrukturminister wird Norbert Hofer (46). Die Hofburg-Kandidatur hat den Burgenländer zu einem der bekanntesten Politiker des Landes gemacht. Jüngst konnte er bei seiner Wiederwahl zum Dritten Nationalratspräsidenten sogar ein besseres Ergebnis einfahren als die Kandidatinnen von Türkis und Rot, sein Aufstieg in die Regierung kommt daher alles andere als überraschend.

Karin Kneissl: "Weiblicher Kreisky" als Außenministerin
Karin Kneissl, die künftige Außenministerin, wurde von Strache mit Vorschusslorbeeren überhäuft. Sie sei "eine großartige Persönlichkeit, ein weiblicher Kreisky vielleicht in Zukunft, wenn es um Vermittlung, Akzeptanz und auch Werbung für Österreich im Ausland geht", legte der neue Vizekanzler die Latte für die Ex-Diplomatin und Nahostexpertin auf einem FPÖ-Ticket hoch. Sie werde "im In- und Ausland geschätzt".

Beate Hartinger: Gesundheitsmanagerin fürs Sozialressort
Eigentlich hat die heutige FPÖ-Spitze mit dem freiheitlichen Teil von Schwarz-Blau I nicht viel am Hut, eine semi-prominente Blaue aus der damaligen Zeit kommt nun aber doch zu Ministerinnen-Ehren: Gesundheitsmanagerin Beate Hartinger (58) übernimmt mit dem Sozial- und Gesundheitsressort noch dazu eine prestigeträchtige, aber auch schwierige Aufgabe.

Mario Kunasek: Verteidigungsministerium für steirischen FPÖ-Chef
Der frühere Wehrsprecher der Freiheitlichen, Mario Kunasek, kehrt nach Wien zurück und übernimmt das Verteidigungsministerium, dürfte aber nebenbei das Ziel steirischer Landeshauptmann nicht ganz aus dem Auge verlieren. Die Aufgabe für den 41-Jährigen ist keine leichte, denn die Eurofighter-Frage harrt unverändert einer Lösung.

Köstinger Ministerin, Sobotka Nationalratspräsident
Kurzzeit-Nationalratspräsidentin Elisabeth Köstinger wird für die ÖVP Ministerin für Nachhaltigkeit, sprich Landwirtschaft und Umwelt, sowie Tourismus. Das zweithöchste Amt der Republik hinter dem Bundespräsidenten wird Noch-Innenminister Wolfgang Sobotka von Köstinger übernehmen.

Erst am Samstagvormittag wurde bekannt, wer künftig das weiterhin ÖVP-geführte Wirtschaftsministerium leiten soll: Die frühere A1-Chefin Margarete Schramböck soll das Amt von Harald Mahrer übernehmen. Die in St. Johann in Tirol geborene IT-Expertin gilt nach dem Ausscheiden von Andrä Rupprechter aus dem Landwirtschaftsministerium auch als Zugeständnis an die Tiroler ÖVP.

Grüne sehen Weichen für Überwachungsstaat gestellt
Erste Kritik am neuen Kabinett gab es auch bereits - noch bevor die Regierung überhaupt angelobt ist: Die Grünen sehen "schwere Zeiten" auf Österreich zukommen. Bundessprecher Werner Kogler erwartet eine "stramme Law-and-order-Politik". Mit Kickl als Innen- und Kunasek als Verteidigungsminister seien "die Weichen für einen Überwachungsstaat gestellt". Kogler erwartet von Bundespräsident Van der Bellen, korrigierend einzugreifen.

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