800-m-Lücke droht

Spielfeld: Anrainer torpedieren Bau von Grenzzaun

Österreich
10.12.2015 20:29

Der rund 3,7 Kilometer lange Grenzzaun im steirischen Spielfeld hat schon Lücken, bevor er überhaupt fertig ist. Der Grund: Einige der betroffenen Grundstücksbesitzer, darunter auch der frühere Grazer ÖVP-Stadtrat Helmut Strobl, torpedieren den Bau der Sperreinrichtung. Sie weigern sich, dem Staat dafür ihren Grund und Boden zu verpachten. Das Innenministerium hält trotz der Lücke am Zaunbau fest.

Berichten zufolge könnte das Loch im Bereich der örtlichen Weingärten sogar 800 Meter weit klaffen. Wie der ORF am Donnerstag vermeldete, stehen einige Winzer dem Bau mehr als skeptisch gegenüber.

Grazer Ex-Stadtrat hält Zaun für "unsinnig"
Für Grundeigentümer Helmut Strobl ist es eine Prinzipsache: "Das ist für mich ein Anlass, meine Bedenken gegen den Zaun einzubringen." Er will ihn nicht auf seinem Grund, weil er den Zaun an sich für "unsinnig" hält. Seiner Meinung nach ist der Grenzschutz für die Polizei personell ohne Barriere machbar. Eine "Reihe von Schwierigkeiten" würden den Zaun unsinnig machen. "Es gibt viele Fahrwege, die gleichzeitig Staatsgrenze sind und von beiden Ländern genutzt werden. Wo will man dort einen Zaun aufstellen?", gibt Strobl zu bedenken.

Außerdem gebe es den sogenannten Doppelgrundbesitz, der noch aus der Nachkriegszeit stamme. Österreicher bewirtschaften auch Flächen auf ehemals jugoslawischem, heute slowenischem Staatsgebiet - so auch Strobl. Das Innenministerium habe ihm ein Tor vorgeschlagen, für das er den Schlüssel bekomme. Aber dort sei steiles Gelände - und ein Tor seiner Meinung nach nur schwer realisierbar. Zufrieden zeigte er sich aber mit den Containern, die in der sogenannten Kernzone in der Sammelstelle Spielfeld für die Registrierung der Flüchtlinge errichtet werden. Die hätten schon früher kommen sollen, sagte er.

"Ich mache da nicht mit"
Von seiner Seite aus sei das Thema Zaun jedenfalls abgeschlossen: "Ich mache da nicht mit." Pacht oder Miete, die andere für die Flächen bekommen dürften, interessierten ihn kaum. Das Geld hätte er ohnehin der Flüchtlingshilfe gegeben, erklärte er. Eine endgültige Antwort, was nun bei der Lücke statt des Zauns passiert, habe er bisher noch nicht aus dem Ministerium bekommen. Strobl meinte, dass der Maschendraht letzten Endes kürzer als geplant ausfallen werde: "Meine Prognose: Ich glaube, der wird nur halb so lang."

Polizei: 800-Meter-Lücke "theoretisch möglich"
"Wir wollen ja die tägliche Arbeit der Winzer nicht behindern", versicherte dazu Oberst Josef Reich von der Landespolizeidirektion Graz. Es sei dadurch "theoretisch möglich", dass die Zaunlücke um weitere 800 Meter wachse. Für Reichs Stellvertreter Manfred Komericky wäre das "total okay": "Wir hatten dieses Konzept miterarbeitet, und wo es notwendig ist, werden wir mit Personalressourcen unterstützen."

Damit würde vom ursprünglichen Plan abgewichen: 300 Meter östlich und 3,7 Kilometer westlich der Sammelstelle am Grenzübergang Spielfeld sollte der 2,5 Meter hohe Zaun errichtet werden. Bis zu zehn Millionen Euro sind dafür veranschlagt, laut Landespolizeidirektion werde diese Summe jedoch nicht ausgereizt.

Video aus dem Archiv: Startschuss für Zaunbau in Spielfeld gefallen

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