Paukenschlag

Skylink: Vier Flughafen-Chefs gehen frei

Österreich
05.11.2014 15:00
64 Monate ermittelten Staatsanwaltschaft und Wirtschaftskriminalisten im Bauskandal Skylink auch gegen die vier früheren Vorstände des Flughafens Wien. Jetzt wird das Verfahren gegen einst als Tatverdächtige geführten Topmanager eingestellt, wie die "Krone" erfuhr. Diese Entscheidung wird bereits kritisiert, 25 anderen Tatverdächtigen drohen weiterhin Anklagen.

Den Ex-Flughafenchefs Herbert Kaufmann (65), Christian Domany (62), Gerhard Schmid und auch dem erst viel später (2009) ins Führungsteam geholten niederösterreichischen Ex-Landesrat Ernest Gabmann (65) drohte seit Beginn der Ermittlungen ein Jahr Haft: Die Staatsanwaltschaft Korneuburg ermittelte wegen des Verdachts eines Vergehens nach Paragraf 255 Aktiengesetz - den vier Managern wurde vorgeworfen, den Aufsichtsrat "in Berichten die Verhältnisse der Gesellschaft unrichtig wiedergegeben" zu haben.

So sollen vor allem Kaufmann, Domany und Schmid den Aufsichtsrat nicht korrekt und/oder nicht zeitgerecht über das ganze Ausmaß des Kostendebakels beim Bau des riesigen schwarzen "Skylinks" (heute "Terminal 3") informiert haben.

Kritik am "Freispruch" für ÖVP- und SPÖ-nahe Vorstände
Justiz-Insider kritisieren nun den "Freispruch" aller vier ÖVP- und SPÖ-nahen Ex-Flughafenmanager: "Bei Ernest Gabmann war klar, dass die Vorwürfe nicht vorhanden sind - die Steigerung der Projektkosten von 410 auf 830 Millionen Euro war schon vor seinem Amtsantritt nicht mehr aufzuhalten. Aber dass sich die anderen drei Manager nicht einmal in einem Prozess rechtfertigen müssen, kommt doch etwas überraschend."

Das rot-schwarze Finanzdebakel wird die Flughafen AG jedenfalls noch länger spüren. Und 2015 beginnen bis zu 25 Strafprozesse.

Der Fall Skylink - die Chronologie
1998: Start zum städtebaulichen Wettbewerb für das Areal.
2000: Die Entscheidung zum Bau wird gefällt.
2002: Am 11. Februar wird das Projekt Skylink geboren. Die deutsche Beratungsgruppe Drees & Sommer verweist darauf, dass das Projekt teurer als geplant werden könnte.
2004: Das Projekt bekommt einen neuen Verantwortlichen. Christian Domany beerbt Kurt Waniek.
2006: Am 23. Jänner wird der Grundstein gelegt. "Die Inbetriebnahme des Terminals soll 2008 erfolgen", vermeldet die APA damals.
2007: Der Rohbau ist fertig, es gibt aber Verzögerungen. Die Liste der Mängel wird immer länger.
2009: Das Debakel fliegt auf. Im Jänner werden die Kosten auf 657 Millionen Euro beziffert, wenig später auf 830 Millionen. Im März geht Vorstand Christian Domany. Auf ihn folgt der niederösterreichische Ex-Wirtschaftslandesrat Ernest Gabmann.
Im selben Jahr beginnt der Rechnungshof zu prüfen - die Politik hat das monatelang verhindert. Im Juli beauftragt die Staatsanwaltschaft die Kripo mit Ermittlungen.
2010: Im Dezember müssen die Flughafen-Vorstände Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid gehen.
2011 liegt der RH-Bericht vor. Die Justiz erweitert ihre Ermittlungen.
2012: Im Juni wird der Skylink eröffnet, er heißt nun "Terminal 3". Im November legt auch der Wiener Stadtrechnungshof seinen - sehr kritischen - Bericht vor.
2014: Die Staatsanwaltschaft bestätigt die Strafprozesse für 2015.

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