Fall Bakary J.

Tonband-Affäre um Wiens früheren Polizeichef

Österreich
08.11.2014 16:49
Nächster Knalleffekt im Fall Bakary J.: Am Samstag, kurz vor einer Pressekonferenz zu Widersprüchlichkeiten im angeblich größten Folterskandal in der Zweiten Republik, tauchten geheim aufgenommene Aufzeichnungen auf, die offenbar belegen, dass selbst der frühere Polizeipräsident Peter Stiedl an der schweren Misshandlung Zweifel hegte.

Blenden wir kurz zurück: Vor acht Jahren soll sich der damals 32-jährige Schubhäftling Bakary J. am Flughafen gegen seine Abschiebung gewehrt haben. Danach fuhren drei WEGA-Beamte mit dem wegen Drogenhandels verurteilten Schwarzafrikaner in eine Halle, um ihm Fesseln anzulegen. Dabei sollen sie ihn fürchterlich misshandelt haben.

Und genau darüber tauchte nun ein spektakulärer, unglaublicher Sachverhalt auf: Denn laut Gedächtnisprotokoll einer Vertrauensperson der WEGA-Polizisten soll sogar der damalige Polizeipräsident Peter Stiedl die "Foltergeschichte" angezweifelt haben. Am 13. Dezember 2006, also acht Monate nach dem Vorfall.

"Wie das Auge zustande gekommen ist, das ist ungeklärt"
"Also das muss ich ja ehrlich sagen, wie das Auge zustande gekommen ist, das ist ungeklärt. Und ich glaube, das ist auch ein Grund gewesen, wo man argumentieren kann, dass die Strafe noch so mild ausgefallen ist." Weiters ist im Protokoll (Bild 2) zu lesen, dass Stiedl seinen Chefarzt gefragt habe, ob das blaue Auge auch später zutage treten kann.

Der Mediziner soll laut Stiedl geantwortet haben: "Schau dir mal einen Boxkampf an, da ist am Ende der Runde das Auge zu, wenn das ein Treffer ist. Also das dauert nicht Stunden oder Tage, sondern das ist in Minuten zu. Und dass das dann niemand gesehen hat - also wir haben unsere eigenen Theorien: von selber schlagen, einen Häftling ersuchen zu schlagen und, und, und."

Am Montag werden medizinische Widersprüche rund um die Diagnose bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

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