Daten präsentiert

Tempo 80 in Sbg: Expertenstreit um Unfallzahlen

Österreich
17.03.2016 07:07

Das Land Salzburg zeigt, wie weit der Spielraum bei der Statistik-Auswertung reicht. Am Mittwoch wurden erstmals konkrete Zahlen rund um das flexible Tempo-80-Limit auf der Salzburger Stadtautobahn präsentiert. "Keine besorgniserregenden Daten" sieht der Salzburger Landesrat beim Betrachten der polizeilichen Vergleichszahlen zwischen 2014 und 2015. Ersichtlich wird allerdings auch: Auffahrunfälle sowie Zusammenstöße bei Fahrstreifenwechsel - besonders mit Lkw-Beteiligung - sind teils stark angestiegen.

Das Land nennt für 2014 (gesamtes Jahr) 244 Unfälle, für 2015 nur 187. Dabei rechnet es auch Unfälle auf Parkplätzen und Rastplätzen sowie vor allem jene 45 Verkehrsunfälle ein, die 2014 bei einer temporären Baustelle (Richtung Salzburg-Nord) passierten.

Gutachter Gerhard Kronreif hat sich die Polizeistatistik genau angeschaut, seine Zahlen lauten (jeweils ab 20. Mai, da erst zu diesem Zeitpunkt im Vorjahr Tempo 80 in Kraft trat) anders: Er listet 2014 134 Unfälle auf, im Vorjahr waren es 137.

Gutachter: Weniger Unfälle mit Lkws bei Tempo 100
"Von den 51 Fahrstreifenwechselunfällen 2015 seit Einführung von Tempo 80 waren 44 Unfälle mit Lkw-Beteiligung", so Kronreif. "2014 bei Tempo 100 gab es lediglich elf derartige Unfälle mit Lkw-Beteiligung."

2015 gab es nach Einführung des 80ers 37 Auffahrunfälle, davon zehn mit Lkw-Beteiligung, beim 100er im Jahr 2014 waren es nur vier. Kronreif: "Die Zahl der Unfälle mit Verletzungen hat sich von 2014 auf 2015 von 17 auf 32 fast verdoppelt, auch weil mehr Lkws beteiligt waren."

"Extreme Verdichtung des Verkehrs bei Tempo 80"
2014 zählt Kronreif 40 Auffahr- und Fahrstreifenwechel-Unfälle, davon 15 mit Lkws. 2015 bei Tempo 80 waren es 88 derartige Unfälle, davon 54 (!) mit Lkws. "Die Ursache ist die extreme Verdichtung des Verkehrs auf dem rechten Fahrstreifen, wenn Tempo 80 für alle gilt", so der Experte.

Die Gesamtzahl der Unfälle, die von vielen Zufälligkeiten abhänge, sei kein Richtwert für die Verkehrssicherheit, maßgeblich seien hier nur Auffahr- und Fahrstreifenwechsel-Unfälle, so Kronreif.

Landesrat: "Nur ein Teilsegment herausgearbeitet"
Doch warum unterscheidet sich die Auswertung des Gutachters so sehr von jener des Landesrates Hans Mayr? "Der Herr DI Kronreif hat nur ein Teilsegment in einem bestimmten Zeitraum herausgearbeitet. Es ist aber nicht meine Aufgabe, Teilsegmente zu betrachten, sondern das Gesamtgeschehen zu berücksichtigen. Und wenn im Gesamtgeschehen die Unfallzahlen signifikant gestiegen wären, dann hätte ich jetzt Handlungsbedarf", so Mayr.

Und weiter: "Ich hab auch niemals behauptet, dass der 80er zur Erhöhung der Verkehrssicherheit dient. Ich bin aber dafür verantwortlich, dass er eben keine negativen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit hat."

Die Abstimmung über das Beibehalten von Tempo 80 wurde verschoben, das Land überlegt freilich auch Tempo 60 für Lkws - selbst wenn es dann mehr Stickoxid-Ausstoß geben wird.

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