Veraltete Anweisung

Stmk: Kein Notarzt zugegen – 78-Jährige gestorben

Österreich
14.10.2015 16:03
Eine 78 Jahre alte Frau ist nach einem Kollaps in ihrer Wohnung im obersteirischen Eisenerz kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus gestorben. Nach ihrem Tod herrscht nun in der Region große Aufregung, da beim Einsatz kein Notarzt zugegen war - und das aufgrund einer mittlerweile veralteten Anweisung.

Beim Roten Kreuz war vor einigen Tagen ein Notruf eingegangen, dass in Eisenerz im Bezirk Leoben eine ältere Dame mit Herz-Kreislauf-Problemen in ihrer Wohnung zusammengebrochen sei, bestätigte Rotkreuz-Sprecher August Bäck am Mittwoch den dramatischen Vorfall. Ein Rettungsoffizier, ein Sanitäter und ein Zivildiener der Rotkreuz-Ortsstelle Eisenerz hätten sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen und über die Landesleitstelle Graz einen Notarzt angefordert.

Keine Notarztfahrten nach Eisenerz
Dieser sei allerdings laut dem Ortsstellenleiter nicht gekommen, weil es eine Notiz in den Dispositionsunterlagen aus früherer Zeit gegeben habe. Demnach sei die Ambulanz am Eisenerzer LKH rund die Uhr geöffnet, und auch zwei Gemeindeärzte stünden zur Verfügung. Deshalb gab es die - mittlerweile veraltete - Anweisung, dass keine Notarztfahrten nach Eisenerz durchgeführt werden. Denn seit 1. Juli ist die Ambulanz im Zuge der Sparmaßnahmen nur noch acht Stunden pro Tag geöffnet. Unglücklicherweise seien auch die beiden Gemeindeärzte nicht zu erreichen gewesen, so Bäck weiter. Die Dame wurde zum Rettungswagen getragen und ins LKH gebracht, wenig später starb sie.

In den Disponentenunterlagen stehe, "was im Rettungseinsatz gelebte Praxis ist", so der Sprecher, unter anderem auch Anweisungen für Fahrtwege. Es seien leider tragische Umstände mit einem sehr tragischen Ausgang gewesen, so Bäck, man wolle ja Leid lindern und keines anrichten. Er sprach zudem den Hinterbliebenen sein tiefes Bedauern und volles Mitgefühl aus.

Diskussion um medizinische Versorgung
Aktualität erhielt der Fall durch die in der Steiermark seit einigen Jahren schwelende politische Diskussion um die medizinische Versorgung der Bevölkerung bzw. Zusammenlegung von Spitälern und Schließung einzelner Abteilungen. Die Eisenerzer Bürgermeisterin Christine Holzweber sprach laut "Kleine Zeitung" von einem "Skandal, der aufzeigt, wie schlecht derzeit die medizinische Versorgung in Eisenerz" sei. Seit Monaten bemühe man sich erfolglos um einen dritten praktischen Arzt. Man brauche eine gesamtmedizinische Lösung.

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