ÖVP-Abschiedsrede

Spindelegger: Ein ewiger Maulkorb für sich selbst

Österreich
08.11.2014 14:28
Wochenlang hatte es von ihm keine offizielle Wortmeldung gegeben - das jähe Ende an der ÖVP-Spitze machte ihm anscheinend schwer zu schaffen. Am Samstag kehrte Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger auf dem ÖVP-Parteitag in Wien kurz ins Rampenlicht zurück. Wer sich eine beinharte Abrechnung mit seinen Widersachern erwartet hatte, wurde enttäuscht: Der nunmehrige Privatmann Spindelegger gab sich streichelweich und kündigte an, sich ab sofort gar nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.

"Wer erwartet, dass ich heute Steine werfe, den werde ich enttäuschen", hielt Spindelegger gleich zu Beginn seiner Rede fest und meinte, er wolle sich "in aller Form und Würde" verabschieden. Er sei "stolz und durchaus glücklich", dass er die Partei dreieinhalb Jahre lang leiten durfte. Diese dreieinhalb Jahre gelten oft als "nicht lange", gefühlt seien es aber "mindestens zehn Jahre", das würde jeder frühere Parteichef bestätigen, so Spindelegger, wofür er Schmunzeln unter den Gästen erntete.

Dank an Danninger, Pröll, Lopatka & Co.
Spindelegger nutzte die Gelegenheit, um sich bei seinem damaligen Regierungsteam zu bedanken. Besonders seinen früheren Staatssekretär Jochen Danninger hob er hervor - ein "treuer Freund", der allerdings nach Spindeleggers Rückzug die Regierung verlassen musste. Auch sein Unterstützer aus Niederösterreich, Landesparteichef Erwin Pröll, und Klubchef Reinhold Lopatka, mit dem er sich "erst finden" musste, wie Spindelegger einräumte, wurden ausdrücklich erwähnt.

Zum Abschluss richtete Spindelegger einen "emotionalen Appell" an die ÖVP-Mitglieder: "Wer wenn nicht wir, wenn nicht diese ÖVP, gibt Österreich die richtige Richtung?" Der nunmehrige Ex-Chef forderte seine Partei außerdem auf, hinter dem neuen Chef Reinhold Mitterlehner zu stehen, "wenn andere ihn angreifen", und ihn und seine Mannschaft "voll und ganz zu unterstützen". Das sei "die Aufgabe, die jetzt vor uns allen liegt". Kurz darauf wurde Mitterlehner tatsächlich mit dem Rekordergebnis von 99,1 Prozent zu Spindeleggers Nachfolger gewählt.

Mitfiebern, Zettel austeilen, keinen Namen mehr haben
Dieser, Spindelegger, wird nun nach eigener Aussage zu jenen gehören, die mitfiebern und "Zettel austeilen". In der Öffentlichkeit wolle er am liebsten gar keinen Namen mehr haben und sich nach seiner Abschiedsrede auch gar nicht mehr äußern. Er sei nun ein Privatmann, so Spindelegger. Die ÖVP sei seine Partei in der Vergangenheit gewesen, sie sei es in der Gegenwart und "bleibt's natürlich auch morgen", schloss der frühere Vizekanzler.

Die Besucher, unter anderem die früheren ÖVP-Obmänner Josef Riegler, Josef Taus, Wolfgang Schüssel, Wilhelm Molterer und Josef Pröll, verabschiedeten Spindelegger mit Standing Ovations.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele