"Den Leidensdruck dieser Menschen kann man sich am besten vorstellen, wenn man sich überlegt, was wäre, wenn das die eigene Mutter, Tochter, der eigene Vater oder Sohn ist. Dann verwandelt sich eine Zahl in ein Gesicht und einen Menschen", sagte Fischer und bezeichnete das Unglück als "monströse Katastrophe", die ihren Höhepunkt offenbar noch gar nicht erreicht hat. Laut Flüchtlingshochkommissariat der UNO wird nämlich in den kommenden Monaten eine halbe Million Menschen von Nordafrika über das Mittelmeer in Richtung EU aufbrechen.
Zahlreiche Spitzenpolitiker unter den Teilnehmern
Vor der Minoritenkirche wurden zahlreiche Grabkerzen aufgestellt, Plakate, unter anderem mit der Aufschrift "Stoppen wir das Massensterben im Mittelmeer" (unter diesem Motto gibt es auch eine Unterschriftenliste von Caritas, Anmesty International, SOS Kinderdorf, der Diakonie und dem Roten Kreuz), waren zu sehen. Unter den Anwesenden fanden sich unter anderem Bundeskanzler Werner Faymann, Familienministerin Sophie Karmasin, Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, Grünen-Bundesparteiobfrau Eva Glawischnig, die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, SPÖ-Klubchef Andreas Schieder, NEOS-Klubobmann Matthias Strolz und Nationalratspräsidentin Doris Bures.
"Diese Katastrophe macht so betroffen, weil sie eine Katastrophe mit Ansage ist und wir diese Menschen sehenden Auges ertrinken lassen haben", sagte Diakonie-Direktor Michael Chalupka. Er appellierte an die österreichische Bundesregierung, "mit der strukturierten Verantwortungslosigkeit in europäischen Entscheidungsgremien Schluss zu machen".
Caritas-Präsident: "Schande für Europa"
Caritas-Präsident Michael Landau bezeichnete das Flüchtlingsdrama als "Schande für Europa". "Wir stehen vor der Frage, ob wir in einem Europa leben wollen, das vor seinen Toren einen Friedhof hat, und ob wir, wenn wir im Mittelmeer schwimmen, über Tote schwimmen wollen", sagte er und forderte mehr finanzielle Mittel für Seenotrettungsprogramme wie "Mare Nostrum".
Kritik übte Klaus Schwertner, der Generalsekretär der Caritas Wien, an alleinigen Schuldzuweisungen an die Fluchthelfer. "Vorher wurde ein System aufgebaut, das es Flüchtlingen nicht möglich macht, legal nach Europa zu kommen. Man sagt, die Genfer Flüchtlingskonvention gilt - das ist internationales Recht. Und dann unternehmen wir alles, um die Menschen davon abzuhalten, ihrem Recht nachzukommen, und verurteilen andere, die ihnen dabei helfen."
Organisiert wurde die Mahnwache von der Caritas, dem Österreichischen Roten Kreuz, der Volkshilfe Österreich, SOS Mitmensch, Amnesty International, der Diakonie Österreich, dem UNHCR Österreich und dem Integrationshaus Wien.
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