63,6% gingen wählen

St. Pölten: SPÖ baut Absolute aus, Plus für FPÖ

Österreich
18.04.2016 06:18

Das Ziel der Sozialdemokraten war klar: Um jeden Preis die "Absolute" in St. Pölten halten. Der Wahlkampf war auf Spitzenkandidat und Stadtchef Matthias Stadler zugeschnitten, auf vielen seiner Plakate fehlte das Logo der SP gleich ganz. Eine Strategie, die aufging - die rote Mehrheit ist nach der Wahl am Sonntag mit einem zusätzlichen Mandat gefestigt.

Sonnenschein über der Landeshauptstadt, kaum ein Wölkchen trübte am Sonntag kurz nach 9 Uhr den Himmel über St.-Pölten-Ratzersdorf. Aber eine kühle Brise lässt die Reporter vor der Volksschule ein wenig frieren. Und sie müssen länger als üblich warten, bis Bürgermeister Stadler zur Stimmabgabe kommt. Entgegen seiner sprichwörtlichen Überpünktlichkeit verspätet sich der SP-Spitzenkandidat um zwölf Minuten.

"Nicht nervös, aber auch nicht total entspannt", hatte der rote Parteigeschäftsführer Robert Laimer zuvor die Stimmung der Sozialdemokraten vor der Gemeinderatswahl beschrieben. Kurz: "Angespannt." Stadler indes gibt sich betont locker. In Jeans, aber doch mit Hemd, Krawatte und Sakko folgt er im Wahllokal geduldig den Regieanweisungen der Fotografen und Kameraleute. Um 5.30 Uhr hat sein Tag begonnen, eine Stunde danach leitete er im Rathaus schon die erste Sitzung der Wahlkommission. Mehr als 4100 Wahlkarten - knapp zehn Prozent der Wahlberechtigten - mussten den Sprengeln zur Auszählung zugeteilt werden. Bei der letzten Wahl waren es noch 3400, davor gar nur 1300.

Bereits in der Morgendämmerung hatte es im benachbarten Stadtteil Pottenbrunn für Vizebürgermeister Matthias Adl "Tagwache" geheißen. Der VP-Kandidat startet um 4.30 Uhr mit dem Verteilen von Frühstückssackerln in den Wahlsonntag. Danach, bereits im Anzug, der obligate Kirchenbesuch. "Jetzt liegt es nicht mehr in Gottes Hand, sondern in jener des Wählers", philosophiert Adl, begleitet von Ehefrau Brigitte sowie den Töchtern Felicitas (8) und Patricia (18), auf dem Weg zum nahen Wahllokal. Dort kommt die älteste Tochter Bernadette (23) ihrer Bürgerpflicht als Beisitzerin nach. Weitere Stationen, ehe Adl dem Ergebnis entgegenfiebern kann: Frühschoppen, Büro, Mittagsessen mit der Familie.

Nach dem geschäftigen Vormittag dann die ersten Sprengelergebnisse: Die SP gewinnt dazu, die VP verliert, die Freiheitlichen bleiben beinahe gleich. "Abwarten, es ist noch nicht aller Tage Abend", hört man aus dem Wahltross von FP-Obmann Klaus Otzelberger. Er hatte in der Landeshauptstadt bis zuletzt um Vorzugsstimmen gekämpft - mit Unterstützung blauer Politprominenz. Seine Anhänger zeigen auf dem Rathausplatz Flagge. Inzwischen ziehen dunkle Regenwolken über St. Pölten auf - wem ein politisches Donnerwetter droht, wird sich erst zeigen.

VP verliert zwei Sitze im Gemeinderat
Düstere Mienen dann bei der Volkspartei. Kurz nachdem weitere Ergebnisse eintreffen, steht bereits die erste Krisensitzung an. Statt der anvisierten Zugewinne fehlen am Ende sogar zwei Mandate, auch ein Stadtratssitz ist verloren. Parteichef Adl übernimmt sofort die Verantwortung für das triste Ergebnis, personelle Konsequenzen soll es vor den Gremiensitzungen am 25. April aber nicht geben. Noch schlechter ergeht es den Grünen: Die vor der Wahl aufgesplitterten Ökos müssen weitere Federn lassen, sie verlieren einen ihrer beiden Gemeinderatssitze - Spitzenkandidatin Nicole Buschenreiter kündigt noch am Abend ihren Rücktritt an. Bei der FP gibt es zwei zusätzliche Mandate zu vergeben. NEOS, Blüh und Liste Jetzt waren chancenlos.

Und die SP? Die Anspannung des Morgens weicht Erleichterung, dann Freude. Nicht nur konnte Stadtchef Stadler seine absolute Mehrheit behauptet, es gibt sogar deutliche Stimmenzuwächse und ein weiteres Mandat zu feiern. Die um 5,62 Prozent gestiegene Wahlbeteiligung dürfte den Roten auch geholfen haben. Sie konnten ihre Wähler (gegen den Bundestrend) am besten mobilisieren.

Wahlbeteiligung von 63,6 Prozent
45.545 Bewohner der niederösterreichischen Landeshauptstadt waren am Sonntag wahlberechtigt. Ihre Stimme gaben 28.980 Personen ab. Die Wahlbeteiligung stieg auf 63,62 Prozent, nachdem sie bei der letzten Gemeinderatswahl am 3. Juli 2011 um rund zehn Prozentpunkte auf 58 Prozent gesunken war.

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