Zehn Tote auf Fähre

Tiroler: “Ich wollte nur noch ins Meer springen”

Österreich
29.12.2014 20:33
Beißender Rauch, Glutnester, Sturm, meterhohe Wellen: Erst nach einem mehr als 30-stündigen dramatischen Kampf der Rettungskräfte wurden die letzten Passagiere von der "Norman Atlantic" geborgen. Zehn Menschen überlebten das Feuerinferno jedoch nicht, sie ertranken im eiskalten Mittelmeer. Alle fünf Österreicher sind hingegen in Sicherheit.

"Das hier war die Hölle", schildert Mehmet Ali am Telefon. Der zweifache Familienvater aus Tirol ist mittlerweile in Sicherheit, aber immer noch am offenen Meer gefangen. Er sitzt auf einem der Rettungsboote fest, erzählt er Montagmittag via Handy - der türkischstämmige Tiroler weint, sprach von einem Albtraum: "Wir hatten die Wahl: im Feuer verbrennen, im Rauch ersticken oder im eiskalten Löschwasser erfrieren - ich wollte nur noch eines: ins Wasser springen."

Der Kapitän der Sonntag früh in Flammen aufgegangenen griechischen Autofähre mit 478 Menschen an Bord hielt den 44-jährigen Tiroler davon ab. "Er lebt", sagt sein Bruder Haci Güyen erleichtert. Ironie des Schicksals: Mehmet Ali hatte die Fähre als Transportmittel für seinen Türkei-Besuch gewählt, weil er Angst vorm Fliegen hat.

Vorarlbergerin mit Hubschrauber geborgen
Die Katastrophe nahm nur langsam ein Ende: Während eine Vorarlbergerin mittels Hubschrauber stark unterkühlt gerettet und wie weitere 70 Passagiere in einer der süditalienischen Kliniken in Lecce, Brindisi und Bari versorgt wurde, musste sie um das Leben ihres Sohnes bangen. Er und der Salzburger Hilfsorganisator Erwin Schrümpf saßen nahezu 30 Stunden auf dem brennenden Schiff fest.

Mittlerweile wurde der Mann von dem italienischen Marineschiff "San Giorgio" aufgenommen, sagte Martin Weiss, Sprecher des österreichischen Außenministeriums am Montagnachmittag. Letzten Informationen zufolge befinden sich damit alle fünf Österreicher in Sicherheit.

Zehn Menschen starben
Die Zahl der Toten nach dem Fährunglück in der Adria ist am Montagabend auf mindestens zehn gestiegen. Zuvor hatte die italienische Regierung von sieben Toten berichtet. "Ich habe vier Tote gesehen, mit meinen eigenen Augen, ich bin sicher. Sie waren vor mir", berichtete ein türkischer Passagier nach seiner Rettung.

Der Verbleib von Dutzenden weiteren Passagieren ist zudem unklar: Auf der Liste der Insassen standen insgesamt 478 Namen. Der italienische Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte jedoch, die Passagierliste sei möglicherweise nicht korrekt. Es könnte auch sein, dass einige Passagiere die Fahrt gar nicht angetreten hätten.

Rätselraten herrscht auch weiterhin um die Unglücksursache: Die Staatsanwaltschaft in Bari hat bereits Ermittlungen eingeleitet. Geprüft werden muss jetzt, ob Fahrlässigkeit zu dem Unglück in der Adria geführt hat - wie das Feuer ausbrach und warum es sich so schnell ausgebreitet hat. Berichte über schwere Mängel an der Fähre werden von der Reederei dementiert, ein abgerissenes Seil beim Abschleppversuch als Panne abgetan. Spekulationen über eine Überladung durch Laster und Fahrzeuge voller Olivenöl, die in Flammen aufgegangen sein sollen, halten sich jedoch hartnäckig.

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